August Neidhardt von Gneisenau an Carl August von Hardenberg

vom 26.09.1813.

Bautzen, den 26. September 1813.

Es liegt mir ob, Ew. Exzellenz aufmerksam zu machen auf den Geldmangel, worunter die hiesige Armee leidet, und auf die üblen Folgen, die dieses hervorbringt. Unter diesem Geldmangel leidet hauptsächlich der Subalternoffizier, er, der in den neuern Kriegen der Beschwerden und der Entbehrungen so viele zu tragen hat. Es mangelt ihm das Geld, womit er seine Stiefel besohlen oder andere Kleidungsstücke sich flicken lassen könnte. Man ist genötigt, dieses auf Requisition zu tun! Daß dieses den Offizier empöre, läßt sich denken. Man spricht von englischen Subsidien, und niemand sieht Geld. Ew. Exzellenz Feinde sind hierbei sehr tätig, um das Mißvergnügen der Entbehrenden zu steigern. Bei dem Interesse, das heutzutage fast jedermann an den Individuen der Armee nimmt, kann es nicht fehlen, daß die Briefe der Offiziere, die ihre Not klagen, nicht die Teilnahme ihrer Angehörigen und Freunde erregen. Ich beschwöre daher Ew. Exzellenz, diesem Gegenstand Ihre Aufmerksamkeit zu schenken und dafür zu sorgen, daß den Offizieren, die seit dem Monat Juli keinen Sold erhalten haben, eine Zahlung gemacht werde, die sie der beschämenden Notwendigkeit enthebt, gleich Bettlern zu erscheinen. Diese wohlverdienten Männer verdienen es wohl, daß man ihr nicht leichtes Los ihnen erleichtere. Gott erhalte Ew. Exzellenz.

Quelle:
Gneisenau, Neidhardt von: Briefe 1813


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