Friedrich Wilhelm Karl von Preußen

* 03.07.1783 in Berlin
† 28.09.1851 in Berlin

Friedrich Wilhelm Karl von Preußen wurde 1783 als jüngerer Sohn des preußischen Königs Friedrich-Wilhelm II. und seiner Frau Friederike Luise von Hessen-Darmstadt geboren. Er war der jüngere Bruder Friedrich Wilhelm III. Um ihn vom Kronprinzen Wilhelm - dem späteren deutschen Kaiser unterscheiden zu können wurde er später oft Prinz Wilhelm Bruder genannt.

Wie auch Friedrich Wilhelm III. war Prinz Wilhelm sein Leben lang ein schüchterner und menschenscheuer Charakter. Wie alle Mitglieder des Könighauses genoss er eine streng methodische Erziehung mit vielen militärischen Zügen. So gehörte der berühmte Militärschriftsteller Tempelhoff zu seinen Erziehern.

Im Jahre 1799 begann der preußische Prinz seine militärische Laufbahn im 1. Bataillon der Königlichen Leibgarde in Potsdam. In jener Zeit entwickelten sich enge und lebenslange Freundschaften zu Oldwig Anton Leopold von Natzmer, der später Berater Kaiser Wilhelm I. werden sollte, sowie mit Anton zu Stolberg, der später preußischer Staatsminister werden sollte. Am 21.12.1801 wurde Prinz Wilhelm als Stabsrittmeister zur Garde du Corps versetzt.

Am 02.09.1806 unterstützte er Prinz Louis-Ferdinand und die Generäle gegen die Kabinettspolitik des preußischen Staatsministers Haugwitz. Friedrich Wilhelm III. sah in dieser Aktion eine Meuterei und versetzte seinen jüngeren Bruder zu den Carabiners nach Rathenow. In der Schlacht von Auerstedt am 14.10.1806 befehligte der Prinz als Oberstleutnant 10 Schwadronen Leibkürassiere und Leibcarabiners sowie eine reitende Batterie. Mit seinen Truppen kämpfte er am rechten Flügel gegen die Franzosen.

Im Dezember 1806 wurde er in Tilsit Vorsitzender einer Kommission, die sich mit der Bereitstellung von Kavallerie-Reserven beschäftigte. Er begleitete seinen Bruder König Friedrich Wilhelm III. zur Unterzeichnung des Tilsiter Friedensvertrages im Juli 1807.

In diesen Tagen knüpfte Prinz Wilhelm Kontakte zu den den preußischen Reformern um den Freiherrn von Stein, der mit seiner Gemahlin befreundet war, und den Militärreformer Scharnhorst.

Nach Vorstellungen Scharnhorsts dem Friedensschluss sollte Prinz Wilhelm den Vorsitz in der Kommission zur Untersuchung der Leistungen des preußischen Offizierskorps im verlorenen Kriege übernehmen. Doch der König beauftragte den Prinzen mit einer diplomatischen Mission an den Hof nach Paris. Als außerordentlicher Gesandter Preußens sollte er versuchen, die von Kaiser Napoléon I. im Friedenstraktat festgelegte Kontributionszahlung herunterzuhandeln. Der Prinz, der über keinerlei diplomatische Erfahrung verfügte, wurde bei seiner Reisetätigkeit durch seinen alten Lehrer Alexander von Humboldt, der zwischenzeitlich in Paris lebte, unterstützt.

So erreichte der preußische Gesandte am 03.01.1808 die französische Hauptstadt Paris, die Ausstellung seiner Papiere hatte länger gedauert als erwartetet, und wurde von Kaiser Napoléon mit Achtung behandelt. Trotz aller Höflichkeit wurde der preußische Prinz, der seit dem 13.11.1807 bereits zum Generalmajor avanchierte, ganze acht Monate hingehalten. Am 08.09.1808 musste er schließlich einen Vertrag über die Zahlung von Kontributionen unterzeichnen um sein Vaterland nicht der Vernichtung Preis zu geben.

In jener Zeit fiel Kaiser Napoléon ein geheimes Schreiben des Freiherrn von Stein in die Hände, das Kriegspläne einiger führender preußischer Köpfe aufdeckte.

