Joseph Anton von Seeau

* 10.09.1713 in Linz
† 25.03.1799 in München

Geboren wurde der spätere Musiker Joseph Anton Johann Adam Dismas Graf Seeau von Mühlleuten am 10.09.1713 in Linz. Sein Vater war Simon Josef Friedrich Philipp von Seeau (1690-1745)

Nach dem Tode Kaiser Karl VI. trat Maria Theresia die Nachfolge an. Doch der bayerische Kurfürst Karl Albrechterkannte die im Jahre 1713 geschlossene Pragmatische Sanktion für die Erbländer Österreichs nicht an. In diesem Dokument war die Unteilbarkeit und weibliche Erbfolge bei Aussterben der Habsburger im Mannesstamm verfügt worden. So begann Karl Albrecht seine vermeintlichen Erbansprüche mit Waffengewalt und französischer Unterstützung gegen Österreich durchzusetzen.

Als der bayerische Kurfürst im September Linz in Besitz nahm, eilte Josef Anton von Seeau von Gmunden nach Linz. Der Kurfürst nimmt den jungen Mann huldvoll auf, stand doch dessen Vater 18 Jahre im Dienste der Bischofs von Augsburg, eines Wittelsbachers, und die Mutter stammte ebenfalls aus München. Zuvor hatte er bayerische Kommissäre nach Gmunden begleitet und dieses kampflos in die Hände Bayerns und Frankreichs zu übertragen. Hier beschwor er in einen Brief seinen Vetter Ferdinand Friedrich von Seeau, Salzamtmann zu Gmunden, das österreichische Salzkammergut dem bayerischen Kurfürsten zu übergeben.

Als im folgenden Jahr österreichische Truppen das Salzkammergut und Linz wieder in Besitz nahmen, ließ Maria Theresia all diejenigen streng bestrafen, die an einen Sieg der Habsburger gezweifelt hatten. So war sie gegenüber den jungen Grafen Seeau besonders streng:

[…] welcher nicht allein wider Eyd und Pflicht gehandelt, sondern auch wieder E.M. Person zu schmählen und vor dem Publico zu verkleinern und odios zu machen sich nicht gescheut hatte.

Zunächst gelang den zur Fahndung ausgeschriebenen Grafen die Flucht, doch schließlich konnte man seiner habhaft werden und arretierte ihn in Linz. Man verurteilt ihn und er verliert seinen gesamten Besitz, auch die vom Vater bereits übernommenen Güter und wird auch aus den ständischen Matrikeln gestrichen. Sein Vermögen betrug 313.911 fl. Er wurde nach Temesvár ins Exil geschickt.

Als im folgenden Jahr die Verschwörer begnadigt wurden, fielen er und seine Verwandten nicht unter den Gnadenerlass. Auch das Flehen des Vaters und seiner Frau Anna milderten die Wut der Monarchin nicht. Erst im Friedensschluss des Jahres 1745 zwischen Maria Theresiaund Max III. Joseph, der nach dem Tode seines Vaters Karl Albrecht Frieden schlossen, wurde auch der junge Graf Seeau ausdrücklich in die allgemeine Amnestie aufgenommen.

Es gelang ihm jedoch nicht mehr, seine Landgüter wieder in Besitz zu nehmen. Sie waren überschuldet und unter gerichtliche Verwaltung gestellt. Erst im Jahre 1767 wurde es möglich diese zu veräußern. Auch war ihm ein Aufenthalt in den Erblanden nicht mehr gestattet und so siedelte er zusammen mit seiner Frau nach München über. Dort fand er eine Anstellung als Kämmerer beim Kurfürsten Max III. Joseph fand.

Am 13.04.173 wurde Graf Seeau zum Intendanten der kurfürstlichen Hofmusik und Spektakeln ernannt. Hier trat er die Nachfolge des verstorbenen Grafen Salem an. Im Ernennungsschreiben hieß es dass diese wegen der »zur gnädigen Zufriedenheit geleisteten anständigen Dienst« und wegen »seiner sonstigen besitzenden besonderen Eigenschaften« dieses Amt übertragen bekam. Hierfür erhielt er ein Gehalt von 1.000 fl pro Jahr.

