Die Freie Reichsstadt Köln wird im Oktober 1794 durch die Franzosen besetzt.

In der Kölner Geschichte gab es seit dem Mittelalter keinen größeren Einschnitt als die 1794 beginnende französische Besetzung durch die Revolutionsarmee am 06.10.1794. Als man dem französischen General Championet vor dem Hahnentor die Stadtschlüssel übergab, war das gleichzeitig das Ende der ehemaligen freien Reichsstadt Köln.

Am 05.10.1794 stand die französische Armee nur etwa 2 1/2 Stunden von Köln entfernt im Königswald. Es kam zu ersten Gefechten und für den 06.10. wurde eine entscheidende Schlacht zwischen der französischen Revolutionsarmee und den Kaiserlich-Österreichischen Truppen, die in Köln lagen, erwartet. Doch die erwartete Schlacht blieb aus, da schon im Morgengrauen fast das komplette österreichische Lager aufgelöst und über den Rhein gesetzt hatte. Zur gleichen Zeit machte sich der ehemalige Poststallmeister Elsen auf um den heranrückenden französischen Revolutionstruppen entgegen und kündigte an, das die Stadt Köln den Sieger mit aller schuldigen Unterwürfigkeit  empfangen werde. Er erhielt die Zusicherung, das sich für die Stadt Köln nichts ändern würde. Die alten Sitten und Gewohnheiten sollten beibehalten werden ebenso sollten die bisherigen Rechte und Gesetze bestehen bleiben und kein republikanisch gesinnter Bürger sollte Grund zu Beschwerden haben. Mit dieser guten Nachricht und dem Auftrage, das eine Abordnung von Rat und Bürgern die Stadtschlüssel dem Sieger überreichen sollten, begab sich Elsen zurück nach Köln.

So fuhr  Bürgermeister Reiner Joseph Anton von Klespe zusammen mit jeweils zwei Vertretern des Rates und der Bürgerschaft den anrückenden Franzosen auf der Aachener Straße entgegen. Er wurde von Syndikus Bianko, dem Assessor Appelationsakzessist Dumont, dem Ratsmitglied Dollenschall und dem Bannerherrn Ludowigs in einem vierspännigen Wagen begleitet. Noch bevor Sie den Ausgang der Stadt erreichten begegneten sie einem Trompeter und sechs Reitern, die die Stadt Köln zur Übergabe auffordern sollte. Zwischen Melaten und Müngerdorf traf die Köner Abordnung auf einen Vortrupp französischer Kavallerie unter General Championet. Er verlas die Übergabebedingungen und begleitete die Abordnung zusammen mit 100 Männern zurück nach Köln. Vor dem Hahnentor wurden dem General dann die Stadtschlüssel übergeben.

Am Nachmittag zogen unter Führung des Volksvertreters Gilles durch das Hahnentor in die Stadt Köln ein und machten auf dem Neumarkt Halt. Doch die Kölner waren von den zerlumpten Haufen, der da in ihre Stadt zog, ziemlich irritiert. So konnte man in einem zeitgenössischen Bericht lesen:

Die Soldaten, vorzüglich die Infanterie, die durchgehends Freiwillige sind, sahen erbärmlich aus Keine Schuhe, keine Strümpfe, zerrissene Beinkleider. Röcke, die wegen der vielen Risse kaum noch aneinander hingen. Keine Hemden. Kurz: gegen sie waren die Preussen, als sie nach dem ersten Feldzug von Paris durch Koblenz zurückzogen, noch ballmäßig gekleidet. Sowohl die Infanterie als auch die Kavallerie sind nicht über einen Schnitt montiert. An eine Uniform, wie bei den deutschen Regimentern herkömmlich, ist gar nicht zu denken. Der einen  trägt einen blauen, der andere einen grünen Rock; dieser eine Weste mit Ärmeln, jener einen Überrock, der eine kurze der andere lange Beinkleider. der eine Schuhe, der andere Stiefel, ein dritter Überstrümpfe, der einen einen dreieckigen, der andere einen runden Hut, der eine eine Stallmütze, der andere eine Pickelhaube, dieser eine Grenandierkappe, jeder einen mit bunten Wachstuch überzogenen Hut. einer führt ein blankes, der andere ein angelaufenes Gewehr, diesem fehlt das Bajonett, jenem der Pfannendeckel, einen dritten der Hahn, einem vierten der Ladestock. Der eine hat eine Patronentasche, der andere nicht., der eine hat einen Säbel, der anderen keinen.

