Kulturjahr Fürstenkongress 1808-2008 ausgerufen

Mit einem großem und bunten Programm gedenkt die Stadt Erfurt im Jahre 2008 dem 200. Jahrestag des Fürsenkongresses, wo auf Einladung Napoleons 34 deutsche Fürsten zusammentrafen.

Empfang des österreichischen Botschafters auf dem Erfurter Fürstenkongress im Jahre 1808.

Empfang des österreichischen Botschafters auf dem Erfurter Fürstenkongress im Jahre 1808.

Erfurt in seinem höchsten Glanze! - so machte es in Europa die Runde. Kaiser Alexander I. von Russland und die meisten der deutschen Rheinbundfürsten waren auf Einladung des Kaisers Napoleon I. vom 27. September bis zum 14. Oktober 1808 nach Erfurt gekommen, das so für zwei Wochen zu einem gesellschaftlichen Zentrum europäischer Politik wurde.

Dieses strahlende Ereignis wird Erfurt im Jahr 2008 als themenorientierten Kulturschwerpunkt unter dem Motto »200. Wiederkehr des Fürstenkongresses in Erfurt 1808« würdigen. Zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen, Kongresse und Begegnungen werden die Erfurter und ihre Gäste so das gesamte Jahr über erleben können.

Der Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres ist allerdings mit einem Festprogramm vom 26. bis 28. September 2008 geplant. Hierfür haben sich Vereine, Einrichtungen, Firmen und Institutionen der Stadt und des Landes zusammen gefunden, um mit finanzieller Förderung der Stadt und unter Koordinierung der Kulturdirektion ein Programm zu erarbeiten, welches eine überregionale Ausstrahlung erwarten lässt. Die Grundzüge dieses Programmes liegen nun auch in Form eines Flyers und Plakates vor, die ab dem heutigen Tag europaweit für Erfurt und das Jubiläum des Fürstenkongresses werben werden.
Veranstaltungsschwerpunkte an diesem Wochenende werden sein:

  • Zeitgleich mit dem historischen Beginn des Erfurter Fürstenkongresses von 1808 soll vom 26. bis 28. September 2008 ein großes Treffen von militärhistorischen Darstellungsgruppen der napoleonischen Zeit aus zahlreichen europäischen Ländern stattfinden. Ein internationales Biwak auf dem Gelände der Zitadelle Petersberg aber auch zahlreiche Einzelveranstaltungen in der Stadt werden Teilnehmer in historischen Uniformen aus Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Italien, Ungarn, der Tschechischen Republik, Polen, Russland, Lettland, Litauen, Estland und Deutschland zusammenführen.
  • Das Palais des Kaisers - heute Sitz der Thüringer Staatskanzlei und der davor gelagerte Hirschgarten wird zum Veranstaltungszentrum für den »Einzug des Kaisers« am 26.09.2008, 11:00 Uhr.
  • Im Erfurter Dom wird es noch am gleichen Tag für alle Teilnehmer und Gäste einen ökumenischen Friedensgottesdienst geben.
  • Der Fürstenkongreß 1808 war insbesondere ein gesellschaftliches Ereignis von europäischem Rang. Eine Widerspiegelung soll dies am Abend des 26.09.2008 vor und im Kaisersaal finden, wenn hier die Kutschen gekrönter Häupter vorfahren und die Gäste im festlich geschmückten Saal durch den Kaiser empfangen werden und französisches Theater und dann eine rauschen de Ballnacht erleben.
  • Dieses Wochenende wird durch ganz besondere Gäste begleitet werden. Auf Einladung des Landes und der Stadt werden Nachfahren der Kongressgäste von 1808 in Erfurt weilen. Das Gesicht der Stadt wird schon seit den Denkmaltagen am 06. September 2008 in besonderer Weise auf das Ereignis aufmerksam machen. Kaum ein prunkvolles Gebäude der Innenstadt, welches 1808 nicht einen König, einen Fürst oder einen General mit seinem Gefolge beherbergt hat. Im Jahr 2008 werden Losungen der damaligen Zeit an den Fassaden und Wachhäuschen davor auf die besondere Gastgeberfunktion dieser historischen Orte verweisen.
  • Hochrangige Sonderausstellungen in der Kunsthalle, im Stadtarchiv, im Stadtmuseum und im Museum für Thüringer Volkskunde werden das Bild von einem ereignisreichen Wochenende in Erfurt im Zeichen des Fürstenkongresses von 1808 abrunden.

»Schon jetzt möchte ich all jenen danken, die sich um dieses besondere Ereignis bemühen und lade ein zu einem Wochenende nach Erfurt in seinem höchsten Glanze.« sagte K. H. Kindervater ehrenamtl. Beigeordneter für Kultur

Historischer Hintergrund:

Der Erfurter Fürstenkongress von 1808 ist der von Napoleon initiierte Versuch, mit diplomatischen Mitteln einen Krieg zwischen Frankreich und Österreich für den Moment zu vermeiden. Napoleon befindet sich seit Sommer 1808 in einer unangenehmen Lage.

Erstmals mussten seine Truppen in Spanien eine Niederlage hinnehmen. Ein Umstand der besonders politisch nachteilig für den französischen Kaiser wirkt. Auf der anderen Seite rüstet Österreich zum Krieg gegen Frankreich. Und schließlich ist Englands Macht ungebrochen. In dieser Situation drängt Napoleon auf ein Treffen mit dem russischen Zaren, um vor aller Welt ein französisch-russisches Bündnis abzuschließen. Napoleon wählt Erfurt für das Treffen, eine Stadt mit Befestigungsanlagen, die ihm persönlich zugeordnet ist. Neben den beiden Kaisern befinden sich vier Könige, eine Königin, achtzehn regierende Fürsten und Fürstinnen, sechs Erbprinzen und vierundzwanzig andere Prinzen nebst ihrem Gefolge sowie höchste französische und russische Staatsdiener in der Stadt. Sie alle machen den Erfurter »Fürstenkongreß«, der vom 27. September bis zum 14. Oktober tagt, zu einem einzigartigen Ereignis des Jahres 1808.

Diese Zusammenkunft gekrönter Häupter ist geprägt durch ein prachtvolles gesellschaftliches Leben. Dazu gehören Theatervorstellungen im Universitätsballhaus große militärische Messen im Dom, Bälle, Ausflüge und Feste in die Umgebung, glänzende Jagdgesellschaften oder Inspektionen und Paraden der Truppen. Man trifft sich in Salons bei Tee und Punsch. Beide Kaiser zeigen sich bei diesen Gelegenheiten unzertrennlich. Alle Welt soll sehen, wie gut und vertrauensvoll die beiden mächtigen Herrscher miteinander umgehen. Napoleon empfängt daneben beim morgendlichen Lever im Kaiserlichen Palais (heute Thüringische Staatskanzlei) Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur - darunter den von ihm als »deutschen Voltaire« hoch geschätzten Christoph Martin Wieland und den nicht weniger bekannten Johann Wolfgang von Goethe.

Napoleon und Zar Alexander verhandeln hinter verschlossenen Türen. Das Ziel Napoleons, den Zaren auf ein eindeutig antiösterreichisches Bündnis zu verpflichten, scheitert. Man einigt sich nach langen Verhandlungen auf eine Konvention, die den Frieden von Tilsit vom Sommer 1807 lediglich bestätigt, mehr nicht. Die Frage, ob Krieg oder Frieden die Zukunft des europäischen Kontinents bestimmen wird, bleibt unbeantwortet.


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09