Karl Christian Wilhelm Türk

* 08.01.1774 in Meiningen
† 30.07.1846 in Klein-Glienicke

Karl Christian Wilhelm von Türk wurde als jüngster Sohn des Kammerpräsidenten Otto Wilhelm von Türk und seiner Ehefrau, der aus Franken stammenden Maria, geborene von Bibra am 08.01.1774 in Meiningen geboren. Der Vater war auch Obermarschall des Herzogs von Sachsen-Meiningen. Nach dem Tode der Mutter zog der Vater auf das Schloss des Herzogs und wurde dort auch beköstigt. So war es dem Witwer nicht mehr möglich sich selbst um die Erziehung der Kinder zu kümmern. Der junge Wilhelm kam zu einem Onkel, dem Oberjägermeister Eugen Georg August von Bibra, nach Hildburghausen.

Der junge Türk war schon in seinen frühen Jahren sehr kränklich und musste sich auch mehreren schweren Operationen unterziehen. Als er in Hildburghausen ankam war er von eitrigen Wunden vom Tode gezeichnet. Doch gelang es seiner Tante durch rationelle Pflege den jungen Mann gesund zu pflegen und für die Herausforderungen des Lebens vorzubereiten.

Zusammen mit seinem gleichaltrigen Cousin Christian Ernst Heinrich von Bibra wurden die beiden Knaben von Hauslehrern ausgebildet. Bis auf Griechisch und Mathematik wurde das Wissen des jungen Türk, der bei seiner Ankunft in Hildburghausen nur das Buchstabieren gelernt hatte, ausgebildet. Im Alter von 17 Jahren war es ihm so möglich auch ein Universitätsstudium aufzunehmen.

Nachdem Wilhelm Türks älterer Bruder bereits seit Jahren an der Universität Jena Jura studierte, immatrikulierte er sich im Jahre 1791 ebenfalls in Jena. Zu seinen Kommilitonen gehörten der Dichter Novalis und sein späterer Dienstherr von Bassewitz und dessen Bruder Ulrich Carl Adolph. Im Jahre 1793 beendete Türk sein Studium mit einer Prüfung in Meiningen. Eine Anstellung in Sachsen-Meiningen konnte er nach erfolgreich bestandener Prüfung jedoch nicht antreten, da sein Vater Kammerpräsident und sein älterer Bruder bereits Mitglied der Regierung war. Da auch eine beabsichtigte Anstellung in Berlin scheiterte beabsichtigte der mittellose Mann sich als Kaufmann selbstständig zu machen.

Nach einem Studienaufenthalt in der Schweiz kehrte Türk nach Hildburghausen, wo er auf Einladung seiner Pflegeeltern weilte, zurück und machte die Bekanntschaft mit Großherzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, der den jungen Juristen noch im selben Jahr als Auditor seiner Justizkanzlei einstellte. Gleichzeitig wurde er zum Kammerjunker ernannt.

Seine freie Zeit verbrachte er mit Studien in allen möglichen Fächern. Er interessierte sich insbesondere für Sprachen aber auch Mineralogie, Entomologie aber auch für die schönen Künste der Musik und Malerei.

Auch das Schulwesen seiner neuen Heimat weckte sein Interesse und so wurden ihm die herrschenden Mängel des Schulsystems bewusst. Türk nutzte seine Reisen um sich über das vorhandene Schulsystem zu informieren. Neben Gotha und Schnepfenthal hielt er sich auch in Yverdun auf. Mit Pestalozzi entstand eine Freundschaft. Sein zunehmendes Interesse für die Bildungspolitik – so würde man heutzutage nennen – drückte sich auch in der Schrift »Ueber Schul- und Unterrichtsanstalten mit vorzüglicher Rücksicht auf Mecklenburg« aus.

Bereits im Jahre 1794 erfolgte die Ernennung zum Justizrat und die Heirat mit Wilhelmine von Buch, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.

Im Jahre 1811 siedelte er nach Vevey über, wo er durch die Regierung ein altes Schloss zum Aufbau einer eigenen Erziehungsanstalt und Schule erhielt. Auch hier konnte der Pädagoge große Erfolge erzielen. Seine Familie hatte ihm zunächst verübelt, dass er den Staatsdienst verlassen hatte. Er legte sich das Versprechen auf, erst dann wieder in den Staatsdienst zurückzukehren, wenn Europa das napoleonische Joch abgeschüttelt habe.

Erst nach der Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813 bot Türk dem preußischen Staat seine Dienste an. Doch eine Anstellung erfolgte erst nach einem längeren Schriftverkehr mit dem Minister Altenstein und dem Staatsrat Nicolovius im März des Jahres 1815. Er wurde bei einem jährlichen Gehalt von 1.000 Thalern zum Schulrat in Frankfurt/Oder berufen.

Sofort nach seiner Amtsübernahme kündigte der neue Schulrat für 16 Lehrer seines Kreises zusätzlichen Unterricht an. Er selbst unterrichtete die Pädagogen im Rechnen, da er sie hier für ungenügend ausgebildet hielt. Er erfreute sich auch der Aufmerksamkeit der Regierung und schon zwei Jahre später wurde er nach Potsdam versetzt.

