Michael von Jung

* 29.09.1781 in Saulgaul
† 24.07.1858 in Tettnang

Michael von Jung wurde in Saulgaul am 29.09.1781 geboren. Sein Vater war Schneidermeister. Nachdem er seine erste schulische Bildung durch den Vater im Elternhaus erhalten hatte, besuchte er ab 1796 die Lateinschule in Überlingen und studierte zwischen 1801 und 1805, durch ein Stipendium finanziert, in Salzburg Theologie. Sein Examen legte er in Freiburg ab und besuchte anschließend das Priesterseminar in Meersburg. Im Jahre 1806 konnte Michael von Jung in seiner Heimat Saulgau seine Primiz feiern. Er wurde Vikar in Erolzheim und nach Ablegung seiner zweiten Dienstprüfung im Jahre 1811 vertraute man ihm die Pfarrstelle in der Gemeinde Kirchdorf an der Iller an.

Während einer Typhusepidemie im Jahre 1814 heilte sich Pfarrer Jung zunächst, gegen jeden ärztlichen Rat mit starken Brechmitteln, und setzte dann für die Heilung der Bevölkerung Verbesserungen in der ländlichen Hygiene durch. Dies führte dazu, dass in seiner Pfarrei nur wenige Menschen der tödlichen Seuche erlagen und König Friedrich I. machte ihn dafür zum Ritter, was mit der Verleihung des persönlichen Adels verbunden war, des württembergischen Zivilverdienst-Orden.

Schon im Jahre 1812 begann der katholische Geistliche Leichenreden in Reimform zu verfassen. Er trug sie unter dem Spiel der Laute auf dem Friedhof vor. Bei diesen Grabliedern handelte es sich um eine Art Sittengemälde seiner Zeit. Zugleich zeigte es aber auch die Krankheitsgeschichte und die Todesursachen der Bewohner des Illertals.

Die Grablieder oder Vesperngesände des Pfarrers Michael von Jung verfolgten eine aufklärerische Absicht. Statt sperriger Glaubensinhalte wollte der Theologe mit seinen Texten lebenspraktische Ratschläge den Lebenden mit auf den Weg geben. So behandelte er in seinen Texten Themen wie Kindererziehung, Schulbildung, Kauf-, Pacht- und Mietverträge aber es ging auch um die Gesundheit von Mensch und Tier sowie naturkundlichen Themen. So riet der volksnahe Priester sowohl zur Teilnahme an der Pockenimpfung auf und empfahl den Blitzableiter. Er wandte sich gegen Kurpfuscher und leitete Hebammen an. er mahnte Schmuggler und Steuerhinterzieher und rief die Leute zur Mäßigung auf. Auch den Sündern bot Michael von Jung stets Gottes Barmherzigkeit als Ausweg an. Stets hatte er auch Mitleid ob mit einem Wilderer oder gar einem Selbstmörder.

Seine Verse brachten den musizierenden Priester auch immer wieder in Konflikt mit der kirchlichen Obrigkeit. So musste er im Jahre 1820 eine Geldstrafe wegen »unbefugten und unwürdigen Schriftenverfassens« für sein Theaterstück »Der heilige Willebold« zahlen. Im Jahre 1837 verweigerte der Bischof die Imprimatur - die kirchliche Druckerlaubnis - doch der Priester ließ sich nicht einschüchtern und druckte seine Trauerlieder im Selbstverlag. Er benannte sie nach einer antiken Trauermuse »Melphonen«. Im Jahre 1839 erschienen dann zweihundert seiner Trauerlieder im Band »Melphomene oder Grablieder«.

Im Jahre 1849 wurde Pfrarrer von Jung nach Tettnang versetzt, obwohl es nicht offiziell so bezeichnet wurde, handelte es sich wohl um eine Strafversetzung. Er war an seiner neuen Wirkungsstätte als Vikar tätig.

Der Theologe und Schriftsteller Michael von Jung starb am 24.07.1858 in Tettnang und wurde bei den Priestergräbern auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Werke:

  • Der heilige Willebold. Eine Legende aus dem dreizehnten Jahrhundert, 1820
  • Melpomene oder Grablieder, 1839

Letzte Änderung der Seite: 09. 05. 2021 - 18:05