André Masséna

* 06.05.1751 in Leven bei Nizza
† 04.04.1817 in Paris

André Masséna, Sohn eines Weinhändlers, wurde am 06.05.1758 in Leven bei Nizza geboren. Er hatte noch zwei Brüder und drei Schwestern. Nach dem Tode des Vaters im Dezember 1764 - Masséna war gerade sechs Jahre alt – verließ auch die Mutter, die ein zweites Mal heiratete, die Kinder. Die Kinder wurden von einem Verwandten väterlicherseits großgezogen.

Nach einem heftigen Streit mit den Onkel verließ Masséna die Heimat und heuerte in Toulon als Schiffsjunge auf einem Handelsschiff an.

Drei Jahre später trat er in die französische Armee ein. Zunächst diente er als einfacher Soldat und im Jahre 1783 erfolgte die Beförderung zum Unteroffizier im italienischen Regiment der königlich-französischen Armee. Da der junge Soldat jedoch keine Aussicht auf eine weitere militärische Karriere hatte, ein Edikt des Kriegsministers Ségur verweigerte allen Unteroffizieren nichtadeliger Herkunft eine Beförderung zum Offizier, verließ er im Jahre 1789 die Armee des Königs nach 14 Dienstjahren. Er ging nach Nizza zurück, wo er die Ehe mit Anne Marie Rosalie Lamare (1765-1829). Die Mitgift seiner Frau, die die Tochter eines Chirurgen war, ermöglichte es dem ehemaligen Soldaten, ein kleines Ladengeschäft zu betreiben.

Mit dem Aufbau der Nationalgarde trat auch der erfahrene Soldat Masséna in die Reihen dieses Verbandes ein. Er wurde schnell von seinen Kameraden zu einem ihrer Anführer gewählt. Als sich die neue französische revolutionäre Armee bildete trat er in diese ein. Als Angehöriger des Freiwilligenregiments Var gelang es im innerhalb eines Jahres bis zum General aufzusteigen. So wurde er am 22.08.1793 zum Brigadegeneral befördert. Er hatte sich im Kampf gegen die Truppen des Königs von Sardinien-Piermont bewährt.

In der französischen Hafenstadt Toulon hatten sich im Jahre 1793 royalistische Truppen zusammen mit einem englischen Expeditionskorps verschanzt. Er nahm mit seinem Regiment das Fort Lartig ein und ebnete so die Eroberung der Stadt. Hier traf er erstmals mit den jungen General Bonaparte zusammen, der als einer der Väter der Eroberung Toulons galt, erhielten beide Männer den Rang eines Brigadegenerals.

Im Jahre 1795 kämpfte Masséna als Befehlshaber des rechten Flügels der Italienarmee gegen österreich-ungarische und sardinische Truppen. So hatte der französische General einen erheblichen Anteil an den Siegen von Loano am 23. Und 24.11.1795. Durch diesen Weg wurde der französischen Revolutionsarmee der Weg in die Lombardei eröffnet. Doch konnte dieser strategische Erfolg nicht genutzt werden, da es zwischen dem Direktorium in Paris und dem Oberbefehlshaber der Italienarmee, General Schérer über die weitere Vorgehensweise unterschiedliche Auffassungen gab. Da sich hieraus ein Stillstand der Südflanke ergab, enthob das Direktorium Schérer seines Kommandos und ersetzte ihn am 26.03.1796 durch den tatenhungrigen General Napoléon Bonaparte.

In der Folge hatte General Masséna einen erheblichen Anteil an den Siegen der französischen Italienarmee. So führte er in der Schlacht von Lodi am 10.05.1796 die Vorhut der französischen Armee. Sein Versagen in der ersten Schlacht von Rivoli am 29.07.1796 machte den französischen Sieg jedoch zunichte. Trotz dieser Niederlage behielt er sein Kommando und konnte in der zweiten Schlacht von Rivoli am 14.und 15.01.1797 entscheidend einwirken. So führte seine Division im entscheidenden Moment einen Angriff in die ungeschützte Flanke der österreichischen Armee und zwang diese zur Flucht. Später sollte er für diesen Sieg von Napoléon zum Herzog erhoben werden.

