Honoré-Charles-Michel-Joseph Reille

* 01.09.1775 in Antibes/Département Alpes-Maritimes
† 04.03.1860 in Paris

Honoré-Charles-Michel-Joseph Reille trat freiwillig am 16.09.1791 als Grenadier in das 2. Bataillon in Var ein. Im Folgejahr am 15.09.1792 wurde der Grenadier bereits zum Sous-Lieutenant befördert. Das nächste Jahr kämpfte der junge Offizier in der Nordarmee unter Befehl des Generals Dumouriez.

Er war an den Gefechten von Liége und Neerwinden im März 1793 und wurde im Oktober des gleichen Jahres Adjutant des Generals André Massèna. Bereits am 27.11.1793 erfolgte seine nächste Beförderung zum Leutnant. Im Dezember nahm er an den Kämpfen gegen die Engländer bei Toulon teil.

Die nächsten fünf Jahre verbrachte der junge Offizier bei der Italienarmee. Als General Napoléon Bonaparte im Jahre 1796 den Oberbefehl über die Italienarmee übernahm, kämpfte Reille in Montemotte, Dego und Lodi. Nach der Schlacht von Lodi wurde er zum Hauptmann befördert . Am 07.01.1797 übertrug General Bonaparte ihn das Kommando über eine Eskadron der 15. Dragoners, an deren Spitze er an den Schlachten von Rivoli und Lavaorite wenige Tage später teilnahm.

Im Januar 1799 wurde er der Offizier zum Chef der Brigade ernannt und kurz darauf erfolgte seine Ernennung zum Generalstabschef General Massènas in der Schweizer Armee. Er überwachte den Rheinübergang und in der Schlacht von Zürich zeichnete er sich persönlich aus. Später erhielt er den Auftrag die Positionen der Alpenarmee zu überwachen. Im April 1800 erteilte Konsul ihm mit Dispositionen zu General Massèna nach Genua, wo er an der Verteidigung der Stadt teilnahm.

Im gleichen Jahr wurde Reille Kommandant von Florenz und Unterchef des Generalstabs der Italienarmee. Nachdem er im Jahre 1803 zum Brigadegeneral befördert wurde, befehligte er im Feldzug von 1805 das württembergische Kontingent. Nachdem Valhubert in der Schlacht von Austerlitz fiel übernahm Reille das Kommando über dessen Brigade, der 2. Brigade im der Division des Generals Suchet.

Im Krieg gegen Preußen in den Jahren 1806/07 zeichnete er sich erneut aus. An der Spitze einer Brigade des 5. Korps unter General Suchet nahm er an den Gefechten von Saalfeld am 10.10.1806) sowie bei Jena am 14.10.1806 teil. Am 27.12.1806 focht er bei Pultusk und wurde durch den Kaiser zum Divisionsgeneral befördert.

Zu Beginn des Jahres 1807 stand General Reille für wenige Tage an der Spitze der Division des Generals La Sablomière. Marschall Victor bestellte ihn im Februar zum Stabschef des 5. Armeekorps. Der Divisionsgeneral zeichnete sich bei Ostrolenka aus und kam dann als Aide de Camp zum Stab Kaiser Napoléons. Nach seiner Tätigkeit in Friedland wurde er nach Stralsund entsandt ehe er mit besonderen Machtbefugnissen ausgestattet in die Toskana abging.

In Italien wurde er von Napoléon mit zahlreichen Ehren bedacht. So verlieh Kaiser Napoléon I., der auch als König von Italien regierte, dem verdienten Offizier den Orden der Eisernen Krone. Durch den bayerischen König Maximilian I. Joseph wurde er zum Ritter des Maximilian-Josephs-Ordens ernannt und König Friedrich August I. von Sachsen verlieh ihn ebenfalls hohe Auszeichnungen. Durch Napoléon wurde der General in den Grafenstand erhoben.

