Eleonora de Fonseca-Pimentel

* 13.01.1751 in Rom
† 20.08.1799 in Neapel

Geboren wurde Eleonora Fonseca-Pimentel am 13.01.1751 in der ewigen Stadt Rom. Die Eltern stammten aus Portugal und hatten spanische Wurzeln. Die privilegierten Verhältnisse in der die junge Adelige aufwuchs, ermöglichte ihr eine umfangreiche Bildung. So sprach sie Griechisch und Latein und als Kind verfasste sie erste eigene Gedichte.

Neapel, die Hauptstadt des Königreichs Neapel und Sizilien, gehörte zu jener Zeit neben Paris zu den europäischen Kulturzentren. So wurde, seit der Einweihung des Teatro die San Carlo im Jahre 1735, die Stadt zu einem Tempel der italienischen Musik. Scarlatti (1660-1725), Jomelli (1714-1774), Pergolesi (1710-1736) aber auch der Jurist und Rechtsphilosoph Gaetano Filangeri (1752-1788) wirkten in der Stadt. Auch wurde für Antonio Genovesi (1712-1769) der erste Lehrstuhl für Politische Ökonomie in Europa geschaffen. Neben zahlreichen neu gegründeten Akademien entwickelte sich in der Stadt auch eine Salonkultur.

Schon im Alter von 16 Jahren wurde Eleonora Mitglied in der »Akademie dei Filaleti« (Freunde der Wahrheit). Durch ihre umfassende Bildung und ihre Intelligenz wurde sie zu einem umschwärmten Mittelpunkt der Gesellschaft. Schon bald wurde sie Mitglied der wesentlich bedeutenderen »Arcardia«. In diesem Salon diskutierte man nicht mehr nur über literarische, philosophische oder gar ökonomische Fragen sondern thematisierte auch reale Reformbestrebungen. So trug Fonseca zum Beispiel mit der Übersetzung einer lateinischen Schrift über die päpstliche Lehenshoheit über das Königreich Neapel bei. Diese Übersetzung wurde von König Ferdinand IV. mit einem jährlichen Pension honoriert.

So versuchte man bis zum Ausbruch der Französischen Revolution im Jahre 1789 sowohl die Wohn- und Bildungseinrichtungen für Arbeiter und ihre Familien zu verbessern. Auch wollte man die Kultureinrichtungen für weitere Kreise der Bevölkerung öffnen. Im Jahre 1789 eröffnete die staatliche Seidenmanufaktur in San Leucio. So wirkte die Sozialpolitik des Königreichs Neapel als Vorgriff für Sozialbestrebungen des 19. Jahrhunderts.

In Ihren Schriften vertrat sie sowohl aufklärerische als auch freimaurerische Auffassungen. Auch stand sie mit dem Dichter und Librettisten Metastasio (1698-1782) im Gedankenaustausch. Sie widmete auch der Regentin Maria Carolina schwärmerisch-verherrlichende Gedichte. Die Dichterin sympathisierte mit der liberalen Gesinnung der Monarchin.

Durch die Nachrichten aus Frankreich aufgeschreckt endete das Idyll der Aufklärung abrupt. Sowohl König Ferdinand als auch Maria Carolina blockierten jede Reformbewegung. Man erkannte dass der regierende Königspaar direkt mit den in Frankreich entmachteten und hingerichteten Königs verwandt waren. Vermutlich ließ der Monarch in der Vergangenheit seine Minister nur gewähren, weil er sich nur sehr wenig für die inneren und äußeren Angelegenheiten seines Staates interessierte. Dies mag sicherlich daran liegen, dass man ihn nicht die notwendige Bildung eines Königs hat zukommen lassen, damit er sich nicht aus der Abhängigkeit des spanischen Hofes befreie. Hingegen schwor seine Gattin Maria Carolina, eine Tochter der großen Maria Theresia und Schwester der französischen Königin Marie Antoniette, den Revolutionären und der Revolution »Rache bis ins Grab«.

Sie konnte jedoch die Revolution nur in ihrem kleinen Königreich verfolgen. So wurde eine Verschwörung aufgedeckt, die einen Studenten den Strick brachte und zahlreiche Aristokraten und Intellektuelle das Land verließen. Zunächst strich man Eleonora nur die dringend benötigte staatliche Pension. Später verhaftete man sie wegen des Besitzes der »Enzyklopädie« Diderots als »Donna Giacobba« (Frau Jakobinerin). Sie verbrachte einen Winter im Gefängnis.