Nach einem Aufenthalt von sechs Monaten in Paris, ihm wurde die Ehre zuteil, dem Direktorium persönlich über die Erfolge der Italienarmee und den abgeschlossenen Vorfrieden von Loeben Bericht zu erstatten. In der allgemeinen Euphorie schlug Paul Barras sogar vor, den General ins Direktorium aufzunehmen, was jedoch nicht in die Tat umgesetzt wurde.

In Rom wurde am 15.02.1798 die Römische Republik ausgerufen und der General wurde zum Oberbefehlshaber der Römischen Armee bestellt. Er löste Berthier als Oberkommandierenden des Vatikanstaats ab.

André Masséna führte ein hartes Regiment. Seine Soldaten plünderten die römische Bevölkerung und die französischen Offiziere zeichneten sich insbesondere durch persönliche Bereicherungen aus. Dies führte schnell zu Unmutsäußerungen in der römischen Bevölkerung und auch unter den einfachen französischen Soldaten. Schließlich musste er der Forderung der Soldaten, die ihm zum Rücktritt aufforderten, nachgeben, da sie andernfalls mit offener Rebellion drohten. Das Direktorium versetzte Masséna in den einstweiligen Ruhestand. Dieser nutzte die Gelegenheit und reiste zu seiner Familie nach Antibes ab. Der französische Historiker Adolphe Thiers (1797-1877) kritisierte in dem Werk »Geschichte der Französischen Revolution« das Verhalten des Generals Masséna scharf:

Man plünderte die Paläste, Klöster und reiche Sammlungen. Juden, die der Armee gefolgt waren, kauften um Spottpreise die prachtvollsten Gegenstände, die ihnen die Plünderer brachten. Die Räubereien waren empörend. […] dass nicht die subalternen Offiziere noch die Soldaten, sondern die höheren Offiziere sich diesen Ausschweifungen hingaben.

Als Russland und Österreich im Jahre 1799 die zweite Koalition gegen Frankreich bildeten, landete der russische Feldherr Suworow in Norditalien. Nachdem die verbündeten russisch-österreichischen Streitkräfte erste Anfangserfolge erzielen konnten, wurde Masséna schnell wieder rehabilitiert und und durch das Direktorium zum Befehlshaber der Schweizer Armee bestimmt.

Dem französischen Oberbefehlshaber standen etwa 25.000 Mann und 130 Geschütze zur Verteidigung der Stadt zur Verfügung. General Oudinot verteidigte den Abschnitt zwischen Käferberg und Zürichberg während General Soult den Bereich zwischen Zürichberg und bis Reisbach verteidigen sollte. Ihm stand eine österreichische Übermacht von 63.000 Soldaten gegenüber, die über sumpfiges Gelände und steile Anstiege vorgehen mussten. Sie standen unter dem Befehl Erzherzog Carls. Auf Bitten der Züricher Regierung zog sich Masséna, nachdem er einen Überraschungsangriff Erzherzog Carls an der Milchbuck in der Nacht vom 05. auf den 06.06.1799 zuvorkam, handelte er den freien Abzug seiner Truppen aus Zürich aus. Während General Masséna auf frische Truppen und Erzherzog Carl auf weitere Befehle aus Wien wartete, ergab sich faktisch ein Waffenstillstand im Bereich Zürich. Die Bevölkerung der durch den Krieg betroffenen Dörfer und Städte litten Hunger und lebten im Elend.

Der russische General Korsakow befehligte im September 1799 die Truppen bei Zürich. Am 25.09.1799 gab Masséna den Befehl zur Rückeroberung Zürichs. Die Übersetzung der Brigade Gazan über den Delikon leitete die Rückeroberung ein. Am folgenden Tag brachen die russischen Truppen, unter dem Verlust eines großen Teils seiner Truppen sowie Ausrüstung und Vorräte. Den Franzosen war es gelungen die Reste der Zweiten Koalition aus der Schweiz zurückzudrängen.

