Eulogius Schneider's ehemaligen Professors in Bonn etc. Schicksale in Frankreich.

von Christoph Friedrich Cotta

23.

Die Guillotine.

Ein Stein des Anstosses den Sümpflern und Feuillants[1]

»In der Nacht vom 19 bis 20sten dieses wurde die Guillotine welche seit verflossenen Sonnabend auf dem hiesigen Paradeplatz aufgestellt war, auf Befehl, ich weiß nicht, welcher Obrigkeit, weggethan, auf einen Karren geladen, und vor das Haus des öffentlichen Anklägers geführt. Eine Menge zusammengelaufenen Gesindels folgte dem Zuge, und zwang den Fuhrmann, dessen Weg neben dem Kaffeehaus zum blauen Bauern hätte gehen sollen, nach meinem Haus zu fahren. Es war eilf Uhr in der Nacht. Fürchterliches Gebrülle und gräuliche Drohungen erschreckten die friedlichen Bürger auf ihrem nächtlichen Lager. Die Wachten auf den Paradeplatze und neben jung et Peter, die Patrouillen zu Pferde und zu Fuße regten sich nicht. Als der Wagen vor meinem Hause, dem Gerichtshofe und der Wachstube gegenüber ankam, wurde Halt gemacht. Man nahm ein Rad vom Wagen, damit er umfiel. Alsdann gieng es an ein Schlagen und Schmettern auf das Werkzeug des Gesetzes. Die Maschine der strafenden Gerechtigkeit wurde zertrümmert. Den Pferden wurden die Stränge abgeschnitten, und der Fuhrmann - - ritt frohlockend und auf mich schimpfend davon. Meine Schwester und Köchin sahen den Auftritt vom Fenster aus zu, und hörten, wie man an das Thor schlug, und meinen Kopf unter tausend Flüchen begehrte. Aus den benachbarten Gassen liefen Männer, Weiber und Kinder herbei. Man glaubte schon mich unter der Guillotine zu sehen, und viele freuten sich dessen herzlich[2]. Allein man freute sich vergeblich. Der öffentliche Ankläger wußte schon Abends vorher, was geschehen sollte. Er hatte die beiden Generäle Sparre und Martigny um 9 Uhr davon benachrichtigt; und schlief des Nachts in dem Hause eines seiner Freunde usw.

»Der Wagen und die zerschmetterte Guillotine blieben vor dem Hause liegen, nachdem sich der Auflauf auseinander begeben hatte. Niemand benachrichtigte den General; Niemand den Maire, wie man versichert. Morgens um 5 Uhr gieng der Zulauf von neuem an. Bursche mit Prügeln schlugen abermal wider das Thor, und wollten mich morden. Wohlgekleidete Mannspersonen weideten sich an dem Anblicke der Zerstörung. Erst nach 7 Uhr kam der Maire zu Pferde. Um 9 Uhr kam eine Wache. Nach 10 Uhr erst ward der Spektatel weggeschaft. Dank dem redlichen Bürger und Municipalen Jung, denn ohne diesen würde die Guillotine noch vor meinem Hause liegen. Warum? weil weder der Maire noch der Commandant in drei Stunden Mittel finden konnten, sie wegzuschaffen. Dies ist die wahre Geschichte des in seiner Art einzigen Vorfalls.

