Hölderlin. Ein Theaterstück von Peter Weiss

Am 16.01.2020 feiert an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen das Stück »Hölderlin« unter der Regie von Klaus Hemmerle Premiere.

1793 besucht Herzog Karl Eugen mit seiner Gemahlin Franziska das Tübinger Stift. Er vermutet, dass die Stiftler, angesteckt durch die Französische Revolution und die Ideen Rousseaus, aufrührerisches Gedankengut entwickeln könnten und will dem Haus neue Statuten aufzwingen.

Indes diskutieren Schelling, Hegel, Sinclair und Hölderlin die aktuellen Nachrichten aus dem Nachbarland Frankreich. Die jungen Philosophen und Schriftsteller sind beflügelt von den neuen Staatsideen. Wegen an die Wand gekritzelter Parolen wird Sinclair noch während der Visitation öffentlich gezüchtigt. Als die Studenten kurz darauf vom Tod des Revolutionärs Marat hören, droht die Situation unkontrollierbar zu werden. Der Herzog zieht sich zurück, draußen hallen die Rufe nach Freiheit und Demokratie. Ein Jahr später nimmt Hölderlin durch Schillers Vermittlung zum Broterwerb eine Stelle als Hauslehrer bei Familie von Kalb im Thüringischen an, zwei Jahre später bei Familie Gontard in Frankfurt. Beide Male scheitert der Dichter. 1799 liest er seinen Freunden aus seinem Dramenfragment »Tod des Empedokles« als verschlüsseltes Revolutionsdrama vor – wieder wird die politische Lage diskutiert, doch so einig man sich ist, dass die Zeit der Herrscher vorbei ist, so unklar bleibt, wann die Zeit des Einzelnen wohl kommen wird. Ein paar Jahre später, 1806, wird Hölderlins Beschützer Sinclair wegen geplanten Tyrannenmordes verhaftet. Hölderlin kehrt schwer krank von einer Frankreichwanderung zurück und flüchtet schließlich in den Wahnsinn.

Peter Weiss’ »Hölderlin« wurde im Jahre 1971 am Staatstheater Stuttgart unter der Regie von Peter Palitzsch uraufgeführt. Zum 250. Geburtstag Friedrich Hölderlins zeigt die WLB diese besondere Auseinandersetzung mit dem Dichter.

In seiner Geschichte über das 18. Jahrhundert erzählt Peter Weiss im Analogieschluss auch über den Pariser Mai 1968 und die deutschen Studentenrevolten dieser Jahre. »Hölderlin« ist kein historisches Stück, sondern schlägt eine Brücke zwischen den Jahrhunderten und fragt nach der immer noch aktuellen Position des Intellektuellen in politisch unruhigen Zeiten.

Über den Regisseur:

Der Regisseur Klaus Hemmerle, geboren in Offenburg und aufgewachsen in Singen/Htw., studierte an der Schauspiel-Akademie Zürich. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Zürich, Theater der Stadt Heidelberg, bei den Hersfelder Festspielen sowie am Staatstheater Stuttgart. Seit 1990 arbeitet er regelmäßig als Regisseur u.a. in München, Lübeck, Heidelberg, Halle, Stuttgart, Karlsruhe, Berlin, Gießen und Salzburg. Operninszenierungen führten ihn ans Schlosstheater Ludwigsburg und ans Markgrafentheater Erlangen. Seit 1999 hat er Lehraufträge für Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart. Außerdem ist er als Sprecher für den SWR tätig.

An der WLB hat er seit 2014 »Weihnachten an der Front«, »Der Postmichel, »Tadellöser und Wolff«, »Hamlet - Prinz von Württemberg«, »Seelenwanderung« und zuletzt in der Spielzeit 2018/19 die Freilichtproduktion »Ein Sommernachtstraum« sowie Robert Seethalers »Ein ganzes Leben« inszeniert.

Veranstaltungsinformation:

»Hölderlin« nach einem Stück von Peter Weiss
Donnerstag, den 16.01.2020 | 19:30 Uhr
Württembergische Landesbühne Esslingen
Strohstr. 1 | 73728 Esslingen

: +49 711 96 88 04 110
: +49 711 96 80 04 20

:

Routenplaner zur Veranstaltung:


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09