Das Eiserne Kreuz

von Karl Theodor Körner

Als ein Denkmal jener Tage
Ueberstandener Leidenzeit
Als ein Sinnbild harter Plage,
Ward das eh´ene Kreuz geweiht,
Eines Mannes Brust zu schmücken,
Der mit unerschrocknen Blicken,
Und mit eisernem Gemüth
Der Gefahr ins Auge sieht.

Stark und fest, wie dieses Eisen,
Müsse des Soldaten Muth
Sich dereinst im Kampf beweisen,
Ungebeugt von Feindeswuth:
Wie es in den Feuer glühet,
Unserm Hammer Funken sprühet;
Bier er im Gefecht mit Lust
Dem Geschossen seine Brust

Finster sey des Siegers Seele,
Wie dies schwarze Eisenerz,
Und aus seinem innern stehle
Sich bey Jubel und kein Schmerz,
Erst, wann er den Feind  bezwungen,
Und das Vaterland errungen,
Oeffne die verschlossne Brust
Sich der neuen Lebenslust.

Ohne Rostfleck, ohne Schramme,
Ohne Bruch, wie dieses Erz,
Und geläutert in der Flamme
Sey auch des Soldaten Herz
Ohne Furcht und ohne Tadel
Sey er von gediegnen Adel;
Und von jeder Schlacke rein
Müsse seine Seele sein.

Wie, in Schweiß im Angesichte,
Aus der Erde tiefem Schacht,
Zu dem hellen Sonnenlichte
Es der Bergmann einst gebracht:
So will auch der Freiheit Segen
Auf gefahrvoll steilen Wegen,
Nur mit Arbeit Muth und Pein
Einst zum Tag gefördert seyn.

 


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03