Fjodor Fjodorowitsch Uschakow

* 00.00.1745 in Tambowsk
† 14.10.1817 in Sinaksarsk/Temmik

Als Geburtsjahr für den späteren Admiral der russischen Flotte Fjodor Fjodorowitsch Uschakow nimmt man das Jahr 1745 an. Damals wurde er als Sohn eines verarmten Adelsgeschlechts im Gouvernement Tambowsk geboren. Die entsprechenden Urkunden und Dokumente sind bei zahlreichen Kriegen und Bränden vernichtet worden.

Schon früh wurde in den kleinen Uschakow die Liebe für das Meer geweckt und so trat er im Jahre 1761 dem Seekadettencorps in St. Petersburg bei. Der junge Seekadett gehörte schnell zu den besten seines Jahrganges. Sein besonderes Interesse galt dem maritimen Erbe Peter des Großen, das zu diesem Zeitpunkt aus dem Bewusstsein der Zeitgenossen zu verschwinden drohte. Zu seiner Hauptlektüre gehörten »Verordnungen über die Verwaltung der Admiralität und der Werften«, »Dienstordnungen für Heer und Marine«. Des weiteren beschäftigte sich der junge Seemann mit den Seegefechten des niederländischen Admirals de Ruyter, der im 17. Jahrhundert erfolgreich gegen die englische Flotte agierte. Aus diesem Studium zog er während seiner späteren Offizierslaufbahn immer wieder großen Nutzen.

Am 01.05.1766 verlässt der frisch gebackene Fähnrich die Lehranstalt und dient zunächst in der baltischen Galeerenflotte. Später wird er auf den Kriegstransporter »NAGRIN« mehr als 5.500 km von Kronstadt nach Archangelsk und zurück. Im Jahre 1768 gehört Uschakow zu den 1.300 Mann die von der baltischen zur Don-Flotte kommandiert werden. Dort steht er unter dem Kommando des Konteradmirals A.N. Senjawin. Auf den Werften in Tawrow und Nowopawlowsk, die noch aus der Zeit des Zaren Peter I. stammten, bauten 3.000 Zimmerleute neue Segelkriegsschiffe, die mühsam über die Sandbänke der Donmündung geschleust werden mussten. Von dort aus wurden sie unter größten Strapazen ins Asowsche Meer bugsiert. Für seine Leistungen beim Aufbau der Don-Flotte wurde er zum Leutnant befördert.

In der folgenden Zeit sammelte Uschakow auf Artillerieprahme und dem Kurierschiff »KURIER« Erfahrungen als Artillerist und Kommandeur. Im Jahre 1773 erhielt er das ersehnte erste eigene Kommando über das 16 Kanonen-Schiff »MOREJU«. Im folgenden Jahr erhält der spätere Admiral als Kommandant der »MODON« (20 Kanonen) im Verband der Asow-Flotte seine Feuertaufe gegen eine türkische Streitmacht.

Im Friedensvertrag von Kütschük-Kainardski, der den russisch-türkischen Krieg von 1768 bis 1774 beendete, erhielt Russland nicht nur das Gebiet um das Asowsche Meer mit der Krim, sondern auch die Donaufürstentümer Moldau und Walachei. Des weiterem wurde eine freie Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer und die freie Passage durch die Meerenge garantiert.

Im Jahre 1775 erfolgt seine Versetzung als Kapitänleutnant zur Baltischen Flotte. Von 1776 bis 1779 nahm er als Kommandant einer Fregatte an einer Handelsexpedition ins Mittelmeer teil. Nach seiner Rückkehr wurde er anno 1780 Kommandant der Zaren-Yacht »STANDART«. Da ihm dieser Posten nicht zusagte fühlte er sich sehr unwohl und ergriff dann freudig die Gelegenheit, als er Kommandant des 64-Kanonen-Linienschiffes »VIKTOR« wurde. Am 25.05.1781 stieß er, zusammen mit vier weiteren Schiffen, zusammen und man segelte in Richtung des spanischen Flottenstützpunktes Cadiz. Dort sollte er sich um russische Handelsschiffe kümmern, die als Prisen aufgebracht wurden. Am 01.01.1782 erfolgte seine Beförderung zum Kapitän 2. Rangs, dem Fregattenkapitän vergleichbar.

