Leyer und Schwert

Hoch lebe das Haus Österreich

Aus der Geschichte der Schlacht von Aspern. 1812.


    Es schweigt die Nacht, die Erde träumt,
    Und bleich der Mond die Wolken säumt.

        Was bist du, Welt, so still, so leer!
        Was lauerst du wie ein falsches Meer?
        Es saust so öde durch dein Reich,
        Und Schauder faßt die Seele gleich,
        Als wolltest du mit leisem Beben
        Des Morgens blut'gen Schleier heben.
        Noch schlummert's tief in Lagers Raum,
        Die Sterne steigen auf und nieder,
        Die Totenstille regt sich kaum!
        O laß der Welt den schönen Traum ?
        Der nahe Tag verscheucht ihn wieder!

    In Osten graut's, es sinkt die Nacht.
    Gottlob! der Morgen ist erwacht!

        Gottlob! der neue Tag bricht an!
        Seht euch noch 'mal die Sonne an!
        Wohl viele, die jetzt rüstig stehn,
        Sehen sie nie wieder untergehn.
        In manchen Herzen pocht das Blut
        Nach raschen Streites Übermut;
        Und eh' die nächsten Stunden tagen,
        Hat manches Herz schon ausgeschlagen.

    Die Sonne kommt, der Nebel reißt,
    Ein stumm Gebet den Vater preist.

        Nun lebt und regt sich alle Welt,
        In blanken Waffen glänzt das Feld.
        Der Jüngling schreitet kühn hinaus,
        Er schaut hinauf ins Vaterhaus,
        Und leise Ahnung füllt sein Herz
        Und zieht ihn dämmernd himmelwärts.
        Da trägt der tiefbewegte Sinn
        Die Träume zu der Liebsten hin.
        Sie weinte, als er scheiden mußt' ?
        Und Wehmut haucht in seine Brust,
        Und er gedenkt der schönen Zeiten!
        Er fühlt's, es war ein ewig Scheiden!

    Die Sonne steigt, der Lärmschuß kracht,
    Laut jubelnd zieht das Heer zur Schlacht.

        »Seht ihr den Stephan herüberwinken
        Und dort die fränk'schen Adler blinken?
        Auf, Brüder! stürzt euch mutig drein,
        Die Adler müssen unser sein!
        Lebt wohl, lebt wohl, ihr meine Lieben,
        Weint nicht, ich wollt' euch nicht betrüben!«

    Es wogt der Kampf, es brüllt der Tod,
    Die Wunden klaffen blutigrot.

        »Mir nach! mir nach! dort ist der Ruhm,
        Ihr kämpft für euer Heiligtum!«
        Und neben ihm und unter ihm
        Würgt rasch des Todes Ungestüm,
        Und Mann und Roß zusammenbrach;
        Er aber jauchzt: »Mir nach! mir nach!«
        Da pfeift eine Kugel durch seine Brust,
        Daß gleich das Auge brechen mußt';
        Doch hat er mit der letzten Kraft
        Den letzten Atem zusammengerafft
        Und ruft und stürzt zu Boden gleich:
        »Hoch lebe das Haus Österreich!«

    Der Adler sinkt, die Fahne fliegt.
    Heil dir, mein Volk, du hast gesiegt!


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