Jacob Fidelis Ackermann

* 23.04.1765 in Rüdesheim
† 28.10.1815 in Rüdesheim

Jacob Fidelis Ackermann war der Sohn von Bernadus Ackermann (1709-1790), dem Stadtschreiber von Rüdesheim, und seiner Ehefrau Maria Loretta Fink (1732-1779).

Zwischen 1784 und 1787 studierte der junge Ackermann in Würzburg. Sein dortiger Lehrer war der Mediziner Carl Caspar von Siebold und nach seinem Wechsel nach Mainz studierte er bei Thomas Samuel Soemmering. Während einer Studienreise begab er sich nach Pavia um Johann Peter Frank und habilitierte im Jahre 1789 in Mainz für medizinische Polizei und gerichtliche Medizin.

Er fand zunächst eine Anstellung als Botaniker an der Mainzer Universität und im Jahre 1792 wurde Ackermann in Mainz zum ordentlichen Professor für Botanik berufen. Er folgte den verstorbenen Professor Johann Fibig (1758-1792) auf dessen verwaisten Lehrstuhl.

Ackermann pflegte den Umgang mit den Jakobinern Georg Wedekind und Georg Forster. Am 30.11.1792 folgte seine endgültige Aufnahme in die »Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit«. Im Februar/März des folgenden Jahres war der Botaniker als Unterkommisär bei der Vorbereitung der Wahlen zum Rheinischen Nationalkonvent aktiv. Doch noch im gleichen Jahr wandte er sich von den Idealen und Zielen der deutschen Jakobiner wieder ab und widmete sich der akademischen Laufbahn.

Im Jahre 1796 folgte er seinem Lehrer Soemmering auf dem Lehrstuhl für Anatomie. Im Jahre 1798 wurde er zum Präsidenten der medizinischen Akademie berufen, die die französische Verwaltung an Stelle der Universität eröffnete.

Als im Jahre 1803 die Bande des Schinderhannes verhaftet und zum Tode durch die Guillotine verurteilt wurde, stellte die Verwaltung die Leichname der Wissenschaft zur Verfügung. An den Körpern von Johannes Bückler und seinen Gefolgsleuten wurden im Auftrag der »Medizinischen Privatgesellschaft zu Mainz« unter anderem Versuche mit Strom durchgeführt um festzustellen, wann der Körper klinisch tot sei. Auch später nutzte Ackermann die Gebeine Bücklers um wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Als er nach Heidelberg ging, nahm er das präparierte Skelett mit.

Im Jahre 1804 verließ er Mainz und ging nach Jena, wo er doch nur wenige Monate blieb um dann den Ruf für den Lehrstuhl für Anatomie und Physiologie in Heidelberg anzutreten.

Neben seinem Lehrauftrag machte sich Ackermann auch einen Namen als Leiter der Heidelberger Poliklinik um deren Ausbau verdient. In dieser Klinik behandelte der Mediziner unentgeltlich die mittellosen Einwohner der Stadt.

Der Anatom Ackermann lieferte auch wertvolle Erkenntnisse zur normalen Anatomie des Gehirns. Er wies als junger Mediziner auch nach vorausgegangenen Bemühungen seines Lehrers Soemmering die Semidecussatio nervorum opticorum nach. Auf Grund seiner Kenntnisse über den Aufbau des Gehirns trat er als Gegner des Anatomen Gall auf. Dies führte im Jahre 1807 zu einem persönlichen Auftreten Galls im Heidelberger Anatomischen Theater. Hier versuchte er durch eigens angefertigte Abgüsse seine These zu untermauern während Ackermann hingegen durch ein präpariertes Rückenmark-versuchte den ganzen Vorgang aus der »Sphäre des Laien« wegzudrücken.

In eigenen anatomischen Untersuchungen beschäftigte sich der Soemmering-Schüler mit der Frage des Hermaphroditismus beim Menschen. Als Physiologe huldigte er in seiner Lehre vom Lebensäther einem Vitalismus mit auf stofflich gesehenener Grundlage, wobei er die zeitgenössische Chemie verwandte.

Ackermann war neben Franz Anton Mai ein beachtlicher Vertreter der deutschen Medizin in der Zeit der Romantik.

Ackermann heiratete am 10.05.1795 Maria Eva Thecla Linn. Das Paar hatte 2 Söhne und eine Tochter.

Professor Jacob Fidelis Ackermann starb am 28.10.1815 in seiner Vaterstadt Rüdesheim an den Folgen einer Nierenentzündung.

Nach seinem Tode war durch den Sammlungsvormund beabsichtigt worden, die anatomischen Präparate zu veräußern. Doch die Universität und das Ministerium des Innern entschieden sich dazu, diese Sammlung anzukaufen. Die Sammlung enthielt unter anderem die Skelette der in Mainz 1803 hingerichteten Räuber Schinderhannes und des Schwarzen Jonas. Sein Nachfolger Prof. Friedrich Tiedemann konnte somit die universitäre Sammlung um seine eigenen Stücke erweitern.

Werke:

  • Ueber die körperliche Verschiedenheit des Mannes vom Weibe außer den Geschlechtstheilen; Uebersetzt nebst einer Vorrede und einigen Bemerkungen von J. Wenzel., Mainz, 1788.
  • Über die Kretinen, eine besondre Menschenabart in den Alpen., Gotha 1790.
  • Versuch einer physischen Darstellung der Lebenskräfte organisirter Körper., Band 1, Jena 1797; Band 2, Jena 1800; 2. mit einem Nachtrag versehene Auflage, Jena 1805
  • Über die Erleichterung schwerer Geburten, vorzüglich über das ärztliche Vermögen auf die Entwicklung des Foetus; Ein Schreiben an den Kurfürstlich-Pfalzbayrischen Stabschirurgus Herrn Dr. Brünninghausen in Würzburg. Jena, 1804.
  • Infantis androgyni historia et ichnographia: acc. de sexu et generatione disquisitiones physicologicae et V. Tabulae. Maucke, Jena 1805.
  • Die Gall’sche Hirn- Schedel- und Organenlehre vom Gesichtspunkte der Erfahrung aus beurtheilt und widerlegt., Heidelberg und Frankfurt 1806

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