Nach Ausbruch des spanischen Krieges im Jahre 1808 kämpfte Reille in Katalonien, wo er Figueres und Roses erobern konnte. Zuletzt war er Kommandeur der 1. Division im VII. Korps des Generals Gouvion St. Cyr.

Als im Frühjahr 1809 der Krieg mit Österreich vor der Türe stand General Reille als Aide du Camp des Kaisers bereit. Er nahm sowohl an den Gefecht bei Aspern als auch bei Essling teil. Wenige Tage später kämpfte er bei Wagram an der Spitze der Fusiliers Tiraileurs der Garde. In einer geheimen Mission reiste der verdiente General für Napoléon I. nach Antwerpen um Marschall Bernadotte zu beobachten.

Im Jahre 1810 übertrug ihm der Kaiser die Aufgabe eines Gouverneurs des Königreiches Navarra in Spanien. Im Juni 18110 stellte er sich an die Spitze der 1. Division des Reserve-Korps und führte es in den Kämpfen bei Mina in der Nähe Saragossas. In den folgenden Monaten stand er unter dem Befehl Marschall Suchets in Aragon. Er befehligte das Korps am Ebro und war zugleich auch Gouverneur von Aragon. Im Oktober 1812 ernannte der Kaiser ihn zum Oberbefehlshaber der Armee in Portugal als Nachfolger von General Southam. Dieser führte die Armee bis dahin interimsmäßig.

Im Juni 1813 hatte sich General Reille bis nach Bourgos zurückgezogen. In der Schlacht von Vittoria übertrug Marschall Soult ihm das Kommando über den rechten Flügel der Armee. Er nahm an den Kämpfen bei Cubiry, Irun, Pont de Barra, Bidassoa und schließlich Saint-Pierre d'Hube teil. Als er sein Kommando mit dem Gouverneur von Bayonne gemeinsam ausüben sollte, gab er es ab. Auch im Jahre 1814 kämpfte er an der Südfront. Er verteidigte Tarbes und nahm an der Schlacht von Toulouse teil.

Im Jahre 1814 - nach dem Sturz Napoléon wurde er Inspekteur der Infanterie in der 14. und 15. Division und kommandierte bei Quatre-Bras und Belle-Alliance das 2. Armeekorps des Kaisers. Er kämpfte gegen die Preußen bei Marchiennes . Nach der Niederlage bei Waterloo zog er sich mit der Armee an die Loire zurück. Er beendete bei der Rückkehr Louis XVIII. auf den französischen Thron seine aktive militärische Laufbahn.

Am 15.06.1804, kurz nach der Errichtung der französischen Kaiserreichs wurde er von Napoléon I. mit dem Kommandeurskreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet. Nach dem Sturz des Kaisers verlieh König Louis XVIII. im am 29.07.1814 das Großkreuz und im folgenden Jahr, dem 14.02.1815, wurde der General zum Ritter des Saint Louis Ordens ernannt.

Durch König Louis XVIII. wurde er 1819, uznter gleichzeitiger Ernennung zum Pair von Frankreich, in die Pairskammer berufen.

Im Jahre 1847 erfolgte seine Ernennung zum Marschall von Frankreich. Zum Schluss seiner glänzenden Karriere wurde er im zweiten Kaiserreich durch Kaiser Napoléon III. im Jahre 1852 zum Senator ernannt.

Seine Name ist auf der Westseite des Arc de Triomph verewigt worden. Er befindet sich in der 34. Spalte.

Reille starb im Alter von 85 Jahren am 04.03.1860 in Paris. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Père Lachaise.

André-Charles-Victor Reille (1815-1887), von 1860 bis 1870 Generaladjutant Kaiser Napoléon III. war sein Sohn. Dieser überbrachte am 01.09.1870 dem preußischen König und späteren deutschen Kaiser Wilhelm auf dem Schlachtfelde von Sedan den Brief, in welchem der französische Gegner seine Kapitulation eingestand.


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