Hollabrunn 2007

Mit mehr als 350 Darstellern wird im August 2007 in Hollabrunn Geschichte wieder lebendig. Das Reenactment von Hollabrunn erfreut sich bei Darstellern und Zuschauern einer immer größeren Popularität.

Zum dritten Mal in Folge findet vom 03. bis 05. August 2007 Österreichs größte Reenactment-Veranstaltung »Napoleon in Hollabrunn« statt. Der wachsende Erfolg der Veranstaltung wurde durch zunehmende Zuschauer- und Darstellerzahlen in den vergangenen beiden Jahren belegt.

In diesem Jahr widmet man sich den russischen Verbündeten. So wird in diesem Jahr Alexander Walkowitsch mit seinen russsischen Truppen anreisen. Sie sind Teil der etwa 350-450 erwarteten Darsteller für dieses Jahr. Neben den Darstellern erwartet man etwa 30 historische Marktstände und etwa 15.000 Zuschauer. Besonders stolz sind die Veranstalter auf die Unterstützung der zahlreichen Kavallerie-Darsteller. »Dazu kommt, dass rund 35 Kavalleristen bereits im Vorjahr ihre Teilnahme für 2007 zusicherten, sodass auch heuer wieder eine beeindrucken Kavallerie-Darstellung zu erwarten ist,« teilt der Veranstalter mit.

Wie bereits im vergangenen Jahr wird der amerikanische Schauspieler Mark Schneider als Napoleon-Darsteller in Hollabrunn zu sehen sein. Schneider hat bereits im vergangenen Jahr den Napoleon in Hollabrunn, Jena und Berlin gegeben.

Der historische Hintergrund:

Am 25. Oktober 1805 trat der russische Generalleutnant Kutusow von Braunau aus den Rückzug an. Es war ihm nicht geglückt, rechtzeitig in Ulm einzutreffen und General Macks eingeschlossenern k.k. Armee zu helfen. Bei seinem Rückzug wich er Zusammenstößen mit den ihm folgenden französischen Truppen Napoleons weitgehend aus. Trotzdem fügte er den Franzosen bei Dürnstein eine empfindliche Schlappe zu. Napoleon, dessen Heer von Süden kommend Wien durch eine List an der Taborbrücke einnahm, bedrohte die russischen Truppen ebenso, wie die entlang der Donau nachfolgenden Korps von Bernadotte und Mortier. Kutusow zog noch in der Nacht vom 13. November von Kremsunter Zurücklassung seiner Kranken und Verwundeten ab und erhielt von Kaiser Franz die Weisung, mit allen Truppen gegen Brünn zu ziehen. Daraufhin entsandte er Fürst Bagration mit der Nachhut und der österreichischen Brigade Nostitz nach Oberhollabrunn. Diese sollten die Franzosen unter Murat aufhalten und ihm - Kutusow - den ungestörten Rückzug nach Mähren, sowie die Vereinigung mit dem österreichischen Korps Liechtenstein und der anrückenden russischen Verstärkung (die Garde und Buxhövden) sichern.

Fürst Bagration - einer der fähigsten Befehlshaber der damaligen Zeit - langte in den Morgenstunden des 15. November nach einem beschwerlichen Marsch mit rd. 8.000 Mann in Oberhollabrunn ein, wobei er rechts des Göllersbaches, Stellung nahm. Nostitz bezog unmittelbar darauf mit 2 Kosakenregimentern am linken Ufer Stellung.

Zur gleichen Zeit brach Murat von Stockerau auf und stieß am Nachmittag auf die russisch- österreichische Vorhut. In der irrigen Annahme, die komplette Kutusowsche Armee- rund 35.000 Mann - vor sich zu haben, leitet Murat Waffenstillstandsverhandlungen ein, um zu einem späteren Zeitpunkt, verstärkt durch das Korps des Marschall Soult, anzugreifen.

Diese Pause nutzte Bagration um sich auf eine noch bessere Stellung bei den Dörfern Grund und Schöngrabern zurückzuziehen.

Als Napoleon in Wien davon erfährt zeigt er sich Murat gegenüber äußerst erzürnt über dessen Eigenmächtigkeit und erteilt eine scharfe Rüge "... es fehlt mir an Worten, um Ihnen meine Unzufriedenheit auszudrücken. Sie befehligen nur meine Vorhut und haben daher, ohne meine Ermächtigung kein Recht, einen Waffenstillstand abzuschließen. Sie bringen mich um die Frucht des ganzen Feldzuges. Kündigen Sie sofort den Waffenstillstand, gehen Sie auf den Feind los......” (Correspondence XI) Am 16. November 1805, gegen 17.00 Uhr, bei beginnender Dunkelheit, greift Marschall Murat bereits mit ca. 30.000 Franzosen die Stellungen Bagrations (ca. 8000 Mann) zwischen Schöngrabern und Grund an, um den Rückzug der Russen nach Znaim und Brünn zur Hauptarmee zu verhindern. Bagration zog sich ob der erdrückenden Übermacht zurück. konnte aber das Ziel, Kutusow mit Liechtensteins Armee zu vereinigen, ermöglichen. Napoleon, beunruhigt durch die Haltung Murats traf am 16. November in Oberhollabrunn ein, bestieg sein Pferd und begab sich auf das Schlachtfeld. Allein der Preis war hoch. Die Russen büßten rd. die Hälfte Ihrer Truppen ein.

Die Französischen Truppen wurden ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. General Oudinot wurde verwundet
und musste sein Kommando abgeben. Die Tapferkeit der Russen jedoch fand einmütige Anerkennung ("Des bataillons de grénadiers russes ont montré de l’intrpidité” - 26. bulletin). Napoleon selbst feuerte seine Truppen vor der Schlacht in Austerlitz mit den Worten an: "Ihr steht denselben russischen Bataillonen gegenüber, die ihr bei (Ober)-Hollabrunn besiegt habt” Fürst Bagrations Truppen nahmen einen französischen Obersten, zwei andere Offiziere nebst einigen Mannschaften gefangen und erbeuteten eine französische Fahne. Zar Alexander verlieh mehrere Auszeichnungen und Ehrenfahnen. Der 16. November gilt mit Recht als Ehrentag des russischen Heeres.

Das Korps des Fürsten Bagration bestand aus folgenden Truppenkörpern:

  • Grenadierregiment Kiew, Major Ikonomow
  • Füsilierregiment Azow, Major Oustianzoff
  • Füsilierregiment Podolieu, Obstlt. Netschaeff
  • 6. Jägerregiment, Oberst Belokopitoff u. Oberst Jakowleffein
  • Battaillon Füsilierregiment Narwa, Oberst Garpezwei
  • Bataillone Füsilierregiment Nowgorod, Obstlt.Manachtin, Major Betticher
  • Dragonerregiment Tschernigoff, Oberst J. Panchoulidcheff,Obstlt. Lewin
  • Husarenregiment Pawlograd, Oberst S. Panchoulidcheff,Oberst Fürst Tchetwertinsky, Baron Rosen,
  • zwei Donaukosakenregimenter, Obstlt. Sissoeff, Obstlt.Hanjenkoff
  • 4. Artillerieregiment , Hptm. Soudakoff
  • Husarenregiment Nr. 4 Hessen-Homburg,
  • Brigade Graf Nostitz
  • Peterwadeiner Infanterieregiment Nr. 9,
  • Brigade Graf Nostitz

(Quelle: Kwiatkowski, Die Kämpfe bei Schöngrabern und Oberhollabbrunn, wien 1908)Hollabrunn 2007 – Weltgeschichte wird neu erlebt


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