William Edward Parry

* 19.12.1790 in Bath/Schottland
† 08.07.1865 in Bad Ems

William Edward Parry wurde am 19.12.1790 in Bath als Sohn des Arztes Caleb Hillier Parry (1755-1822) und seiner Gattin Sarah, geborene Rigby geboren. Der spätere Admiral hatte noch acht Geschwister, darunter den Arzt Charles Henry Parry (1779-1860), der die Aufzeichnungen des Vaters nach dessen Tod publizierte. Zunächst besuchte William Edward Parry die Grammar School ehe er sich schon im Alter von 13 Jahren der Royal Navy anschloss.

Er trat als Freiwilliger in die Royal Navy ein, diente zunächst in der Kanalflotte unter dem Befehl des Admirals William Cornwallis. Bei der Blockade in Brest zeichnete sich der Seekadett erfolgreich bei der Belagerung des Hafens von Brest aus. Als Belohnung für seinen gute Führung bei den Kämpfen um Brest und der Ostsee erfolgte 1806 die Beförderung zum Midshipman und die Ernennung zum Leutnant der Brig »HMS ALEXANDRIA«, die Walfänger vor Spitzbergen beschützte. Den Einsatz im Norden nutzte Parry für astronomische Studien in den Nordbreiten zu vertiefen. Im Jahre 1816 veröffentlichte er seine Beobachtungen unter dem Titel »Nautical Astronomy by Night«.

Im Jahre 1818 erhielt er das Kommando über die Brigg »HMS ALEXANDRIA« und nahm unter dem Befehl von Kapitän John Ross an der arktischen Expedition teil. Auftrag der Expedition war es die Nordwest-Passage zu finden. Auf der ersten Reise, die am 11. Mai 1819 startete und bis zum 30.10.1820 dauerte, erforschte Parry einen bis dahin noch nicht bekannten Teil der nordamerikanischen Inselwelt und entdeckte dabei auch mehrere Inseln wie die Banks-Insel, die Bathurst-Insel und die Melville-Insel. Der Parry-Channel zwischen der Devon-Insel und Baffin-Insel gelegen, wurde nach ihm benannt. Den eigentlichen Auftrag, die Nordwest-Passage zu finden konnte diese Expedition nicht erfüllen. Auch diesen Reisebericht veröffentlichte er unter dem Titel »Journal of a Voyage to discover a North-West Passage«

Im Mai 1821 erhielt er den Hauptbefehl über eine neue arktische Expedition mit den Schiffen »HMS FURY« und »HMS HECLA« um erneut den Versuch zur Entdeckung der Nordwest-Passage zu unternehmen. Im Jahre 1823 musste er erneut erfolglos abbrechen und nach England zurückkehren. Seine Zeit auf der Melville-Insel nutzte er jedoch für ausgedehnte ethnologische Studien, da er das Leben der Inuit studierte. Auch bei seiner dritten Reise im folgenden Jahr war ihm ein Erfolg versagt, die Durchquerung des Kanadisch-Arktischen Archipels gelang wieder nicht. Eine dritte Reise 1825/26 scheiterte ebenfalls mit dem Verlust der »HMS FURY«.

In den folgenden Jahren gewann die Erforschung des Nordpols immer mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur die Royal Society hielt es für möglich, diesen interessanten geografischen Punkt zu erreichen, auch andere Nationen engagierten sich bei der Eroberung des Nordpols. Man ging in jener Zeit davon aus, dass der Nordpol in einem warmen Meer liegen müsse, dass jedoch von einem Eisgürtel umgeben war. Diesen müsste man zunächst überwinden um dann zum Pol vorzustoßen.

Im Jahre 1827 versuchte Parry von Svalland aus den Nordpol zu erreichen, scheiterte aber bei 82° 45' nördlicher Breite am 27.07.1827 erneut. Man musste sich der bitteren Kälte, den Stürmen und dem Packeis geschlagen geben, dennoch drang diese kleine Expedition so weit in den Norden vor, wie noch kein Mensch vor ihnen. Seine Eindrücke schilderte er in dem Buch »Narrative of the Attempt to reach the Norh Pole« im gleichen Jahre.

Obwohl Parry weder die Nordwest-Passage vollständig durchquerte noch den Nordpol erreichte, wurde er im Jahre 1829 von Queen Victoria zum Ritter geschlagen und durfte sich von nun an Sir William Edward Parry nennen. Seine Beobachtungen und Studien brachten jedoch Klarheit über die arktische Inselwelt Nordamerikas. Er beobachtete auf seinen Reisen, die nach ihm benannten, Parrybögen, die hauptsächlich als dünner Strich oberhalb des Horizonts wahrgenommen werden. So unterscheidet man diese zwischen konvexen (V-förmigen) und konkaven (gewölbten) Bögen. Sie sind schmal und farbig und ändern ihr Erscheinungsbild je nach Sonnenstand.

Nach seiner aktiven Zeit als Entdeckungsreisender wurde er im Jahre 1824 als Beauftragter der Australien Argricultural Company in New South Wales/Australien tätig. Ab dem Jahre 1834 wurde er Rechnungsprüfer der neu gegründeten Abteilung für Dampfmaschinen innerhalb der Royal Navy. Dieses Amt bekleidete er zuletzt im Range eines Admirals bis zu seinem Tode am 08.07.1865 während eines Kuraufenthalts in Bad Ems.

Parry war Zeit seines Lebens tief religiös. Er war zunächst mit Isabella Louisa Stanley von 1826 bis 1839 verheiratet. Das Paar hatte insgesamt 8 Kinder. Im Jahre 1841 heiratete der Marineoffizier Catherine Edwards-Hankinson. Beide hatten 3 Kinder. Sein Sohn Reverend Edward Parry veröffentlichte postum die »Memoirs of Rear-Admiral Sir W. E. Parry«.

Ihm zu Ehren wurde im Jahre 1935 durch die IAU ein Mondkrater nach dem Forschungsreisenden benannt.

Werke:

  • Nautical Astronomy by Night, 1816
  • Journal of a Voyage to discover a North-west Passage, 1821
  • Journal of a second voyage for the discovery of a North-West passage from the Atlantic to the Pacific, 1824
  • Entdeckungsreise nach den nördlichen Polargegenden im Jahr 1818, in dem königl. Schiffe Alexander unter dem Befehle des Lieutenant und Commander W. E. Parry, Wien 1826
  • Narrative of the Attempt to reach the North Pole, 1827
  • Four voyages to the North Pole, London 1833
  • Lecture to Seamen, and Thoughts on the Parental Character of God
  • Memoirs of Rear-Admiral Sir W. E. Parry [Hg. Parry, Edward]

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