Bei dem Fußvolk sowohl als auch bei der Kavallerie trifft man Waffenstücke von allen Truppen, gegen welche die Republik Krieg führte. Kaiserliche, holländische, englische, hessische Gewehre und Säbel sieht man bei Ihnen in Menge, vorzüglich viele kaiserliche, denn diese Division folgte dem Leichenzug derselben über den Rhein auf dem Fuße nach. Das waren also die glorreichen Sieger, die nur mit zerlumpten Bürgerbataillionen zu vergleichen waren. Aber immerhin brachten sie ja doch die in alle Welt hinausposaunte und langersehnte Freiheit mit, die sich in phrasenhaften Redensarten kundgab, wie "Freiheit, Gleichheit, Verbrüderung! Krieg den Palästen, Friede den Hütten! Erlösung von der Sklaverei!"

Direkt nach dem Einzug wurden die Stadttore besetzt, Kaufhäuser und die am Rheinufer lagernden Waren wurden sofort beschlagnahmt. Der Magistrat hatte die Aufgabe die Soldaten in den einzelnen Häusern Kölns unterzubringen und ihre Verpflegung zu sorgen. Bis zum Abend wuchs die Zahl der in Köln stehenden Soldaten auf 12.000 Mann an. Gleichzeitig veröffentlichten die neuen Herrscher in Köln zwei Aufrufe.

Im ersten Erlass forderten die neuen Herren Kölns den Magistrat, die Geistlichkeit und jeden Bürger auf, alle Vorräte sowie Waffen und Munition schriftlich zu erfassen und zu melden. Auch sollten keine Schiffe den Hafen mehr verlassen. Zuwiderhandlungen würden schwer bestraft werden. Im zweiten Aufruf gibt er die Versicherung des Volksvertreters und der Generalität ab, das jeder Bürger bei seinem Gewerbe und jeder Geistliche bei seinem Gottesdienst verbleiben solle und ungestört darin fortfahren solle. Gleichzeitig versicherte er er den vollen Schutz und Sicherheit für die Person und das Eigentum.

Zwei Tage nach der Besetzung Kölns durch General Championet traf der Oberbefehlshaber der Sambre- und Maas-Armee General Jourdan in Köln ein. Ab dem 08.10.1794 wurden in Köln auch die Assignatien offizielles Zahlungsmittel in der Stadt. Da die Assignaten aber keinen faktischen Gegenwert hatten, wollten die Kaufleute - nicht nur in Köln - ihre Waren nur gegen bare Münze abgeben. Die französische Verwaltung reagierte mit einem Erlass, das jeder verplfichtet sei, diese anzunehmen. Wer sich weigere würde als Feind der Revolution betrachtet und entsprechend hart bestraft werden. 

Gleichzeitig wurde den Kölnern aufgetragen binnen 24 Stunden alle Vorräte an Heu, Mehl, Hafer anzuzeigen sei. Gleichzeitig wurden auch alle Esswaren, Leder, Tuch, Arzneien Farben usw. erfasst. Auch hier wurde jeder, der falsche Angaben machte, als Feind der Republik betrachtet und mit schweren Strafen bedacht.

Die französische Verwaltung lies aber bei aller Strenge die verschiedenen Anordnungen nicht selbst bekannt machen, sondern nutze dafür den Magistrat der ehemaligen freien Reichsstadt Köln. Die Bürger Kölns litten schwer unter den von den neuen Herrn auferlegten Lasten, die nach und nach alle Scheu ablegten und sch auch ohne Bedenken an Gemeinde- und Privateigentum, an Kirchen und Klöstern vergriffen. Bei den Kölnern entstand ein passiver Widerstand. 

Bei seinem Abschied aus Köln richtete Divisionsgeneral Championet am 15.11.1794 ein Schreiben an den Magistrat:

Meine schleunige Abreise aus Eurer Stadt hat mir nicht die Zeit übrig gelassen, um Euch persönlich zu bezeugen, wie sehr ich mit derjenigen Art zufrieden war, womit Ihr die Truppen brüderlich behandelt habt, die sich über einen Monat meinem Befehlen in eurer Stadt aufgehalten haben. Ich bitte Euch: Gebet selbst Euren Einwohnern meine Erkenntlichkeit zu erkennen. Was mich aber selbst betrifft, so bleibet meiner brüderlichen und dankbaren Gesinnungen versichert. Heil und Verbrüderung Championet"


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