Wilhelm Gustav Friedrich Wardenburg

* 15.05.1781 zu Fredderwarden in der Herrlichkeit Kniphausen
† 29.05.1838 in Oldenburg

Aufgewachsen ist Wilhelm Gustav Wardenburg, Sohn eines oldenburgischen Predigers im Dorfe Hatten, wo er durch einen Hauslehrer erzogen wurde. 1795 wurde sein Heimatdorf durch Hannoversche Truppen besetzt, die die im Baseler Frieden skizzierte Demarkationslinie überwachte. Sein Vater wollte, dass sein Sohn die theologische Laufbahn anstrebte und schickte ihn auf das Gymnasium in Oldenburg.

Mit 16 Jahren im Jahre 1797 trat Wardenburg - ohne Einwilligung des Vaters - als Kadett in das oldenburgische Militär ein. Oldenburg stellte eine Kompanie von 100 geworbenen Mann, die von einem Major befehligt wurden. Im Jahre 1799 bat Wardenburg um Entlassung aus oldenburgischen Diensten. Er wurde als Fähnrich mit einem Empfehlungsschreiben des Herzogs Peter von Oldenburg ausgestattet um in russische Dienste eintreten zu können.

Die Reise von Oldenburg dauerte nur vier Wochen ehe er im Hauptquartier von Feldmarschall Suworow (1729-1800) eintraf. Dieser musste Wardenburg jedoch mitteilen, das Zar Paul I. die Anstellung fremder Offiziere untersagt hatte. So musste er zunächst auf eine Antwort aus St. Petersburg warten. Auf Vermittlung Suworows wurde ihm jedoch eine Stelle in der österreichischen Armee vermittelt, so dass zunächst in das Regiment Fresich als Kadett eintrat. Sofort zeichnete er sich bei verschiedener Gelegenheit aus. So wie im August 1799, wo er zum Fähnrich befördert wurde, nachdem er sich während der Belagerung und späteren Einnahme des Forts Serravalle mit Auszeichnung schlug.

Am 15.08.1799 nahm er an der Schlacht bei Novi teil und zeichnete sich bei der Belagerung von Tortona und bei weiteren Gelegenheiten im Herbst 1799 erneut aus. Im folgenden Jahre nahm er im Frühjahr an der Belagerung von Genua und am 14.06. an der Schlacht von Marengo teil. Verwundet wurde Wardenburg im Treffen von Pojzolo am 25.12.1800. Nach seiner Wiederherstellung erfolgte die Beförderung zum Leutnant.

In der österreichischen Armee hielt die Unsitte des Kaufs von Offiziersstellen wieder Einzug. Dies bedeutete für den jungen Wardenburg eine Zurücksetzung gegenüber Offizieren aus vermögendem Haushalt. Dies veranlasste ihn – wie viele seiner Kameraden auch – den Dienst Anfang 1805 zu quittieren.

Er reiste in die oldenburgische Heimat zurück, wo er erneut von Herzog Peter ein Empfehlungsschreiben für den russischen Zaren Alexander erhielt. So fand er im Infanterie Regiment Assow ein neues Wirkungsfeld.

Im September 1805 wurde er zum Sekondeleutnant ernannt. Er reiste sofort nach Krems an der Donau, wo er sich der Armee Kutusows (1745-1813) - zu der das Infanterie Regiment Assow gehörte - anschloss. Er traf früh genug ein, um an der Schlacht von Austerlitz am 02.12.1805 teilzunehmen.

Nach der russisch-österreichischen Niederlage zog sich das Regiment des Sekondeleutnants in einem beschwerlichen Marsch - von beinahe zwei Monaten - nach Schitomir zurück. Das Regiment nahm an der Schlacht bei Preußisch-Eylau am 07. und 08.02.1807 teil. Ein weiterer Einsatz am 06.06.1807 brachte ihm die Auszeichnung mit dem Goldenen Sturmkreuz von Preußisch Eylau ein. Er erstürmte in einem Sturmlauf als Freiwilliger eine verschanzte Batterie bei Passarge. Eine Musketenkugel traf den engagierten Offizier und man brachte Gustav Friedrich Wardenburg zunächst nach Königsberg und schließlich nach Mitau, wo die Kugel endlich aus der Wunde in der Brust operiert werden konnte. Schon im September des gleichen Jahres – die Verwundung war noch nicht ausgeheilt – kehrte er zu seinem Regiment nach Alt-Büchow am Dnjepr zurück. Es folgte seine Beförderung zum Premierleutnant.

Erst im Frühjahr 1808 wurde das Infanterie Regiment Assow nach St. Petersburg zurückbeordert um im russisch-schwedischen Krieg zu kämpfen. In St. Michel (Finnland) wurde Wardenburg zur persönlichen Dienstleistung dem General Barclay zugeteilt. Auch hier zeichnete er sich am 02.06.1808 im Gefecht von Jorrois aus. Für diesen Einsatz erhielt er die 3. Klasse des St. Annenordens mit Degen honoriert wurden. Bei einem nächtlichen Überfall geriet er jedoch in schwedische Gefangenschaft aus der er jedoch Anfang 1809 ausgetauscht wurde. Nach der russischen Besetzung von Uleaburg wurde er als Platzkommandant der Stadt berufen.