Nachdem Zarin Katharina II. im Jahre 1783 den Aufbau einer Schwarzmeerflotte anordnete, marschierte Fregattenkapitän Uschakow mit 3.878 Matrosen, Unteroffizieren und Offizieren nach Korsun (dem heutigen Cherson), um die ersten Grundlagen der jungen Schwarzmeerflotte zu schaffen. Dank strenger Hygienemaßnahmen gelang es dem Kommandeur seine Männer vor der grassierenden Pest zu schützen und den Aufbau der Flotte voran zu treiben. Am 17.05.1783 liefen Teile der Asow- und Dnjepr-Flotte in der Bucht von Achtiar (dem späteren Sewastopol) ein und bildeten den Kern der Schwarzmeerflotte. Die Bucht wird zügig zur Hauptbasis der Schwarzmeerflotte ausgebaut. Im Jahre 1785 verfügte die Flotte bereits über 12 Linienschiffe, 20 Fregatten und 23 Transportschiffe. Die Flotte hatte eine Stärke von 13.500 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Die Schwarzmeerflotte unterstand Fürst Potjomkin, der den Rang eines Generaladmirals und Oberkommandierenden der Flotte führte.

Uschakow selbst wurde im Jahre 1784 zum Kapitän zur See befördert und als Kommandant der »SWJATOJ PAWEL« legte er größten Wert auf die Ausbildung seiner Besatzung. Sie beherrschte meisterhaft die Takelage und den Umgang mit der Bewaffnung. So verlangte er von jedem Mann seiner Besatzung, dass er auf Befragen seine Pflicht und den zugewiesenen Platz kennen musste. Er ließ aus diesem Grunde auf allen Stationen die Namen der Matrosen anbringen, die dort ihren Dienst versahen.

Als Zarin Katharina II., in Begleitung Kaiser Joseph II., des englischen Botschafters und des Fürsten Potemkim, die Schwarzmeerflotte besuchte, schossen die von ihm ausgebildeten Kanoniere eine Hausattrappe an der Küste mit 3 Schüssen in Brand. Durch diesen beeindruckenden Erfolg gelang es ihm, vor der Zarin und dem Fürsten Potemkim seine Gedanken für einen modernen Seekrieg vorzutragen. Gleichzeitig bat er, das Kommando über die Vorhut der russischen Schwarzmeerflotte zu erhalten. Erst als im Krieg mit dem osmanischen Reich am 31.08.1787 die russische Schwarzmeerflotte zur Eroberung der Dardanellen ausrückt, erhält er im Range eines Kommodore das Kommando über die Vorhut der Flotte.

Am 14.07.1788 stieß das Sewastopoler Geschwader östlich der Donau-Mündung bei der Insel Fidonisi auf die osmanische Flotte unter Befehl von Cezayirli Gazi Hasan Pasha. Der kleinen russischen Flotte, bestehend aus 2 Linienschiffen, 10 Fregatten und 24 kleineren Einheiten standen insgesamt 17 Linienschiffe und 8 Fregatten und 24 kleinere Einheiten des Sultans entgegen. Es standen 570 gegen 1.100 Kanonen bereit. In diesem Gefecht konnte sich der russische Kommandeur Konteradmiral M. I. Woinowitsch nur zögerlich zum Handeln entschließen. Die Türken waren bemüht, die russische Flotte so weit wie möglich auf Abstand zu halten und ihre überlegene Feuerkraft einzusetzen. In dieser Situation ergreift F. F. Uschakow die Initiative und greift mit einem Linienschiff und 3 Fregatten das Schiff des osmanischen Flottenbefehlshabers an. Nach 2 Stunden Dauerbeschuss dreht Cezayirli Gazi Hasan Pasha mit seinem schwer beschädigten Flaggschiff auf Gegenkurs, und das obwohl seine Vorhut, bestehend aus 6 Linienschiffen und 3 Fregatten, stark überlegen war und Uschakow die Unterstützung des Hauptverbandes fehlte. Die osmanische Flotte folgte dem Flaggschiff, obwohl sie dem russischen Verband deutlich überlegen war. Auf Grund starken Bodenbewuchses konnte die Verfolgung nicht aufgenommen werden.

