Marie Tussaud

* 12.12.1760 in Straßburg
† 16.04.1850 in London

Marie Tussaud (1761-1850) war während der Französischen Revolution eine berühmte Wachsbildnerin. Im Jahre 1835 gründete sie in London das noch heute berühmte »Madame Tussaud«.

Marie Grosholtz, so ihr Mädchenname wurde am 12.12.1761 in Straßburg als Tochter des elsässischen Offiziers Joseph Grosholtz und der Schweizerin Anna-Marie, einer verwitweten Walther, geboren. Der Vater fiel zwei Monate vor ihrer Geburt während des Siebenjährigen Krieges. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte die kleine Marie somit in Bern.

Im Jahre 1766 zog sie zusammen mit ihrer Mutter zum Onkel Philippe Curtius (1741-1794) nach Paris, wo dieser als Wachsbossierer lebte. Wachsbossierer zogen als Schausteller mit Wachsfiguren über Jahrmärkte, eine in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weit verbreitetem Attraktion. Marie erlernte das Handwerk von Ihrem Onkel. Sie portraitierte den berühmten Schriftsteller Voltaire in Wachs und den späteren Ehrenbürger der französischen Republik Benjamin Franklin.

Durch ihre qualitative Arbeit wurde auch König Ludwig XVI. auf Marie Grosholtz aufmerksam und holte sie für 9 Jahre an Versailler Hof, wo sie die Kunsterzieherin von Prinzessin Elisabeth, der Schwester des Königs, wurde. Sie modellierte in dieser Zeit zahlreiche Köpfe aristokratischer Würdenträger und derer Kinder in Wachs.

Als die revolutionären Veränderungen in Frankreich spürbarer wurden, holte Curtius sie nach Paris zurück. Auf dem Place e Gréve stand die Guillotine und kostete reihenweise Angehörigen der ehemaligen aristokratischen Klasse den Kopf. Marie Tussaud wurde beauftragt, die gefallenen Köpfe der Revolution in Wachs nachzubilden, weniger um sie der Nachwelt zu erhalten, als sie auf Spießen gesteckt durch die Straßen zu führen. Sie waren weniger verderblich als echte Köpfe.

Während der Endphase des Terrors kamen Marie und ihre Mutter ebenfalls in den vernichtenden Strudel der Revolution, da sie während des Ancién Regime gute Verbindungen zur königlichen Familie hatten. Sie teilte sich die Zelle mit der späteren Kaiserin Josephine.

Aus ihrer Hand stammen Wachsnachbildungen des Königspaares ebenso wie von Marat, Danton oder Robespierre. Zahlreiche von ihrer Hand angefertigten Totenmasken sind heute noch im Museum zu bewundern.

Im Jahre 1795 heiratete Marie den französischen Offizier Francois Tussaud. Obwohl die Ehe unglücklich war entstammten ihr die Söhne Joseph und Francois.

Wirtschaftlich waren die nun folgenden Jahre für Madame Tussaud niederschlagend. Obwohl sie von Curtius ein großes Vermögen, bestehend aus 3 Häusern und zahlreichen Wachsfiguren sowie ein wenig Geld erbte, konnte sich das hungernde Volk nicht das Vergnügen ihres Wachssalons leisten und blieb aus. In dieser Zeit häufte sie einen großen Schuldenberg, der auch einen aufgenommenen Kredit beinhaltete, an.

Nach dem Machtantritt Napoleons begab sich Madame Tussand im Jahre 1802 nach England. Sie nutzte die Gelegenheit und ließ sich von ihrem trunksüchtigen Ehemann scheiden musste jedoch auch ihren jüngeren Sohn Francois in Frankreich zurücklassen.

Dort reiste sie mit ihren ältesten Sohn auf Jahrmärkten herum und zeigte ihre staatliche Sammlung – sie erbte nach dem Tode Curtius’ 1794 unter anderem dessen umfangreiche Figurensammlung - von Wachsköpfen. Doch es sollte noch sechs Jahre dauern bis sieh ihren Schuldenberg abgebaut hatte.

Sie reiste fast drei Jahrzehnte durch das ganze Vereinigte Königreich. Im Jahre 1822 hätte sie fast Schiffbruch in der irischen See erlitten und wäre fast ertrunken. Im Jahre 1831 wäre sie zusammen mit ihrem Sohn und den Wachsfiguren bei Unruhen in Bristol fast verbrannt worden. Doch immer wieder modellierte neue Figuren oder schuf Requisiten heran. Sie unterhielt einenf Flohzirkus warb und verhandelte. Endlich im Jahre 1835 konnte sie auch in der Londoner Baker Street ein eigenes Wachsfigurenkabinett eröffnen. Sie stellte hier eine bunte Mischung von Prominenten und Verbrechern aus. Insgesamt fand die Sammlung seit ihrer Gründung bis heute einen einen zunehmenden Zuspruch. Ein Reiseführer aus dem Jahre 1842 beschreibt das Museum und Madame Tussaud folgendermaßen:

Nachdem der Besucher von der Baker Street kommend die Ausstellung betritt, gelangt er als erstes in einen mit reichen Verzierungen und Spiegeln ausgestatteten Salon. Dort trifft er auf eine betagte Dame, deren Akzent die französische Herkunft verrät. Würde sie sich nicht bewegen, man würde sie für eine Wachsfigur halten. Wir sprechen von Madame Tussaud, die an sich schon eine Attraktion darstellt

Sie veröffentlichte im Jahre 1832 ihre Memoiren unter dem Titel »Madame Tussaud's memoirs and reminiscences of France«. Sie berichtete in ihren Memoarien über das Leben am königlichen Hofe ebenso wie über ihre Erlebnisse während der Französischen Revolution.

Marie Tussaud verstarb am 16.04.1850 in London. Ihre letzte Ruhestätte fand die Wachsfigurenmodelliererin auf dem Friedhof der St. Marys Roman Catholic Church im Londoner Stadtteil Chelsea.

Werke:

  • Madame Tussaud's memoirs and reminiscences of France, 1832

Letzte Änderung der Seite: 05. 08. 2023 - 14:08