Sein alter Studienfreund von Bassewitz war in Potsdam Regierungspräsident und somit sein direkter Vorgesetzter. Die Arbeit in Potsdam war doppelt so viel wie zuvor in Frankfurt/Oder, so musste er als Schulinspektor die Schulen der gesamten Kurmark beaufsichtigen und zugleich auch ein Schullehrerseminar für diese Provinz, dass im Jahre 1817 entstand, aufstellen.

Als im Jahre 1830/31 in Europa die Cholera wütete erkrankte auch der preußische Schulinspektor Türk schwer. Er lag mehr als zwei Monate schwer erkrankt im Bette und musste stark geschwächt, im Jahre 1833 um seine Entlassung aus dem Staatsdienst nachsehen. Man bewilligte ihm diese unter Gewährung seines vollen Gehaltes.

Nun konnte er sich im vollen Umfange dem Wohl der Allgemeinheit widmen. Er gründete im Schloss von Klein-Glienicke, das er erworben hatte, eine Zöglingsanstalt. Um seine Zöglinge zu beschäftigen, griff er erneut - die bereits unter dem Großen Kurfürsten Bestand hatte - die Seidenraupenzucht auf. Berühmt wurde dieses Projekt als Glienicker Maulbeerplantage.

Die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse erwarb er zuvor in Italien. Er legte Maulbeerplantagen an und führte den italienischen Kokon ein. Seine Zöglinge wurden für die Pflege derselben und das Haspeln ausgebildet. Man hoffte vergeblich durch den Anbau von Maulbeerbäumen Landschullehrern einen Nebenverdienst zu ermöglichen.

Seine Zeit nutzte er aber auch für die Förderung eines Zivilwaisenhauses um Knaben, deren Erziehung durch den Tod des Vaters in Frage gestellt ist, durch Lehrer und Geistliche auszubilden. Die Lehrer stammten überwiegend aus den Regierungsbezirk Potsdam und Berlin. Ziel war es, dass die Schüler dieser Anstalt später das Gymnasium oder die Gewerbe- oder höhere Bürgerschule besuchen sollten.

Zu Beginn flossen große Teile seines Privatvermögens, er löste zur Finanzierung seine Gemäldesammlung auf, hinein, als er dieses Institut am Weihnachtstage 1821 eröffnete. Erst im Jahre 1825 erhielt er durch König Friedrich Wilhelm III. die entsprechende Bestätigung und die notwendigen Mittel zur Renovierung und zum Erwerb eines größeren Landkomplexes übertragen. Die Mittel stammten aus dem Privatvermögen des Monarchen.

Über die Gründung des Zivilwaisenhauses schrieb Türk später:

Es ward geboren den 26. April 1820, denn an diesem Tage verfaßte ich die erste Aufforderung zur Gründung einer Versorgungs-Anstalt für verwaiste Söhne von Staats- und Kommunalbeamten, die zur Erfüllung ihres Berufs einer höheren Bildung bedurft hatten.

Durch die königliche Förderung sahen sich zahlreiche vermögende Bürger bestätigt, dem Institut nun Stipendien oder Legate zu stiften. Im Jahre 1839 wurde Türk zum Ehrenbürger Potsdams ernannt und schon 1844 mussten für das Zivilwaisenhaus neue Räume in der Berliner Vorstadt angekauft werden.

Auch als sozial engagierter Stifter zeigte sich Türk. So gründete er die Schullehrerwitwenkasse und spendete auch Teile seines Erlöses für das Rechenbuch für Landschulen. Im Jahre 1829 gründete er eine Suppenverteilungsanstalt.

In den Jahren 1838 und 1840 gelang es den Pädagogen auch, Prinzessin Elisabeth von Preußen (1801-1873), der Gattin Friedrich Wilhelm IV., zur Stiftung eines Mädchenwaisenhauses zu gewinnen. Dieses wurde durch die Prinzessin mit jeweils 2.000 Thalern unterstützt und durch ihre Förderung waren auch zukünftige Spenden gesichert. Das Institut trug den Namen Elisabeth-Stift.

Auch für das Schreiben fand der Philanthrop noch Zeit. So überarbeitete Türk den »Rochowschen Kinderfreund« für Stadt- und Landschulen als Lesebuch. Auch seine »Ansichten und Erfahrungen über Erziehung und Unterricht« wurden von einigen Werken über die Maulbeerbaumzucht bereichert.

Nach einer Fußverletzung um Ostern des Jahres 1846, der Türk keine Bedeutung beimaß, verstarb der »preußische Pesstalozzi« vermutlich an den Folgen einer Blutvergiftung am 30.07.1846 in Klein-Glienicke, wo er lange Zeit dem nach ihm benannten »Türkshof« bewohnte. Die Beisetzung auf dem Kirchhof von Klein-Glienicke gestaltete der Potsdamer Hofprediger Grisson.

Werke:

  • Ueber den Seidenbau, nebst einer Anleitung zu dessen Betreibung, 1825
  • Vollständige Anleitung zur zweckmässigen Behandlung des Seidenbaues und des Haspelns der Seide sowie zur Erziehung und Behandlung der Maulbeerbäume nach den neuesten Erfahrungen und Beobachtungen, 1829
  • Ueber die Vorsorge von Waisen, Arme und Nothleidende, 1839
  • Leben und Wirken des Regierungs- und Schulrats Wilhelm von Türk, von ihm selbst niedergeschrieben als ein Vermächtnis an die von ihm gegründeten Waisenhäuser.,1859 ( Posthum)

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