Rudolf Georg Wilhelm von Hammerstein

* 30.09.1735 in Loxten
† 04.10.1811 in Schenkenhorst/Gardelegen

Geboren wurde Rudolf von Hammerstein als siebentes Kind von Friedrich Christoph von Hammerstein (1679-1740) und seiner Ehefrau Bertha Sophie von der Schulenburg (1709-1785) auf dem Gut Loxten im Osnabrücker Land. Der Vater entstammte der Loxtener Linie des Hauses Hammerstein.

Am 13.04.1751, er war gerade einmal 16 Jahre alt, trat Hammerstein in das Infanterie-Regiment Garde ein. Während des Siebenjährigen Krieges kämpfte er unter dem Befehl des Herzogs von Braunschweig im Westen Deutschlands gegen die Truppen Frankreichs. Am 06.02.1756 erhielt er das Leutnantspatent und knapp zweieinhalb Jahre später – am 03.08.1759 – erfolgte schon seine Beförderung zum Hauptmann.

Nach dem Hubertusburger Friedensschluss im Jahre 1763 begab sich der verdiente Offizier auf eine längere Reise durch Europa. Er reiste durch Deutchland, Böhmen sowie Frankreich und in die Vereinigten Niederlande. Er kehrte erst im Jahre 1765 zurück nach Hannover.

In der nach dem Frieden deutlich verkleinerten Armee des Kurfürstentums Hannover musste Hammerstein bis zum Jahre 1771 auf seine nächste Beförderung zum Major im Lüneburger Regiment »La Motte« warten.

Am 17.11.1772 schloss er mit Louise Sophie Eleonore von Schenk (1751-1837) den Bund fürs Leben. Das Paar schenkte insgesamt 4 Söhnen und fünf Töchtern das Leben.

Als im Jahre 1775 das 1. Bataillon des Regiments »La Motte« zur Unterstützung der britischen Garnision in Gibraltar entsandt wurde, konnte er an der Spitze des 2. Bataillons weiterhin in Lüneburg bleiben.

Im Jahre 1781 wurde Hammerstein im Range eines Oberstleutnants in das Regiment »Graf Taube« versetzt. Im Jahre 1789 wurde den aufstrebenden Offizier das Kommando über das Infanterie-Regiment Nr. 11, wobei Generalmajor von Taube weiterhin der Chef des Regiments blieb. Die Beförderung zum Obersten erfolgte im Jahre 1789. Drei Jahre später wurde Oberst Rudolf von Hammerstein das Kommando über das 6. Infanterie-Regiment in Nienburg übertragen.

Während des 1. Koalitionskrieges nahm er an den Feldzügen in den Niederlanden teil und wurde im Jahre 1793 zum Generalmajor befördert. Der Generalmajor führte zunächst eine Brigade in den Schlachten bei Famras, Rexpoede, Hondschooten und Tourcoing. Er stand unter dem Befehl des Herzogs von York (1763-1827).

Während der Belagerung von Menin verteidigte der General mit nur 2.500 Mann die Ortschaft gegenüber einer französischen Übermacht von 20.000 Mann unter dem Befehl des Generals Jean-Victor Moreau. Die Festung am linken Ufer der Lys war soweit demobilisiert worden, dass nur noch der Hauptwall bestand. Die Einzige Verteidigungsmaßnahme zum Erklimmen des Grabens war eine Künette in der Mitte des Grabens. Dieser war an der einen oder anderen Stelle mit Palisaden auf eine Verteidigung vorbereitet worden. Nach drei Tagen heftigster Kämpfe brach die kleine Garnison aus und schlug sich erfolgreich durch. In jener Zeit stand der spätere preußischen Militärreformer Scharnhorst dem General als Generalstabschef zur Seite. Später veröffentlichte der junge Hauptmann Scharnhorst die Ereignisse im Werk »Vertheidigung der Stadt Menin und Selbstbefreiung der Garnison«.

In seinem offiziellen Bericht vom 03.05.1794 schrieb Generalmajor von Hammerstein folgendes über den Hauptmann Scharnhorst:

Vor allen andern halte ich mich verpflichtet, nur noch des Hauptmanns Scharnhorst allein Erwähnung zu thun. Dieser hat bey seinem ganzen Aufenthalt in Menin, nachher beym Bombardement, und letztlich beym Durchschlagen, Fähigkeiten und Talente, verbunden mit einer ganz unvergleichlichen Bravour, einen nie ermüdenden Eifer und eine bewunderungswürdige Contenance gezeigt, daß ich ihm allein den glücklichen Ausgang meines Plans mich durchzuschlagen, verdanke. Er ist bey allen Ausführungen der erste und der letzte gewesen. Ich kann es unmöglich alles beschreiben, von welchem großen Nutzen dieser so verdienstvolle und einem jeden zum Muster aufzustellende Officier mir gewesen ist.

Hammerstein wurde vom König mit einem goldenen Degen geehrt auf dessen Griff »virtuti« und auf der Klinge »For my Country the King« eingraviert waren. Kurze Zeit später stieg Hammerstein zum Befehlshaber aller hannoverschen Truppen. In dieser Dienststellung organisierte er im Winter 1794/95 den schwierigen Rückzug aus den Niederlanden.

Im Jahre 1796 kommandierte er in der »Kombinierten Preußisch-Hannoverschen Observations-Armee« meist von seiner Garnison Nienburg aus, verschiedene Infanterie-Brigaden.

Nach Kriegsende, am 17.05.1798, erhielt der hannoverische Offizier Hammerstein seine Beförderung zum Generalleutnant. Nach der Auflösung der hannoverischen Armee im Jahre 1803 – Frankreich war in Hannover einmarschiert – wurde die Armee aufgelöst. In den folgenden Jahren wurde ihm kein neues Kommando mehr erteilt.

Durch den übereilten Abschluss der Konvention durch Grafen von Wallmoden-Gimborn blieben viele Fragen offen. So kümmerte sich der General nach seiner Außerdienststellung um die ehemaligen Angehörigen der hannöverischen Armee. So konnte er durch seinen persönlichen Einsatz erreichen, dass die Pensionen ehemaliger Soldaten und Offiziere weiterhin gezahlt wurden.

Seinen Lebensabend verbrachte der ehemalige hannoversche General auf seinen Gut Schenkenhorst in der Altmark bei Gardeleben. Dieser Gutshof gehörte der Familie seiner Frau.

Bernhard von Poten schrieb im Jahre 1879 in der Allgemeinen Deutschen Biographie über den Generalleutnant von Hammerstein folgende Zeilen:

Seine ‚Vertheidigung der Stadt Menin und Selbstbefreiung der Garnison‘, unter welchem Titel der nachmals so berühmte Scharnhorst diese glänzende Waffenthat beschrieben hat, sichert ihm für alle Zeiten einen ehrenvollen Platz in der Kriegsgeschichte.

Generalleutnant a.D. Rudolf von Hammerstein starb am 04.10.1811 in Schenkenhorst an den Folgen einer Krankheit im Alter von 76 Jahren.


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