»Nun sey mir erlaubt, einige Bemerkungen darüber zu machen. Warum wurde die Guillotine in der Nacht vom 19ten bis 20sten abgebrochen, und gerade vor das Haus des öffentlichen Anklägers geführt? – Am 14ten dieses faßte das Departement einen Schluß, kraft dessen künftighin alle, die wegen Assingnatenwucher angeklagt würden, ohne Geschworne, und revolutionsmäßig sollten gerichtet werden. Die Repräsentanten des Volks genehmigten diesen Schluß. Es wurde verordnet, daß er mit Feierlichkeit und Mitführung der Guillotine sollte bekannt gemacht werden. Die Municipalität von Strasburg berathschlagte, wer dieses Geschäft übernehmen sollte. Es wäre vielleicht des Maire’s Sache gewesen; allein er hätte dadurch den Sektionsführern misfallen können, mit welchen er seit langer Zeit in gutem Einverständnis zu leben scheint. Die Bürger. Weiber, Müller, Weber und noch einige Municipalbeamte würden diesen Auftrag ohne Zweifel vollzogen haben, wenn man sie darum ersucht hätte. Allein man wollte lieber die Sache dem öffentlichen Ankläger übertragen; er ist ohnehin der Sündenbock. Der Maire schrieb mir also: ich möchte mich dazu verstehen, und wegen der Guillotine die nöthigen Befehle ertheilen, alles was ich machen würde, wer gut gemacht (tout ce, que vons ferez, fera bien fait.) Beim ersten Anblick des Briefes dacht‘ ich: Ei! warum denn ich schon wieder? Will man dir etwa eine Falle legen und das Gehäßige der Verordnung ganz auf dich allein wälzen? – So dachte ich, so sagte ich zu dem Präsidenten des Gerichts. Ich hatte hier zu wählen zwischen dem Haße vieler meiner Mitbürger, und der Vollziehung eines Auftrages, den ich für nützlich hielt, und durch den ich dem Verfalle der Assignate zu steuern hoffte. Nun war meine Wahl entschieden: ich machte Anstalten zur Publikation, erschien um vier Uhr auf dem Gemeindehause, und fand – Niemand, der mit mir wandern wollte, als den Bürger Jung, der zwar nicht viel Geld, aber desto mehr Ehrlichkeit, und wenigsten eben so viel Verstand hat, als manche andre Schärpenträger. Mit harter Noth gelang es mir noch, den Bürger Edelmann, der unpaß war, dahin zu vermögen, daß er die Requisiten des Maire’s befolgte.«

»Wir zogen aus dem Gemeindehaus mit einem Detachement zu Fuß und zu Pferde; ich verkündete allenthalben den Schluß der Repräsentanten, warnte die Bürger vor Schaden, und erklärte ihnen, warum die Todesmaschine mitgeführt wurde, nämlich zu zeigen, daß es Ernst sey, die Verbrecher zu strafen, und die, welche Lust hätten, ihren Wucher fortzutreiben, durch den heilsamen Anblick des rächenden Schwerdes zu schrecken. – Der Schluß des Departements wollte, daß die Ceremonie drei Tage nacheinander, und zwar im ganzen Departement geschehen sollte. Dieser Artikel, der ohnehin nicht wesentlich war, schien mir unausführbar nach dem Buchstaben, theils weil ich nicht Zeit hatte, drei Tage nach einander für die Municipalität von Strasburg herum zu reiten, und mich heißer zu predigen, theils weil im ganzen Departement nur eine Guillotine existiert, u deren Herumführung wenigstens ein Jahr Zeitfrist gehört hätte. Was that ich also? Ich glaubte den Zweck der Verordnung vollkommen zu erreichen, wenn ich die Guillotine auf den Platze (Paradeplatz) aufstellen ließe, bis auf den künftigen Freitag, an welchem ich sie den, wegen des Wochenmarkts häufig ankommenden Landleuten, gerne gezeigt hätte, so wie Moses den Aussätzigen die eherne Schlange in der Wüste zeigte. Dadurch ward das Herumführen erspart, und aus allen Enden des Departements hätten sie Leute zu sehen bekommen. Ich machte dies dem Maire und dem Generalprokurator bekannt; beide waren damit zufrieden. Aber man konnte den gräßlichen Anblick nicht ertragen. Man redete darüber in den Sektionen. Man störte deswegen die Ruhe in der Volksgesellschaft. Man schickte Deputirte an das Departement und an die Representanten des Volks, um zu fragen, wer den Befehl zur Aufstellung der Guillotine gegeben habe. Beide antworteten, sie haben dies zwar nicht ausdrücklich verordnet; aber sie sehen nicht, wie sich gute Bürger darüber aufhalten könnten, indem das Schwerd des Gesetzes nur den Feinden des Gesetzes fürchterlich seyn könne. Das half aber nichts; man tobte auf den Spiegel; man sagte: das sey eine Schande für Strasburg, jetzt wird es in ganz Frankreich heißen, die Stadt sey in Rebellion, und ja – sie müsse weg, und ja – das thue man nicht anders, und ja – das habe der Schneider eigenmächtig so verordnet, und das wolle man sehen, ob so ein Hergelaufener sie, die ächten, uralten Strasburger so beschimpfen könne – und was des unsinnigen Zeuges mehr wahr. Diese Stimmung benutzten die Spiegelherren, welche sie hervorgebracht hatten, unvergleichlich. Es wäre ihnen ein Leichtes gewesen, zu erfahren, auf wessen Befehl, und warum die Guillotine auf dem Platze stehe. Sie hätten sich nur deshalb an mich wenden können. Dann würde ich meinen Mitbürgern gesagt haben, warum sie bestehe.