Der durch einen Staatsstreich in Paris im November 1799 an die Macht gelangte General Napoléon Bonaparte ernannte Masséna im Dezember 1799 zum Oberkommandierenden der Italienarmee.

Die Italienarmee war den österreichischen Truppen unter Befehl von Michael von Melas stand, war den französischen Truppen zahlenmäßig überlegen. In der Folgezeit kam es zu zahlreichen Niederlagen auf dem italienischen Kriegsschauplatz. Letztendlich zog er sich nach Genua zurück, das von österreichischen Truppen eingeschlossen wurde. Durch sein Ausharren verschaffte er Napoléon die notwendige Zeit, starke Kräfte über die Alpen nach Oberitalien heranzuziehen. Nach seiner Kapitulation im Juni 1800 gelang es Napoléon in der Schlacht von Marengo am am 14.06.1800 einen entscheidenden Sieg über Melas zu erringen. Oberitalien stand wieder unter französischer Kontrolle. Zugleich kämpften in Süddeutschland französische Truppen unter General Jean-Victor Moreau, der am 03.12.1800 bei Hohenlinden die letzte österreichische Armee unter Befehl Erzherzog Johanns schlug.

Nach der Thronbesteigung Napoléons und der Schaffung des Kaiserreiches gehörte Masséna mit zu den weiteren 13 Generälen, die durch den Kaiser bonaparte02 zu Marschällen von Frankreich befördert wurden.

Im Dritten Koalitionskrieg übertrug Kaiser Napoléon ihm am 30.08.1805 erneut das Kommando über die Italienarmee. Trotz der Überlegenheit der österreichischen Truppen unter dem Kommando Erzherzog Carls war den französischen Truppen unterlegen. Trotz dieser strategisch ungünstige Ausgangssituation konnte Masséna durch eine geschichte strategische Führung in mehreren Schlachten Siege herbeiführen. Obwohl er in der entscheidenden Schlacht beim Dorfe Caldiero am 30.09. und 01.10.1805 den in einer starken Defensivstellung stehenden Erzherzog Carl nicht besiegen konnte, gelang es ihm die Provinz Verona unter seine Kontrolle zu bringen. Die Nachricht über Napoléons Sieg bei Austerlitz am 02.12.1805 veranlasste den österreichischen Befehlshaber endgültig Italien zu räumen.

Nach dem Friedensschluss von Pressburg besetzte der französische Marschall Masséna das Königreich Neapel, das durch Joseph Bonaparte als Königreich regiert werden sollte.

Nach der Schlacht von Preußisch-Eylau übernahm er den Oberbefehl über das V. Korps das den rechten Flügel der Armee bildete. Nach diesem Feldzug wurde ihm der Titel eines Herzogs von Rivoli verliehen.

Bei einer von Marschall Berthier veranstalteten Jagd verlor er ein Auge. Kaiser Napoléon verfehlte sein anvisiertes Ziel und die abprallende Kugel traf den Herzog von Rivoli.

Masséna kämpfte im Feldzug von 1809 am rechten Donauufer und zeichnete sich bei den Gefechten von Landshut, Eggmühl und Ebersberg an der Traun aus. Am zweiten Tage der Schlacht von Aspern am 22.05.1809 zeigte er große Kaltblütigkeit und Ausdauer beim Übergang der Armee über die Donau. Hier stand er, da die Pontonbrücke über den Fluss eingestürzt war, auf fast aussichtslosen Posten und abgeschnitten von Napoléons Truppen. Gemeinsam mit den Marschällen Jean Lames und Jean-Baptiste Bessières konnte er die Truppen sicher auf das Südufer der Donau zurückbringen. Mit diesem Engagement rettete er die Armee und den Erfolg des Feldzuges von 1809. Nach dem Feldzug wurde er am 31.10.1809 mit dem Titel eines Fürsten von Essling verliehen. Bei der Schlacht von Wagram zeichnete sich der Marschall erneut aus. Auf Grund einer Beinverletzung kommandierte er das IV. Korps aus einer Kutsche. Seine Truppen deckten deckten die linke Flanke und vereitelte so einen Durchbruch der Reserven Erzherzog Carls.

