Carl Wilhelm Wutzer

* 17.03.1789 in Berlin
† 19.09.186 in Bonn

Carl Wilhelm Wutzer erblickte am 17.03.1789 in Freienwalde an der Oder das Licht der Welt. Sein Vater war dort als Chirurg und Badinspektor angestellt.

Zunächst begann er seine schulische Ausbildung in Progymnasium seiner Vaterstadt und wechselte dann an das Berliner Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Da der junge Wutzer eine Anstellung als Militärchirurg anstrebte fand er im Jahre 1804 eine Anstellung an der medizinisch-chirurgischen Pepinièle. In diesen Jahren entwickelte sich sowohl seine lebenslange Vorliebe für die Botanik als auch für Anatomie. Der Botaniker Wildenow berief ihn zu seinem Assistenten. Walther und Knape führten den jungen Studenten in die Anatomie ein.

Im Jahre 1806 unterbrach der Krieg zwischen Frankreich und Preußen seine Studien. Im Jahre 1807 erhielt er eine Anstellung als Unterarzt in der Charité und im folgenden Jahre fand er eine Anstellung als Kompaniechirurg der Armee in den Garnisonen Kolberg, Potsdam und Berlin. Es zeigte sich, dass er ein tüchtiger Mann mit vielseitigen Kenntnissen war. Insbesondere der Leiter des Militärsanitätswesens Johann Görcke förderte ihn entsprechend. Im Jahre 1812 wurde er als Oberarzt und Lehrer an seine ehemalige Ausbildungsstätte, der Pepinière versetzt. Neben seinen Aufgaben nutzte er diese Zeit auch um seine eigene wissenschaftliche Ausbildung zu vervollständigen. Den Feldzug von 1813 erlebte er als Oberarzt in verschiedenen Haupt-Feldlazaretten teil. So heilte er in Sachsen, Schlesien oder Böhmen eine Vielzahl von Kranken und Verwundeten. Er selbst steckte sich an Typhus an und erreichte nach seiner Genesung mit der Armee die französische Hauptstadt Paris.

Auf den Feldzügen der Befreiungskriege konnte er seine medizinischen Kenntnisse erweitern und zugleich die schlesischen, böhmischen und rheinischen Badeorte und Hospitäler von Paris und Brüssel kennenlernen. Für ihn überraschend, folgte am 12.01.1814 seine Ernennung zum Dr. der Medizin und Chirurgie und die kurz darauf folgende Stellung eines Stabsarztes, der zum Teil als Repetent und zum Teil als selbstständiger Lehrer tätig war. Seine knapp bemessene Freizeit nutzte er um sich auch selbst weiterzubilden. So hörte er an der Berliner Universität Vorlesungen in Medizin und erwarb sich 1816 die medizinische Stabsprüfung und im folgenden Jahr habilitierte Wutzer mit seiner Monographie »De corporis humani gangliorum fabrica atque usu« als Privatdozent.

Die Regierung finanzierte den Mediziner Carl Wilhelm Wutzer eine Studienreise, die ihn nicht nur an die namhaftesten deutschen Universitäten führte, sondern es wurde ihm ermöglicht auch Frankreich, Italien sowie England kennenzulernen und auch die entsprechenden Sprachen zu erlernen.

Nach dem Tode des Vaters sah er sich genötigt für seine mittellose Mutter zu sorgen. So trat er wieder als Regimentsarzt in den soldatischen Stand. Er ging zunächst nach Wesel und dann nach Torgau, ehe er im Jahre 1821 nach Münster versetzt wurde.

In seiner Münsteraner Zeit konnte Wutzer wieder an seine unterbrochene akademische Laufbahn anknüpfen indem er im Jahre 1821 eine chirurgische Lehranstalt errichtete und deren erster Direktor und Lehrer er wurde. Wutzer unterrichtete Anatomie und Chirurgie sowie klinischen Unterricht. Nachdem er dieses Institut einige Jahre erfolgreich geleitet hatte, erfolgte im Jahre 1830 seine Berufung an die chirurgische Lehranstalt in Halle.

In Halle hielt es ihn nicht lange, denn schon nach kurzer Zeit trat er als Nachfolger Walthers eine Anstellung an der Chirurgischen Klinik in Bonn an. Dort wirkte Wutzer über viele Jahrzehnte zum Wohle der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität.

So entwickelte er auf dem Gebiet der Augenheilkunde eine Methode zur Hornhauttransplantation. So schlug er vor, dass im Falle von Hornhauttrübungen eine neue optische Lücke durch einen Schnitt in der Lederhaut zu schaffen sei und in dieses ein Stück Scharfshornhaut einzunähen. Doch kam es bei mehreren Patienten, die Wutzer so behandelte zu erneuten Trübungen und so regte er Tierversuche an.

Er bildete zahlreiche Mediziner aus dem Rheinland und Westfalen aus. Es gelang ihm schnell in seinen klinischen Vorlesungen, die Popularität seines Vorgängers zu übertreffen. So übte er mit ausgesprochener Disziplin und Pünktlichkeit seine Lehrtätigkeit aus und verstand es auch den trägsten seiner Studenten zu motivieren. Mit Verlegung der großen Examenskommission wurde der anerkannte Mediziner auch Vorsitzender des Ausschusses und übte in der Folgezeit das Amt mit Pflichttreue und Gerechtigkeitssinn aus.

Im Jahre 1856 nahm er, nachdem er nochmals Rektor der Universität war, seinen Abschied. Ihm folgte Carl David Wilhelm Busch (1826-1881).

Seit 1850 litt er an Grauen Star dass zunächst nur ein Auge betraf und ab 1855 auch das zweite Auge angriff. Vor seiner völligen Erblindung unternahm der Mediziner noch eine Reise an den unteren Theil der Donau und bereiste einen Teil Westasiens. Er veröffentliche seinen Reisebericht im Jahre 1860 in einem zweibändigen Werke.

Er publizierte auch zahlreiche Werke zur Medizin. Neben einigen Berichten der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Münster veröffentlichte er seine Schriften hauptsächlich im den von Rust (1775-1840),  Walther, Graefe (1828-1870) und Müller herausgegebenen Sammelbänden. Zusammen mit seinen Bonner Kollegen gab er das »Organ für die gesammte Heilkunde« und das »Rheinischen Monatsschrift für praktische Aerzte« heraus. Vermutlich wäre seine schriftstellerische Tätigkeit noch umfangreicher geworden, wenn ihn nicht das Augenleiden daran gehindert hätte.

Wutzer war nicht nur ein hervorragender Operateur sondern er entwickelte auch einzelne Operationsmethoden wie zum Beispiel die Radikalheilung beweglicher Leistenbrüche oder die Sehnendurchschneidung bei Verkrümmungen. Aber auch mit einer Methode zur Operation der Blasenscheidenfistel erlangte der Mediziner Berühmtheit. Er richtete auch einen Teil seiner Aufmerksamkeit den Salubritätsverhältnisse der Hospitäler wie zum Beispiel seine Abhandlungen über die medizinische Situation in Bonn zeigten.

Anlässlich seines 50. Dienstjubiläums im Jahre 1858 verlieh der König Wutzer den Titel eines Geheimen Obermedizinalrats.

Der Geheime Obermedizinalrat Carl Wilhelm Wutzer wurde am 19.09.1863 plötzlich aus dem Leben gerissen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf den alten Bonner Friedhof.


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