Leopold Alexander von Wartensleben

* 29.10.1745 in Berlin
† 24.10.1822 in Breslau

Geboren wurde Leopold Alexander Graf von Wartensleben am 29.10.1745 in Berlin. Sein Vater war der preußische Generalleutnant Leopold Alexander Graf von Wartensleben (1710-1775) und seine Mutter war Anna Friederike Gräfin von Kamecke (1715-1788).

Leopold Alexander von Wartensleben begann seine militärische Ausbildung im April des Jahres 1758 im Regiment von Kanitz Nr. 2, dessen Inhaber Hans Wilhelm von Kanitz (1693-1775) war, als Fähnrich. Am 22.02.1762 erfolgte seine Beförderung zum Sekondeleutnant im 1. Bataillon der Garde. Als Adjutant des Markgrafen Carl (1705-1762) nahm er an den letzten beiden Feldzügen des Siebenjährigen Krieges teil. Die Beförderung zum Premierleutnant erfolgte am 03.08.1769. Inzwischen wurde Johann Friedrich von Stuttenheim (1715-1783), dem Vater des späteren Generals Ludwig August von Stuttenheim (1750-1826) zum Inhaber des Regiments.

Mit seiner Beförderung zum Hauptmann am 03.04.1773 wurde ihm das Kommando einer Kompanie des neu errichteten Infanterie Regiments von Laxdehner Nr. 51 in Marienburg übertragen. Bereits im November 1773, nach gerade einmal 10 Monaten an der Spitze des Regiments, musste Generalmajor von Laxdehner das Kommando an Generalmajor Döring Wilhelm von Krockow abgeben. In den Reihen dieses Regiments nahm der junge Kompanieführer auch am bayerischen Erbfolgekrieg des Jahres 1778 teil. Am 01.12.1779 erfolgte seine Beförderung zum Major.

Noch im Jahre 1786, nach dem Tode Friedrich II. erfolgte seine Versetzung in das Regiment von Raumer Nr. 36 und am 21.01.1787 wurde ihm als Zeichen der königlichen Gnade die Amtshauptmannschaft von Ziesar mit einer jährlichen Einnahme von 500 Talern verliehen. Gut zwei Monate später, am 10.03.1787 erhielt von Wartensleben seine Ernennung zum Regimentskommandeur.

Am 30.06.1788 erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant und am 15.09.1790 wurde der Regimentskommandeur zum Obersten befördert und wechselte zeitgleich zum Infanterie Regiment Nr. 35 nach Spandau. Im Jahre 1792 wurde ihm das Kommando über das Infanterieregiment Prinz Heinrich Nr. 43 übertragen.

Leopold Alexander von Wartensleben nahm am Rheinfeldzug in den Jahren 1792 bis 1795 gegen das revolutionäre Frankreich teil. In der Nacht vom 16. auf den 17.11.1793 führte er den Angriff seines Regiments gegen die am Eingang der Vogesen gelegene Bergfestung Bitsch an. Obwohl der Angriff scheiterte, wurde Oberst von Wartensleben für seinen gezeigten Mut mit dem Orden Pour le Merite geehrt. Von seinem Regimentschef, den Prinzen Heinrich erhielt der Offizier, auf Grund seiner persönlichen Haltung und und die Truppenleistung, eine lebenslange Jahrespension in Höhe von 450 Talern. Bei diesem Einsatz wurde er auch verwundet.

Am 14.01.1795 erhielt Graf Wartensleben die Ernennung zum Generalleutnant. Nach dem Friedensschluss verlieh König Friedrich Wilhelm II. ihm als besonderen Gunstbeweis am 19.05.1795 das bisherige Regiment Graf Anhalt Nr. 43, das von nun an seinen Namen trug. Zu seinen Aufgaben gehörte von nun an die Sicherung der preußisch-französischen Demarkationslinie in Westfalen. Am 18.06.11797 verlieh ihm der König mittels Kabinettsordre den Roten Adlerorden I. Klasse.

Ein im Jahre 1802 beantragter Wunsch des Generalmajors, in den Ruhestand zu treten wurde durch König Friedrich Wilhelm III. jedoch abgelehnt und vielmehr erhielt er den Auftrag nach Erfurt zu gehen.

Der am 20.05.1802 zum Generalleutnant beförderte Leopold Alexander von Wartensleben zog zusammen mit dem Generalleutnant von Voß an der Spitze eines preußischen Korps in Erfurt ein. Diese Korps bestand aus einem Bataillon vom Dragoner Regiment von Voß Nr. 11, sowie dem Füsilier-Bataillonen von Rabenau Nr. 13 und von Rühle Nr. 15 sowie einem Bataillon vom Infanterie Regiment von Wartensleben Nr. 43.

Bereits am 24.01.1803 wurde er zum Chef des neugeschaffenen Infanterie Regiments von Wartensleben Nr. 59 in Erfurt ernannt während sein bisheriges Regiment unter dem Namen seines neuen Regimentschefs von Strachwitz Nr. 43 geführt wurde. Das neue Regiment sollte aus dem 2. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 43 gebildet werden. In einem persönlichen Schreiben teilte Friedrich Wilhelm III. den neuen Chef mit:

Mein lieber Generalleutnant Graf von Wartensleben!

Ich mache Euch hierdurch bekannt, daß ich die Formation eines 59ten Infanterie-Regiments zu Erfurth aus dem dort stehenden 2ten Bataillon Ihres bisherigen Regiments und den übernommenen Mainzer Infanteristen auf den 1. März d.J. bestimmt und Euch zum Chef desselben ernannt, unter anderem auch von den ehemaligen Mainzer Offizieren, den Stabskapitän von Linsingen und den Lieutenant Knoth von Helmfried dabei angestellt habe. […] Euch bestreben werdet, das Regiment baldmöglichst in dienst-mäßigen Stand zu setzen und mir dasselbe schon im Monat Juny d.J. bei meiner Reise über Erfurth dort in guter Ordnung vorzuführen [...]

