Des Knaben Wunderhorn

Eine Liedersammlung von Joachim von Armin und Clemens von Brentano

Ewigkeit

Katholische Kirchengesänge. Cölln 1625. S. 620.

        O Ewigkeit, o Ewigkeit!
        Wie lang bist du, o Ewigkeit,
        Doch eilt zu dir schnell unsre Zeit,
        Gleich wie das Heerpferd zu dem Streit,
        Nach Haus der Bot, das Schiff zum Gestad,
        Der schnelle Pfeil vom Bogen ab.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        Gleich wie an einer Kugel rund,
        Kein Anfang und kein End ist kund;
        Also, o Ewigkeit an dir,
        Noch Ein- noch Ausgang finden wir.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        Du bist ein Ring unendlich weit,
        Dein Mittelpunkt heißt Allezeit,
        Niemahl der weite Umkreiß dein,
        Weil deiner nie kein End wird seyn.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        Hinnehmen könnt ein Vöglein klein,
        All ganzer Welt Sandkörnlein ein:
        Wenns nur eins nähm all tausend Jahr,
        Nach dem wär nichts von ihr fürwahr.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        In dir, wenn nur all tausend Jahr
        Ein Aug vergöß ein kleine Thrän,
        Würd wachsen Wasser solche Meng,
        Daß Erd und Himmel wär zu eng.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        Den Sand im Meer und Tropfen all,
        Sind nur ein Bruch der einen Zahl;
        Allein schwitzt über dir umsonst,
        Die tiefste Meß- und Rechenkunst.

        O Ewigkeit, u.s.w.
        Hör Mensch: So lange Gott wird seyn,
        So lang wird seyn der Höllen Pein,
        So lang wird seyn des Himmels Freud,
        O lange Freud, o langes Leid!


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