Abschiedsbrief des französischen Vizeadmirals Charles Jean Baptiste de Villeneuve

vom 21.04.1806

Rennes, den 21. April 1806

An Madame Villeneuve, geborene Dantoine,

in Valensole (Basse-Alpes) Meine schöne Freundin, wie wirst du diesen Schlag verkraften ? Ach, ich weine um dich mehr als um mich selbst. Alles ist verloren. Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem das Leben eine Schande und der Tod eine Pflicht ist. Ganz allein hier, belegt mit dem Bannfluch des Kaisers, abgewiesen von seinem Minister, der einmal mein Freund war, belastet mit der unermeßlichen Verantwortung für ein Desaster, das man mir zuschreibt, in das mich aber das Schicksal hineingezogen hat, muß ich sterben. Ich weiß, dass du keine Entschuldigung für meine Tat annehmen kannst. Ich bitte um Verzeihung, tausendmal um Verzeihung, aber es ist notwendig und größte Verzweiflung treibt mich an. Mögest du in Frieden leben und Trost schöpfen aus den süßen religiösen Gefühlen, die dich beseelen. Meine Hoffnung ist, dass du in ihnen die Ruhe findest, die mir verwehrt ist. Adieu, adieu ! Trockne die Tränen meiner Familie und aller der, die mich außerdem lieben. Ich wollte es stoppen, kann es aber nicht. Wie gut, dass ich kein Kind habe, das mein schreckliches Vermächtnis ernten und die Last meines Namens tragen muss. Für ein solches Los war ich nicht bestimmt, danach habe ich nicht getrachtet, ich wurde gegen meinen Willen hineingezogen. Lebwohl ! Lebwohl !

Villeneuve

Quelle:
Colburne’s United Service Magazine, 1854, Teil 3, S.276,


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