Karl Joseph Jurende

* 24.04.1780 in Spachendorf/Österreichisch-Schlesien
† 10.01.1842 in Brünn

Karl Joseph Jurende wurde am 24.04.1780 in Spachendorf geboren, das zum österreichischen Teil Schlesiens gehörte, als Sohn eines Kleinbauern. Er besuchte die Gymnasien in Jägerndorf und später in Troppau.

Im Alter von 18 Jahren beendete er seine schulische Ausbildung und wurde Aufseher der schlesisch-ständischen Getränk-Impostamte. Im Jahre 1802 folgte seine Anstellung als Landschaftseinnehmer in Brünn und im November 1804 wurde er bei der mährisch-schlesischen Staatsbuchhaltung angestellt und blieb dort bis Juni 1806 tätig.

Während seines Aufenthaltes in Brünn begann sich der junge Mann weiterzubilden und die durch den Abbruch seiner Schullaufbahn fehlenden Kenntnisse im Selbststudium zu erwerben. Angeleitet wurde er in jener Zeit durch den Astronem und Hauptmann Knittlmayr in Physik und Astronomie angeleitet.

Gleichzeitig begann Jurende seine schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. So veröffentlichte das »Brünner patriotische Tageblatt« mehrere Aufsätze.

Im Jahre 1806 erhielt er durch seine Veröffentlichungen bedingt das Angebot als Oberlehrer und Vorsteher der Erziehungsanstalt zu Kunewald zu gehen. Die Erziehungsanstalt wurde durch die Gräfin Truchseß-Zell finanziert und sollte im Sinne Pestalozzis die Kinder des Kuhländchens bilden. Die Gräfin gestattetete Jurende nicht nur die Benutzung ihrer umfangreichen Bibliothek sondern schaffte auch wissenschaftliche Hilfsmittel an. Der Lehrer begleitete die Gräfin Truchseß-Zell auch auf eine Reise durch die Schweiz sowie das südliche Frankreich und Italien.

Als Lehrer in Kunewald fasste der junge Pädagoge den Entschluss die »gemeinnützigen Kenntnisse durch gemeinfaßliche Schriften« zu fördern. Die Kalenderform schien ihm hierzu die geeignete zu sein. So erschien im Jahre 1809 erstmals der »Mährischen Wanderer«. In den Jahren 1811 und 1812 wurde diese Arbeit durch Professor Zemann fortgesetzt, da er ja die Gräfin auf einer längeren Reise begleitete.

Im Jahre 1813 übersiedelte Jurende nach Brünn und legte zugleich seine Stelle als Oberlehrer nieder. Er widmete sich nun der Herausgabe des »Mährischen Wanderers« der noch bis zum Jahre 1825 unter diesem Titel erschien. Ab dem Jahre 1825 sollte der Kalender im gesamten Kaiserreich erscheinen und wechselte so seinen Titel und hieß von nun an »Vaterländischer Pilger im Kaiserstaate Oesterreich«. Bereits im Jahre 1812 äußerte sich die zeitgenössische Kritik über den Kalender mit großem Lob. So begrüßten die »Analen der österreichischen Literatur« im Jahre 1812 ihn als Reformator des Kalenderwesens, da ein solcher Kalender noch nicht dagewesen sei. Der Kalender stand für eine Art Enzyklopädie des Wissens. Die Büchlein fanden auch weit über die Grenzen der österreichischen Monarchie Verbreitung und hatten eine Auflage von 6.000 Exemplaren.

Bis zum Jahre 1833 leitete Jurente selbst noch das Unternehmen und übergab ab dann die Leitung an seinen Mitarbeiter Ohéral. Ab dem Jahre 1848 begann jedoch der Verfall des Kalenders der schließlich 1859 endgültig eingestellt wurde.

Neben dem Kalender verfasste der Schriftsteller auch noch einige Werke, wie das »Gedächnisbuch. Eine Sammlung interessanter Sittensprüche, Klugheits- und Lebensregeln«. Die Veröffentlichung initierte ohne das Wissen des Verfassers sein Lehrer im Jahre 1798 und übergab es ihm als Prüfungsgeschenk. Im Jahre 1811 erschien eine astronomische Arbeit »Der Vorläufer des Lucifers, das ist: Lichtbringers, oder der grosse äusserst merkwürdige Komet, welcher im Herbste des Jahres 1811 in der Nordregion des Firmaments erschien. Lieferung von Fragmenten zu einer Kometographie für Nichtastronomen«

Seitdem sich Karl Joseph Jurende von der Herausgabe des Kalenders zurückgezogen hatte, lebte er als Privatmann in Brünn. Er verstarb im Alter von 62 Jahren in seiner Wahlheimat.

Die Arbeiten Jurendes fanden auch bei verschiedenen Gesellschaften Anerkennung. So stand er in den Mitgliedlisten der »Gesellschaften zur Beförderung des Ackerbaues« in Wien und Krain, die »patriotisch-ökonomische Gesellschaft« in Prag aber auch die »Vaterländische Gesellschaft in Breslau« und die naturwissenschaftliche Gesellschaft in Halle.

Werke:

  • Gedächtnissbuch. Eine Sammlung interessanter Sittensprüche, Klugheits- und Lebensregeln, Troppau 1798
  • Der Vorläufer des Lucifers, das ist: Lichtbringers, oder der grosse äusserst merkwürdige Komet, welcher im Herbste des Jahres 1811 in der Nordregion des Firmaments erschien. Lieferung von Fragmenten zu einer Kometographie für Nichtastronomen, Brünn 1811
  • Hochgesänge eine Beilage zum Lucifer oder Lichtbringer, Brünn 1812
  • Redlicher Verkündiger. Ein Archiv des Mannigfaltigen und Interessanten. Aus dem Reiche des Angenehmen, Nützlichen und Schönen [18 Hefte in 3 Bdn], Brünn 1813/14
  • Moravia. Zeitschrift der Unterhaltung und Vaterlandskunde geweiht, [8 Hefte], Brünn 1815
  • Zeichen der Zeit, oder so sprach Napoleon vor 16, 8 und 2 Jahren. Merkwürdige Actenstücke, interessante Fragmente, erbauliche Geschichten und Randglossen. Zur Würdigung der unerhörten Geschichte des Tages [3 Hefte], Brünn 1814
  • Der Bauernfreund oder Pflugkalender. Ein ganz neu entworfener Wirthschafts- und Volkskalender für das Jahr 1815, Brünn [1815]

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