Auf Grund der besseren Führung und Taktik gelang es der kräftemäßig unterlegenen russischen Seemacht, einen Erfolg zu erringen. Den gut ausgebildeten russischen Seeleuten gelang es während des Gefechts eine Schussfolge von vier Minuten aufrecht zu halten. Als Belohnung für den Erfolg bei Fidonisi wurde Kommodore Uschakow mit dem Wladimir-Orden 3. Klasse dekoriert und es folgte die Beförderung zum Befehlshaber der Sewastopoler Flotte.

Im Mai 1789 segelte Uschakow mit einem kleinen Geschwader vor der türkischen Festung Sinope um diese zu beschießen. Danach segelte er nach Anapa und zerstörte die dortigen Vorratslager des türkischen Gegners, die zur Eroberung der Halbinsel Krim angelegt wurden.

Im Juni 1790 entsendete der türkische Sultan eine Landungsflotte zur Eroberung von Kertsch. Die türkische Flotte unter dem Befehl des Küçük Hüseyin Pasha bestand aus 10 Linienschiffen, 8 Fregatten und 36 kleineren Einheiten mit insgesamt 1.100 Kanonen, die am 19.07.1790 auf der Luvseite des russischen Geschwaders unter Uschakow in Sicht kamen. Die russische Flotte bestand aus 10 Linienschiffen, 6 Fregatten und 20 kleineren Einheiten und hatte eine Feuerkraft von 860 Kanonen. Durch die taktische Überlegenheit des russischen Seeoffiziers fügte er der türkischen Landungsflotte -schwere Verluste bei. Als sich der Wind wendete, drehte der türkische Verband ab und ergriff die Flucht. Durch sein entschlossenes und unkonventionelles Handeln gelang es ihm erneut ein Erfolgskapitel in der Geschichte der jungen Schwarzmeerflotte zu schreiben. Ihm kam auch die gute Ausbildung, insbesondere im Signalwesen, zu Gute, so musste er nicht, wie der türkische Befehlshaber zuerst seine Schiffe umsegeln um seine Befehle mündlich zu geben.

Einige Wochen später am 28. und29.08.1790 fügte Uschakow der türkischen Flotte bei Tendra einen weiteren schweren Schlag zu. Er vernichtete die türkische Flotte vor Tendra. Obwohl die türkische Flotte mit 1.400 Geschützen dem russischen Angreifer, der nur 860 Geschütze zählen konnte, deutlich überlegen war, konnte Uschakow nur 21 Gefallene Matrosen und 25 Verwundete in seine Verluststatistik melden. Auf türkischer Seite zählte man mehr als 1.300 Tote und Verwundete. Dazu kamen noch etwa 700 Gefangene. Für diese Tat wurde Admiral Uschakow mit dem Georgsorden II. Klasse ausgezeichnet und erhielt 500 leibeigene Bauern im Gouvernement Mogiljow.

Nach dem Einfall General Napoléon Bonapartes in Ägypten brachte er den türkischen Sultan gegen sich auf. Das osmanische Reich betrachtete Ägypten als einen Teil des osmanischen Reichs. Sultan Selim III. und Zar Paul I. vereinen die türkische und russische Flotte zum Kampf gegen Frankreich. Uschakow erhielt den Befehl, mit einem kleinen Flottenverband nach Konstantinopel zu segeln und sich dort mit der osmanischen Flotte unter seinem Kommando zu vereinigen. Der russische Verband bestand aus 6 Linienschiffen, 7 Fregatten und 3 kleineren Einheiten und erreichte am 09.09.1798 in Konstantinopel. Zusätzlich hatte er die Genehmigung, falls erforderlich, sich mit der englischen Flotte unter dem Befehle Admiral Nelsons zu vereinigen. Der Auftrag der vereinigten Flotte lautete: Schutz der Küste Albaniens und Befreiung der von Frankreich besetzten Ionischen Inseln.

