Sehnsucht nach der Schweiz.

Sehnend denk’ ich Eurer stillen Hütten,
    Wo die Unschuld immer lächelnd wohnt;
Wo die Einfalt väterlicher Sitten
    Reines Blut und muntres Alter lohnt.
 
Thränen rinnen, denk’ ich Eurer Höhen,
    Eurer tiefen Thäler frisch umkränzt;
Eurer Eisgefilde, Eurer Seen,
    Sanft vom Aetherhimmel überglänzt;
 
Und der Wiesenplane, wo im Weiden
    Unter Kindern Ziegenheerden geh’n,
Und der Kindheit zephyrgleiche Freuden
    Mit den Blütenflocken mich umwehn:

Wo des Felsstrom’s nächtlich wildes Rauschen,
    Das der Abhang schwindelnd überblickt,
Stumm der Hirt und seine Braut belauschen,
    Tief im Anschau’n seiner Kraft entzückt;
 
Wo des Knaben braune Pfirsigwange
    Glänzend schwarzes Lockenhaar umwallt,
Und aus voller Brust im Lenzgesange
    Kraftgefühl und Freiheitssinn erschallt;
 
Wo Natur und Menschheit still vereinet,
    Hand in Hand, auf Himmelshöhen geh’n;
Wo kein Auge bittre Thränen weinet,
    Frohe Blicke nur zum Himmel seh’n!


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03