Palettes: Jacques-Louis David (1748 - 1825)

»Der Tod des Marat« ist eines der berühmtesten Bilder des französischen Malers Jacques-Louis David (1748 - 1825). Seine Malerei spiegelt heroische oder dramatische Ereignisse der Zeitgeschichte wider. Im Mittelpunkt der heutigen Sendung steht das großformatige Gemälde »Die Sabinerinnen« (1799). Der Künstler beginnt, es im Gefängnis zu malen, wo er aufgrund seines politischen Engagements in der Französischen Revolution 1794 auf die Guillotine wartet.

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Im August 1794 ist Jacques-Louis David (1748 - 1825) 46 Jahre alt. Da er sich zu sehr mit Robespierre und dessen Freunden eingelassen hat, sitzt er im Gefängnis und ihm droht die Guillotine. Er erhält jedoch die Genehmigung, seine Malutensilien in seine Zelle kommen zu lassen. Er liest klassische Autoren wie Livius, Plutarch und Ovid. Dabei regt ihn eine Episode über die Gründung Roms zu einer ersten Skizze für das Bild »Die Sabinerinnen« an. Das großformatige Gemälde wird nach fünf Jahren vollendet und gelangt erst 1799 an die Öffentlichkeit.»»»»«

Jacques-Louis David hält auf seinem Gemälde eine Szene aus der Legende zur Entstehung Roms fest, und zwar den Augenblick, in dem sich eine ins wirre Kampfgetümmel geeilte Sabinerin, Hersilia, zwischen Tatius, den König der Sabiner, und Romulus stellt. Romulus ist gerade im Begriff, eine Lanze auf Tatius zu schleudern.

Wie unter anderem bei Plutarch zu lesen ist, raubten der Sage nach die Römer unter Romulus während eines Festes die Frauen der Sabiner, eines italienischen Volkes im mittleren Apennin. Als die Sabiner später mit einer starken Heerschar Rom belagerten, ergriffen die Sabinerinnen die Partei ihrer Entführer oder sie stellten sich zwischen die Parteien und erzwangen so den Frieden.

David lässt in das Bild nicht nur seine Leidenschaft für die römische Antike, sondern auch zahlreiche aktuelle politische Anspielungen einfließen. Für seine historischen Inszenierungen lässt der Maler, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis Wohnrecht im Louvre genießt, historische Gegenstände als Modelle anfertigen - wie Helme, Sandalen, Schilde oder Möbel.

»Palettes« geht unter anderem den Inspirationsquellen des vielschichtig angelegten Gemäldes auf den Grund. Es kann als Auseinandersetzung verstanden werden mit dem Verhältnis von Mythos und Geschichte, von realem Ereignis und Legende. David stellt die Geburt Roms als Gegenstück zu den gewalttätigen Ereignissen der Französischen Revolution dar. Deshalb lässt sich an Davids Werk auch eine grundlegende Frage politischer Philosophie ablesen: Bedeutet die Einstellung der Massaker, die Versöhnung der gegnerischen Lager, tatsächlich die Aufhebung der vorausgegangenen Verbrechen? Oder ist alles nur ein Albtraum, der stets von vorn beginnt?

Diese Sendung wird durch den deutsch-französischen Kultursender arte am Donnerstag, den 28.02.2008 um 13:00 Uhr ausgestrahlt. Eine Wiederholung des 30minütigen Beitrags erfolgt am 11.03.2008 ebenfalls um 13:00 Uhr in arte.

 


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09