Nach Horatio Nelsons Sieg über die französische Flotte am Nil schrieb Uschakow an ihm:

Nach meiner Ankunft in Konstantinopel erreichte mich die Nachricht von ihrem großen Sieg am Nil, und es ist mir eine Ehre, Sie zu diesem glänzenden Erfolg zu beglückwünschen. Ich hoffe, dass ich bald das Vergnügen haben werde, in Ihrer Nähe zu operieren oder sogar mit Ihnen gemeinsam dem Feind entgegenzutreten.

Zu den gemeinsamen Operationen mit Nelson, der von Uschakow bewundert wurde, kam es nicht. Das türkisch-russische Geschwader befreite die Ionischen Inseln. In harten Kämpfen wurde auch die 3.700 Mann starke französische Garnison auf Korfu genommen. Uschakow wurde als Befreier gefeiert. Admiral Uschakow bekam nun Streit mit seinen türkischen Verbündeten, da das osmanische Reich Korfu für sich beanspruchte.. In dieser Forderung wurde das Osmanische Reich von Großbritannien unterstützt und Zar Paul I., inzwischen Großmeister des nach Russland geflüchteten Malteserordens, drängte auf die Befreiung Maltas.

Uschakow wurde im August 1798 von Nelson aufgefordert, die Operationen zur Befreiung des Königreichs Neapel zu unterstützen. Die Briten hatten großes Interesse die jakobinisch-revolutionäre Bewegung, die die Partrhenopeische Republik gegründet hatten, in Neapel zu vernichten und die alten Verhältnisse im Staate wiederherzustellen. So sollte nach der Befreiung Neapels König Ferdinand I. wieder auf den Thron zurückkehren. Uschakow unterstützte diese Restaurationsbestrebungen des britischen Admirals entsprechend.

Während dieser Zeit versuchten einflussreiche Hofkreise in St. Petersburg den Einfluss Uschakows zu mindern, was ihnen u. a. dadurch gelang, dass Malta noch nicht von den russischen Streitkräften besetzt wurde. Auch dass er die Republik der sieben Ionischen Inseln mit einer eigenhändig geschriebenen Verfassung ausstattete, missfiel adeligen Kreisen in Russland.

Nachdem im Herbst 1799 die türkischen Schiffe des gemeinsamen Geschwaders nach Konstantinopel zurücksegelten und es der Armee Suworows nicht gelang, die Vernichtung der Armee des Generals Rimsky-Korsakows zu verhindern, rief Zar Paul I. das russische Expeditionskorps zurück.

Am 31.12.1799 setzte Uschakows Flotte von Neapel aus die Segel und nahm notwendige Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten in Korfu vor. Am 06.11.1800 erreichte das Geschwader Sewastopol. Uschakow wurde sofort zum Zaren nach St. Petersburg befohlen.

Nach der Ermordung Zar Pauls bestieg dessen Sohn Alexander den Zarenthron und verfolgte ein Bündnis mit Frankreich. Aus diesem Grunde wurde Uschakow das Kommando über die Baltische Galeerenflotte erteilt. Als erfolgreicher Kämpfer gegen Frankreich war er dem neu angestrebtem Bündnis nicht gerade förderlich. Am 30.12.1806 nahm Admiral Uschakow enttäuscht Abschied.

Nach dem Überfall Napoléon I. im Jahre 1812 stellt er sich dem Aufgaben niederzulegen. Am 14.10.1817 starb er und wurde im Kloster Sinaksarsk bei Temnik beigesetzt.

In der Sowjetflotte wurde das Andenken Uschakows lebendig gehalten. So wurde ein Orden, der nach ihm benannt wurde, verliehen und zahlreiche russische Kriegsschiffe trugen seinen Namen. Im Jahre 2004 beabsichtigte die russisch-orthodoxe Kirche den Admiral heilig zu sprechen. Auch ein Asteroid ist nach dem russischen Seehelden benannt worden.


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