Maria Körner an Fanny Pereira-Arnstein

vom 15.06.1835.

Berlin, 15.Juni1835.

Hochverehrte Freundin!

Sehr erwünscht war mir ein kurzer Besuch von Fräulein von Salling, die mir sagte, dass sie nach Wien reiste und mir anbot, was ich wünschte, an Sie, edle Frau, zu bestellen. So nehmen Sie aus meiner Hand das Gedenkbuch zurück, das Sie mit freundlichen Wohlwollen einst unserm Theodor gaben. Es beglückt mich, es in Ihren Händen zu wissen! Es kann ja auch bald mir die Stunde schlagen, die mich zu meinen Lieben trägt.

Ich gedenke Ihrer mit oft mit herzlicher Liebe und Achtung und erfreue mich an allen den Schönen und Herrlichen und Guten, das Ihnen in Ihrem geliebten Kindern geworden ist. Sie können meiner nicht so innig gedenken, wie ich Ihrer weil Sie so wenig von mir wissen. Der vergangene Winter hielt mich in Krankheit befangen und ich glaubte, den Ruf bald zu hören, der nach der Heimat führt - so war es aber nicht - ich fange an, mich wieder zu erholen. Der Brand in Wöbbelin hat uns einen Verlust durch die Bücher gegeben, die ein Professor Passow dahin schenkte, um das sich die Fremden da einschrieben. Viel schöne Worte in vielen Sprachen waren darin, besonders von Engländern, so tun mir die Gedichte von Felicia Henans leid, die voll Gemüt sich aussprachen, herrlich und schön. Ich bitte Sie unserer Freundin, Frau von Pichler, das Herrlichste zu sagen. Gedenken Sie meiner, wie ich Ihrer gedenke.

Maria Körner

Quelle:
Peschel, Dr. Emil: Theodor Körner´s Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahre 1813, Freiburg in Breisgau 1893


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