Am 10.02. desselben Jahres erfolgte auch seine Berufung zum Gouverneur der Stadt Erfurt. Dies umfasste sowohl das Gebiet der Stadt Erfurt als auch der Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg. Im Laufe der Zeit kam es doch immer wieder zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Gouverneur und Erfurter Bürgerschaft, da von Wartensleben die bisherigen Gepflogenheiten und Beschlüsse des Rates oft missachtete.

Leopold Alexander Wartensleben nahm am 14.10.1806 mit seinem Regiment an der Schlacht von Auerstedt teil. Er wurde durch einen Sturz vom Pferde jedoch schwer verletzt.

Bereits am 19.10.1806 schrieb Graf von Wartensleben ans seine Ehegattin folgende Zeilen:

Ich bin niedergeschlagen und unfähig, den geringsten Dienst zu tun; ich warte darauf, daß Frieden geschlossen werde, was sicher in einigen Tagen geschehen wird; denn alle unsere Armeen sind geschlagen trotz des Wertes unserer Truppen. […] sei darauf gefaßt, mich niedergeschlagen, traurig und beschäftigungslos zu sehen, mein Regiment ist ruiniert, mein Gouverneursposten unbesetzt. Erfurt wird von den Franzosen besetzt worden sein, alles ist verloren, aber die Ehre nicht. […] Warum bin ich nicht von einer dieser vielen um mich herumfliegenden Kugeln getroffen worden?

Am 06.11.1806 war er an der kampflosen Übergabe der Festung Magdeburg, in der er sich mit den Resten seines Regiments geflüchtet hatte involviert. Nachdem er von der Kapitulation der Festungen von Spandau, Stettin und Küstrin erfuhr stimmte er für eine kampflose Übergabe von Magdeburg.obwohl der Magdeburger Kommandeur von Kleist sich dagegen aussprach. Am selben Tag wurde die Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Auf Grund eines Artikels der Kapitulationserklärung erhielten die Offiziere, unter dem Versprechen vor Auswechselung an keinen Kampfhandlungen gegen Frankreich teilzunehmen, nach Hause geschickt. Er reise über Bernburg, Dresden und Prag nach Troppau. Ab Troppau reiste er zusammen mit seiner Frau auf sein Gut nach Schurgast.

Am 01.10.1807 erbat Generalleutnant von Wartensleben den Abschied aus der preußischen Armee.

Im Januar 1809 wurde Generalleutnant a.D. Leopold Alexander von Wartensleben mitgeteilt, dass die kriegsgerichtlichen Untersuchungen wegen der Kapitulation der Festung Magdeburg auch auf seine Person ausgeweitet würden. Es wurde für die Dauer der Untersuchung häuslicher Arrest über ihn verhängt. Er wurde durch General Julius von Grawert und am 25.09.1809 von einem preußischen Kriegsgericht unter Leitung des Generals Christian Ludwig von Winning zu »lebenswierigen Festungs-Arreste« auf Fort Preußen bei Neiße verurteilt. Auf Grund seines bisherigen tadellosen Verhaltens als Soldaten wurde die Strafe in einen lebenslänglichen Arrest umgewandelt. Zugleich wurden ihm sein Rang sowie alle erhaltenen Orden und Ehrenzeichen aberkannt. König Friedrich Wilhelm III. bestätigte diese Urteilsspruch. Auf Grund seines bisherigen tadellosen soldatischen Werdeganges wurde ihm bereits im Januar 1810 eine erste Hafterleichterung gestattet. So musste Graf von Wartensleben seinen Arrest nicht mehr in der Festung zubringen sondern ihm wurde gestattet in der Stadt Quartier zu suchen.

Am 30.05.1814, nach dem Pariser Frieden, wurden diejenigen Offiziere begnadigt, die durch Kapitulationen in den Jahren 1806/07 zu Festungshaft verurteilt wurden.

Aus seinem väterlichen Erbe von 25.000 Goldtalern und dem Erbe der Mutter in Höhe von 22.000 Talern erwarb Leopold Alexander von Wartensleben im Jahre 1789 die bei Brandenburg gelegenen Güter Wendeberg, Knoblauch und Bensdorf. Im Jahre 1791 erwarb er die Güter Barken, Markienen, Paulienen und Schonklitten bei Bartenstein in Ostpreußen. Bereits wenige Jahre später verkaufte er seine Güter in Brandenburg zusammen mit dem ostpreußischen Gut Borken um 1797 das schlesische Rittergut Obsendorf und im folgenden Jahr Leonhardwitz zu erwerben. Später erwarb der Graf noch die Herrschaft Schurgast bei Brieg sowie das Gut Karbitschau und Schnellwitz. Sein Besitz hatte bei Ausbruch des Krieges von 1806 einen Wert von mehr als 300.000 Goldtalern. Durch Kriegsverwüstungen und der Beschlagnahme eines Teils seines Besitzes durch das Kriegsgerichtsurteil lebte der ehemalige General in eher dürftigen Verhältnissen.

Leopold Alexander von Wartensleben heiratete Caroline Louise Dorothea von der Recke mit der er die Söhne Heinrich August Gustav (1775-1834), der Domherr zu Magdeburg und Generalmajor wurde, sowie dem späteren preußischen Husarenoffizier Caeser Scipio Alexander von Wartensleben zeugte.

Generalleutnant a.D. von Wartensleben starb am 24.10.1822 in Breslau.


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