Des Knaben Wunderhorn
Eine Liedersammlung von Joachim von Armin und Clemens von Brentano
Schmählied gegen die Schweizer
Von Isenhofer von Walzhut bei Tschudi. II. 412.
Wohlauf ich hör ein neu Getön,
Der edlen Vögel Sang,
Ich trau es werde nun ganz schön,
Unwetter hat so lang
Geregnet auf der Heide,
Die Blumen sind erfrorn,
Dem Adel, als zum Leide,
Die Bauern zusammen schworen.
Die Wolken sind zum Berg gedrückt,
Das schafft der Sonne Glanz,
Den Bauern wird ihr Gewalt entrückt,
Das thut der Pfauen Schwanz;
Nun Kuh so laß dein Lugen,
Geh heim, hab gut Gemach,
Den Herren ekelt dein Mugen,
Trink aus dem Mühlenbach.
Und bliebest du daheime,
Du hättest gute Weid,
Und dich betrübte keiner,
Und dir gescheh kein Leid,
Du thatst zu weit ausbrechen,
Das thut dem Adel Zorn,
Das kommt von deinem Stechen,
Man schlägt dich auf dein Horn.
Die Bauern treiben Wunder,
Ihr Uebermuth ist groß,
In Schwitz und Glarus besunder,
Niemand ist ihr Genoß;
Sie tragen jezt die Krone,
Vor Ritter und vor Knecht,
Wird ihnen nun der Lohne,
Das ist nicht wider Recht.
Der uns dies Liedlein hat gemacht,
Der ist von Isenhofen,
Die Bauern hatten sein kein Acht,
Als er saß hinterm Ofen,
Und horchet ihrem Rathe,
Und was sie wollten treiben,
An einem Abend spate,
Er will es nicht verschweigen.
Ein Bauer sah im Glase
Den hellen Farbenschein,
Er warf, als ob er rase
Hinaus es in den Rhein:
»O Pfauenschwanz ich sehe
Dich doch an allem Ort,
So soll es dir auch gehen.«
Er sprach ein grimmig Wort.
Sie sprachen: »Wir sind Herren
Von unsrem Land und Leut,
Der König soll es nicht wehren,
Wir geben um ihn nichts;
Er wollte uns gern spalten,
Und das liegt an dem Tag,
Das Bündel Ruthen soll halten,
Doch mancher Herr noch klag.«
Und frühe vor dem Morgen
Ich hob mich von dannen bald,
Ich lief dahin mit Sorgen,
Wohl oben durch den Wald,
Und da ich kam auf die Heide,
Da hab ich dies gesungen,
Den Frommen nicht zu Leide,
Daß Feld und Wald erklungen.