»Glaubet nicht, würde ich ihnen gesagt haben, ich wolle euch dadurch als Rebellen erklären; nein! ich will euch nur von den Wucherern, von den Verräthern, von den Königsknechten befreien, die durch den Verfall der Assignate den Hunger, durch den Hunger den Bürgerkrieg, durch den Bürgerkrieg die Conterrevolution zu stiften suchen. Nur die Feuillants, die Dietrichs-knechte, die reichen Schurken etc. fürchten die Guillotine. Nur für sie steht sie da, nicht für die guten Bürger. Sie steht auch nicht allein für Strasburg da, sondern für das ganze Departement, dessen Hauptsitz in unserer Stadt ist. Sie steht ferner da, um den Verbrechen zuvor zu kommen. Ist es denn nicht besser, nicht menschlicher, sie zu zeigen, als sie zu brauchen? Steht sie nicht auch zu Paris, zu Metz und an den Orten, die gewiß nicht im Stand der Rebellion sind? u.s.f.

»- Durch die Rückkunft der Sektionsdeputierten von Paris ward es dahin gebracht, daß der Maire, der die Sache erklären wollte, die Wegräumung der Guillotine zur Stimmung geben mußte, und sie wurde dann, obschon der ganze Gemeinerath über die Guillotine nichts zu sagen hat, mit Ausnahme von drei Stimmen beschlossen. »Abends gegen 9 Uhr kam ein Mann zu mir, den ich vorher nie gesehen hatte, und berichtete mir, daß allenthalben sich junge Männer zusammenrotteten, und daß er von einigen Gruppen deutlich gehört habe, diese Nacht wolle man die Guillotine wegschaffen, sie an mein Haus bringen, und mich versuchen lassen, wie sie spiele. Ich sagte, daß ich so etwas von Strasburgischen Bürgern nicht glauben könne. Er versicherte mich aber, daß es Ernst sey. Ich gieng mit ihm zum General Sparre, bei dem ich auch den Kommandanten fand. Was beide für Anstalten getroffen haben, weiß ich nicht. In jedem Falle sind sie sehr schlecht ausgeführt worden. Auch der Bürger Maire scheint mit Rapporten schlecht bedient zu seyn. Wenn man den ganzen Vorfall recht betrachet, so kann man sich nicht erwehren, entweder von der hiesigen Polizei sich einen schlechten Begriff zu machen, oder zu glauben, man habe die Sache gerne so geschehen lassen. Und wahrlich! das beste Mittel, sich bei einem aufgebrachten Volk beliebt zu machen, ist, daß man den Gegenstand seiner Wuth ganz preiß giebt, oder wenn dies aus besondern Rücksichten nicht wohl geschehen kann, doch wenigstens nur schwach beschützt. – Doch der Sturm ist vorbei; die Guillotine kann wieder gemaht werden, und ich bin noch ganz. Die Vorsehung hat mich bisher geschützt; und muß es seyn, daß die Feuillants ihre glühenden Lippen mit meinem Blute netzen, so habe ich nur einen Wunsch, diesen nämlich: daß man meine Schwester schonen, und mein Tod dem Vaterlande nützen möge.«

Monet, der in dieser Erzählung nicht das beste Lob erhält, merkte es sich tief, und erwartete nur die Gelegenheit, nach seiner Art sich an Schneidern rächen zu können, daß heißt: ihn ganz zu verderben. Indessen hatte er und seine Freunde hiedurch auch für eine geraume Zeit Stoff erhalten, über die Ehre, die man Schneidern mit der Guillotine anzuthun gedacht hatte, insgeheim herzlich zu lachen, und dem Haße gegen ihn zugleich noch mehr Feuer verschaffet zu haben.

