Geschmeidige Felle, exotische Federn, schillernde Perlen – die Pracht und Schönheit der Tierwelt hat Menschen seit jeher fasziniert und Sehnsüchte geweckt. Je seltener ein Pelz oder eine Perle, umso mehr wurden sie begehrt, um sich selbst damit zu schmücken. Dafür wurden Tiere in aller Welt gejagt, getötet und sogar ausgerottet. Ihre Häute, Panzer oder Zähne wurden zu lukrativer Handelsware für Kleidung und Mode. Sie erfüllten Frauen und Männern den Wunsch nach Luxus und nach Abgrenzung, sie dienten der Erotik und versprachen einer ganzen Industrie gute Geschäfte. Die Ausstellung »Modische Raubzüge - Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute« widmet sich vom 5. März 2023 bis zum 7. Januar 2024 in der Tuchfabrik Müller in Euskirchen diesem Thema in eindrucksvoller Weise.
Tier im Trend
Mit großer Fantasie und kunsthandwerklichem Geschick wurden alle denkbaren Tierarten schon immer für die Mode genutzt und zu faszinierend schönen Kleidungsstücken verarbeitet, die Menschen schützten, wärmten oder schmückten. Aber kein Tier gibt freiwillig sein Fell, seine Federn oder sein Gehäuse her. Der Tod der Tiere ist die Kehrseite dieses Luxuskonsums. Hat sich daran gar nichts geändert? Haben die Anti-Pelz-Kampagnen nichts bewirkt? Ein Blick in jede x-beliebige Fußgängerzone zeigt: Tierische Materialien prägen modische Trends – sie sind wieder in. Die lange Zeit verpönten Luxusprodukte aus Pelz sind erneut zum Mainstream geworden. Die Produktionszahlen sprechen für sich: Geschätzt 90 Millionen Tiere müssen jährlich für die Pelzmode ihr Leben lassen.
Die Ausstellung
Die Ausstellung beleuchtet mehr als 200 Jahre dieses besonderen Ausschnitts der Kulturgeschichte der Mode und macht die unmittelbare Konfrontation von Mensch und Tier erlebbar. Zu sehen sind auf mehr als 500 Quadratmetern über 250 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung und von verschiedenen Leihgeber*innen. Hinzu kommen historische Bilder und Filme. Ergänzt wird die Ausstellung außerdem durch eine Präsentation von Arbeiten des Berliner Künstlers Oliver Mark aus der Serie »Natura Morta«. Sie zeigen Fotografien von illegal gehandelten und nach Deutschland geschmuggelten Objekten. Diese Tierpräparate, aus tierischen Materialien gefertigte Kleidungsstücke sowie Accessoires, wurden vom Zoll beschlagnahmt und sind seitdem in der Asservatenkammer des Bundesamts für Naturschutz in Bonn gelagert.
Mensch und Tier
»Das Verhältnis von Mensch und Tier zu untersuchen – in unserem Falle anhand von Bekleidung und Mode – das geht nur, wenn man sowohl historische Zeugnisse als auch die gegenwärtige Gesellschaft in den Blick nimmt« erklärt Dr. Dennis Niewerth, Leiter der Tuchfabrik Müller. »Daher ist das Publikum eingeladen, in die Vergangenheit einzutauchen, die Ausstellung bietet aber auch einen Blick auf die Gegenwart und regt an, über den eigenen Kleidungskonsum nachzudenken und mit anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen« ergänzt Niewerth. Denn unser Verhältnis zu den Tieren steht auf dem Prüfstand – nicht nur wegen unseres ungehemmten Raubbaus an der Natur und der ethischen Frage: Was darf der Mensch?
Monatlich werden öffentliche Führungen angeboten und an verschiedenen Terminen sind Interessierte zu abendlichen Rundgängen eingeladen.
Ein reich bebilderter Katalog gibt die Möglichkeit, das Thema auch zuhause zu vertiefen. Er ist im Museumsshop oder im Buchhandel zum Preis von 24,90 Euro erhältlich.
Veranstaltungsinformation:
»Modische Raubzüge – Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute«
05.03.2023 - 07.01.2024 | Di - Fr 10:00 Uhr - 17:00 Uhr | Sa und So 11:00 Uhr -18:00 Uhr
LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller
Carl-Koenen-Straße 25 | 53881 Euskirchen
: +49 22349921555
: +492234 9921300
: info@kulturinfo.de
: https://industriemuseum.lvr.de/de/die_museen/euskirchen/tuchfabrik_mueller.html