Dekret über die Neuordnung der linksrheinischen Verwaltung

vom 12.11.1797.

Der Bürger Rudler, fränkischer Regierungs-Kommissär in den eroberten Ländern zwischen Maas Rhein und Mosel

An die Bewohner der eroberten Länder.

Die fränkische Republik weiß ihre Feinde zu schlagen und zu überwinden; aber den Sieg zu missbrauchen , weiß sie richt, Fürsten verschwörten sich gegen ihre Freiheit, gegen ihre Verfassung , und täuschten sich mit der Hoffnung, sie zu unterjochen. Sie ergriff die Waffen , bekämpfte sie und , zufrieden , ihre eigene Ruhe zu sichern beschränkt sie sich auf die Grenzen der ihr die Natur vorgezeichnet hat , und ist nur darauf bedacht die vom Krieg unzertrennlichen Übel aus dem Andenken der eroberten Völker zu vertilgen , und unmerklich alle Rechte mit ihnen zu teilen deren ihre eigenen Kinder rieb freuen.

Ihr Bewohner der schönen Gefilde, die der Rhein , die Maas und die Mosel umgibt und welche her Lauf ihrer Gewässer bereichert! Dies sind Frankreichs wohltätige Gesinnungen in Rücksicht auf euch , dies ist der Wille seiner Regierung. Die Einstellung der Feindseligkeiten bedeutet die Gelegenheit stellt die Gelegenheit dar, euer Schicksal zu verbessern und voll zärtlicher Sorgfalt für euer Wohl, gibt sie mir den Auftrag, mich zu euch zu verfügen , um euch der Wohl taten jener Gesetze teilhaftig zu machen nach welchen Frankreich regiert wird, und die auch euer Glück sichern sollen - - - - Wie gut ist diese ehrenvolle Sendung meinem Herzen ! Und soll ich urteilen nach jener Anmut des Charakters, nach jener Sanftheit der Sitten und der Liebe zur Freiheit , die euch auszeichnet; so wird der Erfolg dieser Sendung schnell und befriedigend sein.

Eine an sich selbst unvermeidliche zu Verwalteten vorteilhafte wird die erste meiner Verrichtungen sein. 

Die Einführung gleichförmiger Verwaltungsarten und Gerichts-Ordnungen wird sodann jene Eintracht unter euch hervorbringen, die mit der Verschiedenheit eurer Senate, eurer Reichs-Versammlungen, eurer Regierungen , und eurer unzähligen Gerichtsbarkeit nicht verträglich ist

Alles was nach Sklaverei schmeckt ist aufgehoben; sie schändet den Menschen und kann unter den Augen der siegenden Freiheit nicht bestehen. Die Wirkungen dieser Aufhebung sollen allmälhig durch besondere Verordnungen bestimmt werden

So könnt ihr nun unter dieser neuen Regierungsform euch der ganzen Würde eures Wesens freuen.

Nur Gott allein werdet ihr von euren Glaubens-Meinungen Rechenschaft zu geben haben, und eure bürgerlichen Rechte werden von diesen nicht abhangen jene Meinungen mögen sein wie sie wollen, so werden sie ohne Unterschied geduldet werden und gleichen Schutz genießen Nur der allein würde sich schuldig machen, der durch ihren Missbrauch die Eintracht stören, und Zwietracht unter die Gesellschaft ausstreuen wollte

Merkwürdig wird das Vte Jahr für diese Länder sein. Los von der drückenden Last all der Privilegien, die der Stolz derjenigen gebar, welche sich eure Herren und Gebieter nannten, werdet Ihr zugleich , vom ersten Tage dieses Jahres an zu rechnen. Frei sein vom Zehnten, die großen Teils den Ertrag eurer Arbeit verschlangen. So wie von jenen Rechten die der Lehngeist erfand , um auf tausenderlei Wegen den Grund, und die Früchte eures Schweißes euch zu rauben. Sie sind verdammt, alle die  Leid und Belehnungen, welche die Eitelkeit schuf und die durch alberne Verträge dem Zufalle der Geburt anklebten. Man wird sie nicht mehr von euch fordern dürfen und ihr selbst wertet sie nicht knechtisch verschwenden

Eine väterliche Verwaltung ganz abgesondert von der richterlichen Gewalt , wird euch den wohltätigen Einfluss verspüren lassen.

Friedensrichter werden euch alle gütlichen Mittel, die ihr Versöhnungs-Geist nur erdenken mag , darbieten, ehe die Gerichtshöfe euren Rechtsstreiten sich öffnen dürfen; und auch diese werdet ihr oft in dem nämlichen Augenblicke erblicket sehen , als sie zum Ausbruche kamen. Oft schwerste Anklage wird für euch nicht gefährlich sein, als in so weit ihr wirklich schuldig seid. Unbiegsam und gleich für alle, wird das Gesetz nie die Unschuld treffen; ihre Stimme wirb immer noch leicht Mittel finden, sich hören zu lassen

Die Umstände erlauben es nicht, das ihr jetzt gleich eure Verwalter und Richter erwählet; aber seid versichert, das ich die rechtschaffensten und geschicktesten Bürger unter euch ausleihen werde. Diesen werde ich französische Bürger beiordnen die, als ihre älteren Brüder in der Familie der freien Menschen, ihre sichern und notwendigen Führer sein werden.

Sollten einige meiner Auswahlen meinen Wünschen nicht entsprechen; so bin ich immer bereit, gerechte Beschwerden anzuhören, aber mit Unwillen würde ich alle Verleumdungen, alle Anklagen zurückweisen, die dahin gehen sollen öffentlichen Gewalten herabzuwürdigen, oder die zum Zwecke hätten, den Gang der Verwaltungen oder der Gerichtshöfe zu hemmen.

Aus dieser flüchtigen Darstellung könnt ihr die Vorteile beurteilen, Bürger! Die Euch die neue Einrichtung darstellt; ich werde sie mit all dem Eifer bearbeiten, den meine Pflicht, eure Bedürfnisse, und eure glücklichen Anlagen mir einflößen.

Freunde der Freiheit! die ihr den Muth hattet, den ihr geheiligten Baum zu pflanzen, unter Gesängen, die euch eure Liebe zu ihr eingab! Auch ihr anderen, die ihr, wiewohl mehr schüchtern, derselben nicht minder zugetan seit! lasset vom Rheine zur Maas, von der Mosel zum Rheine nur einen Willen euch befreien, nur einen Sinn euch zu vereinigen. Er zeigt sich überall durch die nämlichen Farben, durch jene welche unsere Fahnen vor euren Augen entfalteten.

Seid laut gegen die Stimme der Feinde eurer Wohlfahrt, die Trennung unter euch stiften wollen; empfangt und befolgt einheilig die Verordnungen, die ich euch zu verkündigen gesandt bin; und ihr werdet in dem nämlichen Augenblicke die Morgenröte eurer Glücklichkeit in ihrem erquickenden Schimmer glänzen sehn.

Bonn, am 21. Frimär VIten republikanischen Jahrs.

Rudler

Quelle:
Held, Ludger; Kraume, Hans-Georg u.a: Kleine Geschichte der Stadt Duisburg, Duisburg 1996


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