Johann Heinrich Abicht

* 04.05.1762 in Volkstedt/Rudolstadt
† 28.04.1816 in Wilna

Am 04.05.1762 wurde Johann Heinrich Abicht als Sohn des Lehrers Abicht in Volkstedt geboren. Zunächst unterrichtete der Vater Johann Christian Abicht den Jungen und ab dem Jahre 1772 erhielt er beim Konrektor der Schule in Langbreitenbach über vier Jahre Privatunterricht. Seine weitere schulische Ausbildung erhielt er auf dem Rudolstädter Gymnasium. Es war in jenen Tagen Tradition, dass die Schüler regelmäßig mit Theateraufführungen die Bewohner der Stadt erfreuten. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Erbprinz Friedrich Karl von Schwarzburg-Rudolstadt aufmerksam. Dieser unterstützte in den folgenden Jahren das Studium des jungen Abicht heimlich, sodass er sich um die Belange des täglichen Lebens nicht mehr kümmern musste. Ab 1781 studierte er in Erlangen Theologie und Philosophie.

Zunächst widmete er sich dem Studium der Theologie ehe er sich für eine akademische Ausbildung in Philosophie interessierte.

Ab dem Jahre 1784 trat er zunächst eine erste Anstellung als Hofmeister im Hause des Oehringischen Oberstallmeisters Carl Theodor von Schall ein. In jener Zeit bereitete sich Abicht auf seine spätere wissenschaftliche Laufbahn vor.

Im Jahre 1786 legte er die Prüfung zum Magister ab und im Jahre 1790 erhielt er den akademischen Grad eines Doktors der Philosophie an der Universität Erlangen verliehen. Zunächst fand er eine Anstellung als Adjunkt und kurz darauf als außerordentlicher Professor der Philosophie. Seit 1796 war Abicht ordentlicher Professor für Philosophie.

In den Jahren 1789/90 redigierte er zusammen mit Friedrich Gottlob Born die in Leipzig erschienene Zeitschrift »Neue philosophische Magazin zur Erläuterung und Anwendung des Kantischen Systems« und in den Jahren 1794/95 gab er zusammen mit weiteren Gelehrten das »Philosophische Journal« heraus. Abicht machte sich als Verfechter der Metaphysik und machte sich als deren Verteidiger innerhalb des Kantischen Systems, wo sie verschmäht wurde, einen Namen. Sein Versuch einer Einigung zwischen Metaphysikern und Vernunftlern war jedoch nicht erfolgreich. Für den Philosophen war Kritik:

Die Wissenschaft der Beurteilung, ob? was für? wie viel? und wie? wissenschaftliche metaphysische Kenntnisse uns Menschen möglich sind.

Es ließ sich auch auf die Formel bringen, dass Kritik die Wissenschaft der Disziplin eine gültigen Metaphysik sei Unter Disziplin verstand Abicht eine Bildung nach gültigen Gesetzen verstand und da die Metaphysik sich auch in allen anderen Wissenschaften enthalten sei und begründe müsse sie allgemein werden. Auch löste Abicht das Kritik-Praxis-Problem indem er »alle gedeihliche sichere Praxis an spekulative disziplinierte Metaphysik gebunden sei«.

Gottlob Ernst Schulze, gehörte zu den führenden Skeptikern seiner Zeit und war zugleich Gegner  der Lehren Immanuel Kants,  veröffentlichte im Jahre 1792 seine Schrift »Aenesideemus«. Dies geschah in Form eines Briefwechsels zwischen den Kantianer Hermias und dem Skeptiker Aenesidemus. In dieser hatte Schulze den Skeptismus nicht durch die Vernunftlehre widerlegt oder für aufgehoben erklärt. Abicht schrieb im Jahre 1794 eine, ebenfalls als Briefwechsel gefasste, Erwiderung in der er nur noch Aenesidemus nicht nur noch als Empfänger von Lehrbriefen an Hernias. Er fiel dabei in eine Art Dogmatismus: »Ich wünsche mir stete innere Ruhe und Zufriedenheit mit mir selbst und mit der ganzen Welt, und diese kann mir der Skepticismus nicht verschaffen.« Nach Abichts Ansicht war der Skeptiker im ständigen Widerspruch mit dem Vernunftbedürfnis und dem Skeptiker wurde in der Philosophiegeschichte eine Hilfsfunktion zur Erforschung der Wahrheit zugestanden. Doch im Grunde jedoch Skepsis keinen Wert.

Am 04.08.1804 trat er eine Stelle als Professor der Logik und Metaphysik an der neu organisierten Universität zu Wilna an. Er publizierte in dieser Zeit zahlreiche Schriften.

In seinem Frühwerk setzte er sich insbesondere mit den Lehren des Königsberger Philosphen Immanuel Kant auseinander. So entwickelte er in jener Zeit eine Theorie der Sitten- und Rechtsgeschichte. Im Alter vertrat er mehr und mehr die Lehren von Karl Leonhard Reinhard.

Johann Heinrich Abicht starb am 08.06.1816 in seiner Wahlheimat Wilna.

Werke:

  • De philosophiae Kantianae ad theologiam habitu, 1788
  • Versuch einer Metaphysik des Vergnügens nach Kantischen Grundsätzen zur Grundlegung einer systematischen Thelematologie und Moral 1789
  • Neues philosophisches Magazin zur Erläuterung und Anwendung des Kantischen Systems, 1789–90, (Zusammen mit Friedrich Gottlob Born)
  • Philosophie der Erkenntnisse, 1791
  • Kritische Briefe Uber Die Moglichkeit Einer Wahren Wissenschaftlichen Moral, Theologie Rechtslehre, Empirischen Psychologie Und Geschmakslehre, 1793
  • Hermias, oder Auflösung der die gültige Elementarphilosophie betreffenden Aenesidemischen Zweifel, 1794
  • Philosophisches Journal, 1794–95, (Mitarbeit)
  • Die Lehre Von Belohnung Und Strafe, 1796

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