Während General Bonaparte in Italien und Ägypten Krieg führte, wählte der britische Seeoffizier Horatio Nelson Neapel als Stützpunkt für seine Operationen im Mittelmeer. Als jedoch französische Truppen aus dem Kirchenstaat kommend im Königreich Neapel einmarschierten, flüchtete König Ferdinand zusammen mit seiner Gattin Maria Carolina und der Staatskasse auf Nelsons Schiffen nach Palermo. Das Volk, bestehend aus den Armen und Ärmsten, die als Tagediebe und Bettler mit kleinen Dienstleistungen ihr Leben bestritten, erhob sich gegen die neuen Herrscher und die neapolitanischen Jakobinern, unter ihnen Eleonora Fonseca in Männerkleidern getarnt, flohen in das Castel Sant'Elmo.

Am 21.01.1799 wurde aus dem Castel Sant'Elmo die »einige und unteilbare Republik Neapel« ausgerufen. Der Versuch zwischen den capilazzarie (Volksführern) und dem französischen General Jean Antoine Campionet einen Waffenstillstand zu vermitteln scheiterte. Erst nach zwei Tagen heftiger Kämpfe gaben sie sich der französischen Armee geschlagen. Campionet würdigte die Verteidiger Neapels als étonnants, als wahre Helden.

Nachdem die neue Republik - auf den Bajonetten der französischen Armee errichtet - ausgerufen war, übertrug man ihr die Leitung der offiziellen Zeitung der Provisorischen Regierung. Das Blatt hieß, nach französischem Vorbild »Monitore«. In der ersten Ausgabe vom 02.02.1799 hieß es:

»Endlich sind wir frei, und endlich ist der Tag gekommen, an dem wir die heiligen Worte Freiheit und Gleichheit aussprechen und uns als würdige Söhne der Mutterrepublik als würdige Brüder der freien Völker Italiens und Europas erweisen können.«

Trotz aller Begeisterung übersah Fonseca die Schwächen der Pariser Revolution nicht. So kritisierte sie die Maßnahmen der französischen Besatzer, die auf Geheiß des Pariser Direktoriums bemüht waren, möglichst viele Wertgegenstände und Gelder aus der Schwesterrepublik zu pressen. Sowohl die Sanierung des Staatshaushalts durch die Einziehung von Staats- und Kirchengütern als auch die Mahnung zur Einheit der Provisorischen Regierung ungehört. Ihre Bemühungen die lazzaroni, als eigentliche Adressaten der Revolution zu gewinnen scheiterten ebenfalls.

Als im Mai, durch die Kriegsereignisse die militärischen Kräfte Frankreichs konzentriert werden mussten, gab man die Französische Republik die Schwesterrepbulik Neapel preis. Am 13.06.1799 zogen unter Führung Kardinals Ruffos aufständische Bauern in Neapel ein. Die führenden Köpfe der Parthenopäischen Republik flohen entweder mit den Franzosen oder zogen sich in das Castel Sant'Elmo zurück um den mordenden und plündernden Massen zu entkommen. Kardinal Ruffo beabsichtigte die in der Festung versammelten Aristokraten nachsichtig zu behandeln und bot ihnen freies Geleit ins Ausland an. Admiral Nelson erschien als Beauftragter der Krone Neapels mit dem Auftrag Königin Maria Carolinas, Neapel »wie eine irische Stadt« zu behandeln.

So geriet Fonseca in neapolitanische Gefangenschaft. Durch diesen Rachefeldzug wurde die gesamte geistige Elite der Republik Neapel und zugleich des Königreichs Neapel und Sizilien ausgelöscht oder vertrieben. Diese Auswirkungen sind zum Teil noch bis in die heutigen Tage in Süditalien zu spüren. Königin Maria Carolinas »Rache bis ins Grab« bekamen Eleonora Fonseca und andere führende Köpfe am eigenen Leib zu spüren.

Am 20.08.1799 betrat sie das Schafott auf dem Piazza del Mercato um am Galgen zu sterben. Die gaffende Menge, bestehend aus mehreren Tausend Schaulustigen wartete begierig darauf, der Gehenkten unter dem Rock zu schauen. Es wurde verboten, dass man ihre Beine mit einem Gürtel zusammenband. Normalerweise war es üblich, dass Adelige nicht durch den Strick sondern durch das Beil hingerichtet wurden.


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