Diesen Aufgaben widmete er sich bis zur Ernennung zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Georg von Oldenburg, dem Gemahl der Großfürstin Katharina, und seiner gleichzeitigen Versetzung in das Preobraschensker Leibgarde Regiment. Im Herbst 1810 wurde er durch den Prinzen in einer erfreulichen Mission als Kurier nach Oldenburg geschickt. Hier sollte er Herzog Peter I. die Geburt seines Enkelkindes anzuzeigen.

Beim Ausbruch des Krieges von 1812 wurde er durch General Barclay zum Adjutanten erbeten und so kämpfte Wardenburg bei Smolensk am 17.08.1812. Bei Balutina-Gera rettete der tapfere Offizier einen Artilleriepark - dies bedeutete die  Beförderung zum Stabskapitäm - und nahm am 07.09.1812 auch an der Schlacht von Borodino und von Tarutino am 18.10.1813 teil. Nach der Schlacht von Borodino wurde sein Verdienst mit dem Wladimir-Orden geehrt.

Im Januar 1813 - inzwischen zum ordentlichen Kapitän der Garde ernannt - trat er in die russisch-deutsche Legion des Herzogs von Oldenburg ein. Hier wurde er im Range eines Oberstleutnants in die Legion eingestellt. Im Gefecht an der Göhrde am 16.09.1813 befehligte er die aus drei Bataillonen bestehende dritte Brigade. Für diesen Einsatz wurde ihm der St. Annenorden 2. Klasse verliehen. Er nahm an den weiteren Operationen des Generals Wallmoden im nördlichen Deutschland teil. Nach dem Abschluss des Kieler Friedens im Januar 1814 wurde Oberst Wardenburg durch General Wallmoden in das Hauptquartier des Zaren Alexander gesandt um Instruktionen über die Zukunft der Legion einzuholen. Obwohl die Legion in die preußische Armee überführt wurde, wollte er selbst zunächst wieder in russische Dienste treten, wurde er durch den Herzog Peter I. von Oldenburg gebeten, dessen Militär neu zu organisieren. Trotz guter Aufstiegschancen in der russischen Armee entschied er sich dem Auftrage des Herzogs zu folgen.

Im Frühjahr 1815 kehrte Napoléon Bonaparte von Elba auf das französische Festland zurück. Europa mobilisierte seine Armeen und man marschierte gegen Frankreich. In diesem Feldzug führte der oldenburgische Offizier an der Spitze sein Regiment gegen den Feind. Hierbei bewährte es sich bei den Belagerungen von Sedan und Mezieres. Für diesen Feldzug erhielt er vom preußischen König den Orden Pour le Merite.

Bis zur Neuorganisation des oldenburgischen Militärs unter Großherzog August förderte Wardenburg die Ausbildung der Truppen und des Offizierskorps. Im Jahre 1834 wurde ihm die Beförderung zum Generalmajor zu teil und gleichzeitig erfolgte die Ernennung zum Brigadekommandeur. Als Oldenburg und die drei Hansestädte einen gemeinsamen Brigadeverband bildeten, wurde dieser durch Wardenburg geführt. Er veröffentliche auch zahlreiche militärhistorische Studien.

Seit 1814 widmete sich der Offizier auch dem Studium der Altertümer und Geschichte seiner oldenburgischen Heimat. So erforschte er die Spuren der Römerzüge, untersuchte die Denkmäler der vorchristlichen Zeit und des Mittelalters. Er sammelte Waffen, Münzen und anderer Dinge der Vorzeit seiner Heimat, deren er habhaft werden konnte. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in zahlreichen Abhandlungen und Aufsätzen in den »Oldenburgischen Blättern«. Nach seinem Tode bildete diese Sammlung den Grundstock für die Großherzogliche Altertümersammlung und des späteren Museums für Naturkunde und Vorgeschichte, das heute Museum für Natur und Mensch heißt.

Im Jahre 1816 heiratete er eine Tochter des Kaufmanns und Oldenburger Ratsherrn Hegeler. Seine Ehe blieb jedoch kinderlos. Wilhelm Gustav Friedrich Wardenburg verstarb am 29.05.1838 nach schwerer Krankheit in Oldenburg. In Wardenburgs Nachruf war zu lesen:

Er war ein Charakter! Er verstand es, stark und fest zu wollen, und niemals für sich selbst! Er war ein Baum, im dessen Schatten es sich sicher ruhen ließ. Da liegt das Geheimnis seines Wirkens, da der Magnet, der ihm die Gemüter der Menschen herbeizog und unterwarf, der Scharen hinter seinen Sarg und aus tausend Augen Tränen lockt, wenn sein Name genannt wird. Nie hat eine eigenmütige Schwäche seine reine Seele bedeckt.

Im Jahre 1842 wurde das Tagebuch Wardenburgs durch seinen Bruder unter dem Titel »Leben des großherzoglich Oldenburgischen Generalmajors W.G.F Wardenburg« der Öffentlichkeit präsentiert.

Sein Nachlass wird durch das Niedersächsische Staatsarchiv Oldenburg verwahrt. Die Wardenburgstraße in Oldenburg erinnert an den Militär und Altertumsforscher noch heute.

Werke:

  • • Leben des großherzoglich Oldenburgischen Generalmajors W.G.F. Wardenburg, 1842

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