Eulogius Schneider's ehemaligen Professors in Bonn etc. Schicksale in Frankreich.

von Christoph Friedrich Cotta

07.

Unläugbar hatte Dietrich durch sein bisheriges Betragen Verdacht gegen seinen Bürgersinn erzeugt. Die Umstände, in denen sich das Elsaß damals befand, schienen nun einmal strengere Maaßregeln gegen die anerkanntesten Gegner der gegenwärtigen Einrichtung zu erheischen. Die übrigen Strasburgischen Volksbeamten waren größtentheils als Anhänger des alten Systems bekannt, und suchten, so viel möglich, dem neuen Wesen Abbruch zu thun; Dietrich aber hatte bisher die neue Verfassung eifrig zu befördern und die Anhänger derselben um sich her zu versammeln und an sich zu ketten gesucht. Man setze also auf ihn, als den, der in aller Hinsicht in der jetzigen Lage der Dinge am meisten wirken und Gutes veranstalten konnte, alles Vertrauen; und da er eben jetzt, wo sein Beistand am nöthigsten war, nicht allein nichts that, sondern augenscheinlich die Feinde der neuen Constitution begünstigte, und bei aller Gelegenheit ungestraft gehen ließ; so verlor er bei vielen das vorige Zutrauen, und wurde endlich als das Haupt der gefährlichsten Vaterlandsfeinde angesehen.

Die Trennung der Volksgesellschaft, in der man seit einiger Zeit her, zu heftig und frei auf die genauere Beobachtung der Aristokraten und auf eine strengere Behandlung derselben gedrungen haben wollte, war, wie gesagt, sein Werk; denn er sah ein, das der Haß gegen ihn schon zu weit gediehen sey, als daß er einmal eine Vereinigung unter den Gliedern der Gesellschaft wieder zu Wege bringen könnte; und weil also auch der ganze Zweck, den er durch diese Gesellschaft zu erreichen gesucht haben mochte, durch die unmäßigen Forderungen und heftigen Aeusserungen verschiedener Glieder ganz vereitelt war; so brachte er es dahin, daß es zu einer förmlichen Trennung dieser Gesellschaft kam. Und um diesen Anschlag gar nicht zu verfehlen, ließ er insgeheim ein Pasquill gegen sein eigenes Ich, von seinen Anhängern, unter dem Volke austheilen, und dann eben diese Herren in der Volksgesellschaft und unter dem Volke sich über den ehrlosen Verfasser des Pasquills laut beschweren, gleichsam als rühre der Wisch von einem seiner Gegner in der Gesellschaft her; in welcher es einem ehrlichen Manne länger zu seyn eine Schande wäre. Hierauf entfernten sich denn abgeredetermassen die sämtlichen Herren, welche Dietrich's Sache verfechten halfen. Hätte Dietrich nachher weniger leidenschaftlich gegen seine Gegner sich betragen, und sich mit seiner Unschuld zu beruhigen gewußt, so würde man bald auf den Gedanken gekommen sein, man könnte ihn bisher verkannt und zu voreilig beurtheilt haben; allein er betrug sich gerade so, als wenn er, wie jeder Verbrecher, jedes Mittels sich bedienen dürfte, seine Gegner zu Nichte zu machen. Und eben dieses sein unkluges, äussert leidenschaftliches Betragen gegen seine Feinde war ein Grund mehr für sie, ihn für einen Feind der Constitution zu halten.


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