1810 wurde Masséna das Kommando über die 65.000 Mann straken Truppen in Portugal übertragen. Er eroberte Ciudad Rodrigo und Almeida und drang bis ins Innere Portugals vor. Trotz der Niederlage bei Buçaco am 27.10.1810 konnte er Wellingtons Truppen bis nach Lissabon zurückwerfen. Erst vor den Linien Torres Verdas, eine 40km langes Verteidigungssystem, konnte sein Vormarsch gestoppt werden. Ihn zwang ein Mangel an Lebensmitteln, Waffen und Männern nach nur 5 Monaten zum Rückzug. In dieser Situation eskalierte ein Streit zwischen Masséna und dem ihm unterstellten Marschall Ney, den Masséna kurzerhand seines Postens enthob. Ein erneuter Versuch Wellington durch einen überraschenden Vorstoß noch zu schlagen, scheiterte in der Schlacht von Fuentes de Oñoro zwischen dem 03. und 05.05.1811. Napoléon entließ den gesundheitlich schwer angeschlagenen Marschall kurz nach dieser Niederlage und ersetzte ihn durch Marschall Marmont. In den Jahren 1812 und 1813 übernahm er auf Grund seiner angeschlagenen Gesundheit kein Kommando.

Obwohl die neue französische Regierung und König Louis XVIII. ihn den Besitz seines umfangreichen Vermögens gestattete, erhielt er das Kommando über den VIII. Militärdistrikt in Marseille übertragen. Am 20.12.1814 erhielt er die Pairs-Würde verliehen.

Nach der Rückkehr Kaiser Napoléons im Frühjahr 1815 zögerte der verdiente Marschall noch, sich ihm anzuschließen. Erst als er von der Niederlage der royalistischen Truppen in Südfrankreich hörte, schloss er sich Bonaparte an. Doch dieser hegte wegen des Zögerns Misstrauen gegen seinen alten Weggefährten und übertrug ihm kein neues Kommando.

Nachdem der Kaiser das zweite Mal abgedankt hatte, übernahm Masséna kurzzeitig das Kommando über die Pariser Nationalgarde und zog sich nach der zweiten Restauration aus der Öffentlichkeit zurück. Einer Aufforderung als Beisitzer dem Kriegsgericht gegen Marschall Ney beizuwohnen, lehnte er mit Hinweis auf seine in Portugal entstandene Feindschaft ab.

Mit seiner Frau Anne Marie Rosalie hatte er vier Kinder. Bis auf die erstgeborene Tochter erreichten alle Kinder das Erwachsenealter und überlebten auch den Vater.

So war der Marschall Logenmeister der Feldloge »Parfaite amitie«, die bereits im Regiment Royal Italien gegründet wurde.

André Masséna zog sich auf sein Schloss Rueil zurück. Er starb am 04.04.1817 an den Folgen einer Tuberkulose im Kreise seiner Familie in Paris. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Pére Lachaise. Dort wurde ihm zum Andenken ein Obelisk aus weißem Marmor errichtet.

Marschall André Masséna gehörte bis heute zu einem der fähigsten Heerführer der Französischen Revolution und des Empire. Doch trübt die Beutegier des Feldherrn, der die von ihm besetzten Gebiete systematisch ausbeutete, um sich persönlich zu bereichern. Neben Soult gehörte er zu den größten Plünderern der napoleonischen Kriege.

Werke:

  • Mémoire de M. le Maréchal Masséna, sur les événements qui ont eu lieu en Provence, pendant les mois de mars et d'avril 1815, Paris,‎ 1816

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