Schneider schickte zum Ueberflusse noch einen Brief an den Sektionsausschuß, worin er sich gegen alle ihn gemachten Vorwürfe verantwortete, und sagt:

»Bösewichter haben die Volkswuth gegen mich gereitzt, unter dem falschen und lächerlichen Vorwande, daß ich egenmächtig und in der Absicht, die Stadt Strasburg zu verläumden, die Guillotine auf dem Paradeplatze habe aufstellen lassen. Wisset, Bürger, daß ich weit entfernt war, die guten Bürger Strasburgs verläumden zu wollen, daß ich ihnen vielmehr das dreitägige Herumafahren des Werkzeuges des Todes zu ersparen suchte, und daß ich, weil ich die Unmöglichkeit einsah, den letzten Artikel des Departementsschlusses vom 14ten dieses buchstäblich zu vollziehen, den Wunsch der Verwaltungskorps und der Representanten des Vols vollkommen zu erfüllen glaubte, wenn ich die Guillotine in dem Hauptorte des Departements aufstellen ließe, damit die Landsleute, welche nach Strasburg kommen würden, sich überzeugen möchten, daß man ferner die Gesetze, welche den Geldwucher und die Herabwürdigung der Assignate verbieten, nicht mehr ungestraft mit Füßen treten dürfe. Diese Maaßregel welche dem Geiste des Departementsspruches vollkommen entsprach, verdiente den Beifall aller wahren Republikaner; und nur Uebelgesinnte, nur Meuthlinge können zittern, erblassen, ergrimmen bei dem Anblicke des Schwerdes des Gesetzes.«

Wisset fernerm daß ich dem Maire der Gemeine und dem Substituten des Generalprokurators des Departements unverzüglich Nachricht von meiner Verfügung gab. Wisset endlich, daß wenn einige Bürger sich an meinem Eifer für die Vollziehung der Gesetze stossen mochten, sie sich nur deshalb an mich hätten wenden dürfen, um die nöthigen Erläuterungen zu erhalten. Allein man wollte meinen Untergang; deswegen wandte man sich lieber an jeden andern, als an den, welcher als öffentlicher Beamter und als Bürger sich ein Vergnügen daraus würde gemacht haben, die Unruhe und Besorgnisse, die man in der Stadt zu erregen suchte, zu stillen.«

»Da ich sah, daß pflicht- und eidvergessene Hände es wagten, das Schwerd der Gerechtigkeit zu zertrümmern, war ich anfangs entschlossen, eine Stelle aufzugeben, zu welcher mich die Representanten des Volks berufen hatten, weil ich in den Wahlen die große Mehrheit der Stimmen nach dem, welchen ich ersetzen sollte, erhalten hatte. Die Repräsentanten nahmen meine Entlassung nicht an. Ich erkläre Euch also, daß ich an meinem Posten bleibe, und daß ich zu sterben weiß für die gute Sache der Freiheit, der Gerechtigkeit, der einzigen unzertheilbaren Republik. Ich wandle nicht erst seit gestern unter den Menschendolchen etc. –

»Ihr habt meine Verhaftnehmung und die Durchsuchung meiner Papiere verlangt? – Durch welchen Rechtsgrund waret ihr dazu berechtigt? Etwa deswegen, weil ich in dem Lande der Altfranken geboren ward? Ihr wisset nicht, daß das Gesetz, das ihr anführet, nicht die fränkischen Bürger, sondern nur die Fremden angeht, und daß ich durchaus nicht als ein Fremder angesehen werden kann, es sey denn Ihr bewerft das heilige Buch der Constitution! – Ihr wisset also nicht, daß es das Uebermaaß der Unvernunft und der Barbarei seyn würde[1], wenn man einen Manne seine Freiheit rauben wollte, den man durch förmliche Gesetze berufen, und den man durch feierliche Verträge die Ausübung der Bürgerrechte in Frankreich zugesichert hat?

»Oder habe ich in meinen Amtsverrichtungen gefrevelt? Wo ist der Unverschämte, der eine einzige Thatsache wider mich vorzubringen weiß? Habe ich nicht stets wider den Wucher, den Feuillantism, den Föderaliom, dem Rojalism gekämpft? – Habe ich nicht meine Arbeiten und mein Vermögen aufgeopfert, um das Volk aufzuklären, und ihm tüchtige, den Gesetzen treue Religionslehrer zu verschaffen? Wie? Man wagt es, mich in einem republikanischen Staate für verdächtig anzugeben, mich, der ich seit funfzehn Jahren von den Pfaffen, den Tyrannen, den Pedanten und Bösewichten aus allen Klassen bin unabläßig verfolgt worden?