Diesen Vertrag ratifizierte König Friedrich Wilhelm III. am 08.10.1808 in Erfurt, wo Napoléon versuchte die brüchige Freundschaft mit Zar Alexander I. von Russland wieder zu festigen. Zur Jahreswende 1808/1809 nahm er an einer Reise Scharnhorsts nach St. Petersburg teil.

Als im Frühjahr 1809 in Königsberg über einen Kriegseintritt Preußens - Österreich und Frankreich führten Krieg - an der Seite Österreichs diskutiert wurde, fragte der König neben den Generälen auch den Prinzen Wilhelm um seine Meinung. Sein Wunsch wäre dahin gegangen, sofort in den Kampf gegen Frankreich einzutreten, doch sei die Notwendigkeit noch einige Zeit zu warten, überzeugend. Im Dezember 1809 kehrte der Prinz nach Berlin zurück und lebte dort still und zurückgezogen.

Im Frühjahr 1813 - der Krieg mit Frankreich stand bevor - ritt der Prinz in der Nacht vom 17. zum 18.01. von Berlin nach Potsdam und König Friedrich Wilhelm III. vor einem bevorstehenden französischen Attentat zu warnen. Zusammen mit seinem Bruder begab er sich dann nach Breslau, wo er auch mit dem erkrankten Freiherrn von Stein zusammentraf. Auch begrüßte der Prinz bei seiner Ankunft im April den in russische Dienste getretenen Clausewitz, während die anderen Angehörigen im preußischen Hoflager ihn mit ausgesuchter Kälte begrüßten. Er setzte sich später auch für die Wiedereinstellung Clausewitzs in preußische Dienste bei seinem Bruder ein.

Prinz Friedrich Wilhelm Karl von Preußen nahm am Gefecht von Großgörschen am 02.05.1813 als Kommandeur der Reservekavallerie teil. Beim Dorf Starsiedel zersprengte er mit seinen brandenburgischen Kürassieren ein französische Infanteriekarre. Am nächsten Tag kämpfe er an der Seite des verwundeten Generals Blücher.

Zum Gelingen der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 ritt er zusammen mit Blücher in das Hauptquartier des schwedischen Kronprinzen und veranlasste ihn zum Eingreifen in die Gefechte. Aus seinen Händen erhielt Blücher am 20.10.1813 seine Ernennung zum Feldmarschall.

Am 21.10.1813 übernahm er das Kommando der 2. Brigade im Yorckschen Korps und vertrat den verwundeten Karl von Mecklenburg und am 29.12.1813 übernahm der Prinz das Kommando über die 8. Brigade, die bis zu diesem Zeitpunkt unter dem Kommando des Generalleutnants von Hünerbein gestanden hatte. Zu seinem Generalstabschef ernannte er Major August von Hedemann, der später Schwiegersohn Wilhelm von Humbolds wurde, und Adjutant wurde sein langjähriger Freund Anton von Stolberg.

In der Schlacht von Montmirail am 11. und 12.02.1814 verteidigte der Prinz mit seiner 8. Brigade zunächst den Marneübergang und stellte es dann auf den Höhen hinter Chateuau-Thierry an der Straße nach Saissons auf. Bei dem Nachtgefecht von Laon am 09.03.1814 fiel dem Prinzen eine entscheidende Rolle zu. An der Spitze einer Division nahm er das brennende Dorf Athis in Besitz und vertrieb zwei feindliche Bataillone. Am 15.03.1813 wurde Prinz Wilhelm zum Generalleutnant befördert. In der Schlacht um Paris am 30.03.1814 hatte er mit seiner Division gerade eine Brücke zurückerobert und stand im Kampfe um das Dorf La Bilette als das Zeichen zum Waffenstillstand erklang. Am 02.04.1814 erfolgte bereits seine Ernennung zum General der Kavallerie durch den König.

Im Sommer 1814 reiste der preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu einem Besuch des englischen Königs Georg III. nach England. Zur Reisegesellschaft des Königs gehörten neben den greisen Feldmarschall Fürsten Blücher von Wahlstadt auch der Jüngere Bruder Wilhelm. Später wohnte der Prinz auch den Verhandlungen des Wiener Kongresses zur Restauration Europas bei.

In Würdigung der diplomatischen Persönlichkeit des Prinzen schlug Freiherr von Stein, den Prinzen Wilhelm als Statthalter für Sachsen vor. So sollte er nach Dresden gehen um die Sachsen gütlich für die neuen preußischen Herren zu stimmen. Ebenso wurden die Überlegungen, den Prinzen zum Statthalter im Rheinland zu machen verworfen. Fürst Hardenberg war sich bewusst, dass dem Prinzen Wilhelm die Verwaltungstätigkeit nicht lag.