Als Emtrepeneur arbeitete er auf eigenen Gewinn und Verlust, wurde jedoch durch den bayerischen Kurfürsten unterstützt- So trug er maßgeblich zu einer Verselbstständigung des Theaterwesens bei. Auch galt er als Förderer des deutschen Nationaltheaters. Er stieg später noch bis zum kurfürstlichen Hofmusikintendanten am bayerischen Hof auf. Auch unter Karl Theodor, dem Nachfolger Max III. Joseph, übte er sein Amt weiterhin aus.

Das Münchener Hoftheater war unter Seeauein Staatstheater mit barocker Ausrichtung. So bot die aktuelle und tonangebenden Aufführungspraxis auf das schöngeistige Interesse des Adels. Auch die Elementen traditioneller Machtentfaltung spiegelten sich in der Opera seria, dem Balett und der klassizistischen Tragödie wieder.

Aber auch dem Neuen war man in München aufgeschlossen, so beteiligte man sich an den neuen geistigen Strömungen, wie Aufklärung, der Vernunft und Natur sowie Gefühlen. Die historisch überlieferten Themen des Hoftheaters nahmen auch Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Nationaltheaters. Dies ist ein Gegenentwurf zur italienischen Oper und zum französischen Hofschauspiel und der höfischen Kultur insgesamt.

Man konnte sich nun auch am Hoftheater des Johann Anton Seeau an heroischen und sentimentalen Tragödien aber auch frechen und subversiven Komödien erfreuen. Das bunte Gemisch an Stilelementen und die bestechende Kombination aus Schau- und Singspielen waren auf diesem hohen künstlerischen Niveau völlig neu. Durch die französischen Klassiker fanden sowohl die adeligen Hofkreise wie auch das Bürgertum den Anschluss an die neuesten literarischen und auch musikalischen Entwicklungen in Frankreich.

Ende der 1760er Jahre gelang es dem Theatermann Seeau auch wieder vermehrt französische Theaterstücke aufzuführen. Im Jahre 1758 musste der Kurfürst seine französische Hoftheatergruppe aus Kostengründen auflösen und der Theaterintendant bediente sich nun durchfahrender Truppen.

Im Jahre 1774 beauftrage Johann Anton von Seeau den gerade 18 Jahre alten Mozart mit der Vertonung der Oper »La finta giardiniera«. Mozart reiste zusammen mit seinem Vater Leopold und seiner Schwester nach München um der Uraufführung der Oper am 13.01.1775 beizuwohnen. Auch der Kurfürst Max III. Joseph weilte bei der Premiere.

Als Mozart zwei Jahre später mit Unterstützung Seeaus versuchte eine feste Anstellung bei Max III. Joseph, scheiterte dieses Vorhaben jedoch. Der Kurfürst hatte kein Interesse an den jungen Komponisten.

Nach dem Tode Max III. Joseph im Dezember 1777 verliert Seeau zunächst seinen Intendantenposten und auch sein privater Theaterbetrieb muss empfindliche Einschnitte hinnehmen. Erst im Sommer des folgenden Jahres wird diese durch Karl Theodor - noch aus Mannheim - erneuert.

Im Jahre 1780 bestellt Seeau im Namen seines Souveräns eine weitere Oper von Mozart für den Karneval. »Idomeneo« heißt das Werk und der Briefwechsel beider Männer lässt erkennen wie sehr der Komponist um sein Werk kämpft. Als der Kurfürst im Dezember 1780 bei einer Probe den ersten Akt hört ist er begeistert und voll des Lobes für den Komponisten.

Er war aber nicht nur Förderer des jungen Mozart, sondern untersützte auch den Schauspieler und späteren Theaterintendanten Emanuel Schikander, da er diesen in der Rolle des Hamlets engagierte. Später übertrug er diesem auch die Leitung einer eigenen Theatergruppe in München.

Josef Anton von Seeau galt zeitlebens als ein Abenteurer und Lebemann. So trug er mehrere Duelle aus und flüchtete in seinen jungen Jahren nach Bayern. Aber er war auch ein Freund guten Essens und Trinkens. In einen Brief an seine Mutter beschrieb der junge Mozart Seeau mit folgenden Worten:

Er ist gewiss ein lieber, höflicher Herr und hat mehr Lebensart als viele von seinesgleichen in Salzburg.

Der Graf gehörte seit dem Jahre 1775 dem Illuminatenorden an und im Jahre 1781 wurde er in die Münchener Freimaurerloge »Theodor zum guten Rat« aufgenommen.

Joseph Anton von Seeau starb am 25.03.1799 in München.


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