»Allein man beschuldigt mich, daß ich Zwietracht unter den Bürgern stifte, und die Stadt Strasburg in üblen Ruf bringe. Ja, Bürger, ich rechne mirs zur Ehre, daß ich Zwietracht zu stiften suche zwischen dem Laster und der Tugend etc. etc. etc. Wenn es ein Verbrechen ist, seine Stimme laut zu erheben, wenn man föderalistische und girondistische Adressen lies‘t, so bin ich ohne Zweifel sträflich. Aber ausser solchen politischen Streitigkeiten habe ich nie Zwietracht gepredigt oder befördert. Ich habe stets gesuct, alle meine Bürger um das Gesetz und um die Nat. Konvention zu versammeln, besonders in einer Zeit, da – u.s.w.

»Man hat Euch gesagt, ich habe einen Paßport verlangt. Das ist falsch, Mitbürger. – Man hat euch gesagt, ich habe als bischöflicher Vikar und öffentlicher Ankläger doppeltes Gehalt bezogen. Das ist wieder falsch. Seit dem Augenblicke, da ich die geistlichen Verrichtungen aufgab, um den Vaterlande als öffentlicher Ankläger zu dienen, war keine Rede mehr vom geistlichen Stande, noch von der Besoldung, die ich ehedem als Vikar bezog. Ihr könnt diesfalls in den Registern der Zahlmeister und in den Rechnungskammern der Verwaltung nachsehen.

»Ihr habt, Lust, meine Papiere zu durchsuchen. Nun, kommt zu mir, ich habe kein Geheimniß vor meinen Mitbürgern.«

»Man hat mich auch angeklagt, daß ich in dem Jakobinerklubb gesagt habe, wenn die erste Klasse einmal fort wäre, würde die zweite und dritte bald nachfolgen, und dann würden wir Meister seyn etc. Wohlan, ich fordere euch auf, die Nichtswerthen zu nennen, welche mir einen solchen Unsinn, eine solche Infamität anzudichten sich getrauten. Können Männer, die Menschenverstand haben, so abgeschmackten Beschuldigungen Gehör geben? Höret also einmal auf, die Lüge anzuhören, und einen Patrioten zu verfolgen, anstatt daß ihr euch mit dem großen Interesse der Republik beschäftigen solltet.«

»Was mich betrifft, so erkläre ich euch in Angesichte des höchsten Wesens, daß mein Herz keine persönliche Feindschaft, keine Sebstrache kennt; daß meine Absichten rein sind; daß ich bereit bin, mic ganz für das allgemeine Beste aufzuopfern; daß ich aber nie meinen Grundsätzen entsagen, daß ich auf Vollziehung des Gesetzes unerbittlich bestehen, den Feuillantism, den Föderalism, den Rojalism, den Wucher und die Falschheit bis an meinen Tod verfolgen werde. Friede allen guten Bürgern! Krieg den Föderalisten und Verräthern!«

Strasburg, den 28sten August
1793.
2ten Jahr d. Republ.

Eulogius Schneider

 

 

[1] Argos 3ter Halbjahrg. Nr. 23. 22sten Aug. 1793.

[2] Wahrscheinlich hatten die eigentlichen Anstifter dieses Auftrittes keine andre Absicht dabei, als die Guillotine von dem öffentlichen Platze zu entfernen. Allein so delikat dachten damals die eigentlichen Führer des politischen Wesens nicht mehr, bei ihnen war nun Blut und Schrecken auf der Tagesordnung, und so nutzte dem die Guillotine, gleich nach diesem Vorfalle, wieder auf dem Paradeplatze aufgepflanzt werden. Erst nach Robespierre‘s Sturze wurde sie aus ihrer bisherigen Permanenz gesetzt.

D. Hgbr.

[3] Doch hat nachher der Convent es selbst nicht unvernünftig und nicht barbarisch gefunden, die, welche man ins Land gerufen hatte, als Fremde gefangen zu nehmen und zu morden. Nach der allerneusten Constitution muß einer sieben Jahre in Frankreich wohnen, ehe er als Bürger angesehen werden kann. –

D. Herausg.


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