Im Feldzug des Jahres 1815 nahm Prinz Wilhelm als Führer der Reservekavallerie im Bülowschen Korps teil. Am 18.06.1815 war der Prinz am Gefecht von Planchenoit beteiligt. Dem Auftrag Gneisenaus die französischen Truppen mit der Kavallerie zu verfolgen führte der Prinz nur widerwillig aus, da er der Ansicht war, die Truppe schonen zu müssen. Ebenso wollte er nicht mit seinen Truppen in Paris einmarschieren um die Bevölkerung nicht gegen sich aufzubringen.

Aus dieser Zeit stammt eine Abneigung Gneisenaus gegen den Prinzen. Als im Jahre 1816 erneut die Frage im Raum stand, ob der Prinz Statthalter in der Rheinprovinz werden sollte, legte er seine Bedenken schriftlich nieder. Sein Hauptgrund war die Zurückgezogenheit des Prinzen.

Als Prinz Wilhelm wieder nach Berlin zurückgekehrt war zog er sich ins Privatleben zurück. Er war der Ansicht seine bescheidenen Mittel, die ihm zur Verfügung ständen, zwangen ihn dazu. Er achtete jedoch darauf, das seine Freundschaften mit alten Jugendfreunden intensiv gepflegt wurden. So achtete er beispielsweise streng darauf, das das vertrauliche Du eingehalten wurde.

Im Jahre 1822 erwarb er das Gut Fischbach im Kreise Hirschberg mit einer alten Burg. Er wurde somit Nachbar Gneisenaus, der Prinzessin Luise von Radziwill oder der Gräfin Reden. Zwischen 1824 und 1829 wurde er Gouverneur der Bundesfestung Mainz, die gerade eines versöhnlichen Charakters bedurfte.

Am 24.09.1830 wurde der Prinz zum Generalgouverneur der Rheinprovinz berufen. Prinz Friedrich Wilhelm Karl von Preußen wurde bei seinem schweren Amt durch General Nostitz, der sich bei Ligny auszeichnete, und seinem alten Freund Stolberg als Zivilkommissar unterstützt. In seiner rheinischen Zeit frischte der Prinz seinen Kontakt zum alten Freiherrn von Stein wieder auf. Der Prinz wohnte auch am 20.09.1831 der Einweihung der ersten Eisenbahnstrecke von Hinsbeck durch das Dellbachtal nach Nierenhof bei. Dies war die erste Eisenbahnstrecke auf deutschen Boden und durfte sich danach »Prinz-Wilhelm-Eisenbahn« nennen.

Von 07.03.1834 bis zum 08.10.1839 und nochmals vom 03.10.1844 bis zum 12.10.1849 übernahm der Prinz nochmals das Kommando über die Bundesfestung Mainz. Bei seinem Abschied im Jahre 1839 wurde dem Prinzen als fünften Menschen die Ehrenbürgerwürde der Stadt Mainz verliehen.

Wilhelm war mit Marie Anna Prinzessin von Hessen-Homburg verheiratet, die als eine der bedeutendsten Frauen ihrer Zeit galt, verheiratet. Seine Gattin engagierte sich sehr für die preußische Sache während der Befreiungskriege. Sie kümmerte sich schonungslos um die verwundeten Soldaten und rief auch den ersten Frauenverein zur Pflege verwundeter Krieger ins Leben. Das Paar hatte insgesamt 8 Kinder von denen jedoch nur Adalbert (1811-1873), Elisabeth (1815-1885), Waldemar (1817-1849) und Marie (1825-1889) das Kindesalter überlebten. Die jüngste Tochter heiratete im Jahre 1842 auf dem elterlichen Gut Fischbach den späteren König Maximilian II. von Bayern (1811-1864).

Am 18.12.1846 würdigte König Friedrich Wilhelm IV. die Verdienste seines Onkels mit der Verleihung des Eichenlaubs zum Orden Pour-le-Merite.

Nach dem Tode seiner Gattin am 14.04.1846 zog sich der Prinz ganz auf sein Landgut Fischbach zurück. Prinz Friedrich Wilhelm Karl von Preußen starb am 28.09.1851 in Berlin.


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