Auf Loudons Ankunft in wien

nach dem glorreichen Feldzuge 1789

Erwartungsvoll sah man dem Tag´entgegen,
Der dich zurück in unsre Mauern bringt;
Das frohe Volk fleht laut für dich um Segen,
Und jedes Musensohnes Leyer klingt.

Soll ich allein in dem Gejachze schweigen?
Nicht mit dem Volk mich unsers Helden freun?
Nicht mit den Dichtern von den Lorbeerzweigen
Ein kleines Blatt auf deine Wege streun?

So wie wir dich in wilde Kriegsfahrten
Nicht ohne Siegesahndung eilen sahn,
So fahn wir auch den Halbmond der Barbaren
Allmählich seinen letzten Viertel nahm.

Auf deinem Schutt, zermalmte stolze Mauer!
Erbaut die Friedensgöttin ihren Thron,
Sie, welche jüngst, bethränt, gehüllt in Trauer,
Vorn Waffengang aus Oesterreich entflohn.

O seht, die Braut, die ihren Freund erblicket,
vergisst beim Wiedersehn der Trennung Schmerz;
Und ihren bang erflehten Gatten drücket,
Die frohe Gattin wieder an das Herz.

Der Landmann darbt sich gern sein Brod vom Munde,
Indem er für den Friedensbringer tischt;
Wäscht gern mit seinem Wein des Kriegers Wunde,
Der sich den Kampfschweiß von der Stirne wischt.

Die Hand ihm schüttelt, dann aus dem Tornister
Den Pfeifenkopf hervor sucht, und sich klopft,
Den einen Balse einst beim Liebsgeflüster
Die schönste Favoritin ausgeklopft.

Beim Pfeifchen strömt´s ihm hastig von dem Munde;
Zum zweitenmal wird Belgrad nun umringt,
Zum zweitenmal empfängt er seine Wunde,
indem er siegend in die Vorstadt dringt.

Und hat der alte Krieger nun geschlossen,
So wird auf Josephs und auf Loudons Wohl
Die freundlichste Gesundheit angestossen,
Und Herz und Mund sind von dem Wunsche voll:

»O möchte man, statt dass, von Freiheitswahne
»Geschwungen, überall Blutfahnen wehn,
»Doch bald, des Friedens Bild, die weiße Fahne
»Der allgemeinen Völkereintracht sehn!«


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