Jacob Vernet

* 29.08.1698 in Genf
† 26.03.1789 in Genf

Die Familie Vernet entstammte einer, ursprünglich in der französischen Provence ansässigen protestantischen Familie, die jedoch im 17. Jahrhundert in die Schweiz flüchtete. Im Jahre 1659 erwarb sein Großvater André Vernet (1631-1698) das Bürgerrecht der Stadt Genf.

Jacob Vernet war der Sohn des Genfer Kaufmanns Isaac Vernet (1664-1706), der bereits geschätzt aber nicht vermögend verstarb, und seiner Gattin Jeanne Richard (1663-1733). und erblickte am 29.08.1698 das Licht der Welt. Vernet hatte noch neun weitere Geschwister, von seine sechs Brüder alle Kaufleute wurden. Sein Bruder Isaac wurde Bankier und gehörte ab 1733 dem Rat der Zweihundert an. In dessen Pariser Bank »Labhard et Vernet« begann der junge Jacques Necker seine Ausbildung.

Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1706 übernahm der Medizinhistoriker Daniel LeClerc (1652-1728) die Rolle des Ersatzvaters und wurde eine der wichtigsten Bezugspersonen für den Knaben. Zwischen 1713 und 1722 studierte der junge Mann Geisteswissenschaften, Philosophie und Theologie bei Jean-Alphonse Turrettini (1671-1737) an der Akademie zu Genf. Schon gegen Ende seiner Studien war er zwischen 1720 und 1722 als Hauslehrer in Paris tätig. Für seinen Studienabschluss kehrte er kurzzeitig nochmals nach Genf zurück.

Nach seinem erfolgreichen Studienabschluss ging er nach Paris zurück und lebte dort bis zum Jahre 1728 als Hauslehrer. Er knüpfte in jenen Jahren Kontakte zu Le Long, de la Rue, Montfaucon (1655-1741), Le Courayer (1681-1776), Bignon (1662-1743) und Longuerue (1652-1733), Fontenelle (1657-1757) und den Geophysiker Mairan (1678-1771). Diese Kontakte dauerten auch über seine Pariser Zeit an.

In den Jahren 1728 und 1729 unternahm er zusammen mit seinem Zögling noch eine Reise durch Italien. Er schrieb seine Eindrücke und Erfahrungen der italienischen Reise später in »Lettres sur l'état literaire de L'italie« nieder. In Rom lernte er Montesquieu (1689-1755) kennen und schloss mit ihm Freundschaft. Auch traf er mit Lodovico Muratori (1672-1750) und den englischen Ökonomen John Law (1671-1729) zusammen.

Im Jahre 1730 erhielt er in Jussy, in der Nähe von Genf eine Pfarrstelle. Doch blieb er nur kurze Zeit in dieser Position tätig und nahm dann erneut eine Stelle als Hauslehrer bei seinem Lehrer Turrettini an. Er sollte dessen Sohn auf einer Reise nach Deutschland, Holland und England sowie Frankreich begleiten. In Marburg traf er mit dem Philosophen Christian Wolf (1679-1754) und in Paris mit Voltaire zusammen.

Ab dem Jahre 1734 war er wieder in Genf zurück und veröffentlichte auch über diese Reise entsprechende Aufzeichnungen. Er ging auch die Ehe mit Marie Butini ein und blieb von nun an in Genf ansässig.

Im gleichen Jahr veröffentlichte er sein Werk »Relation des affaires de Genève«. In diesem Werke untersuchte er die Herrschaft der Patrizierfamilien in Genf. Hier kam er zum Schluss, dass man die Regierung nicht kontrollieren müsse um frei zu sein, solange diese in guten Händen liege. Hier ist auch erkennbar, dass er zu den regierenden Kreisen seiner Vaterstadt gute Beziehungen pflegte. Er lobte die Regierung für ihre Bemühungen zum Wohle der der Allgemeinheit und auch für ihre kluge Finanzpolitik.

Zunächst fand Vernet eine Anstellung als Prediger in der Gemeinde St. Pierre and St. Gervais. Dieses Amt übte er bis zu seinem 82. Lebensjahr aus. Erst als seine Stimme nach mehr als 50 Dienstjahren zu schwach wurde um auf der Kanzel zu predigen, gab er dieses Amt auf. Seine Gemeinde bedauerte den Abschied des Pfarrers sehr.

Im Jahre 1739 trat er eine Professur für Literatur an der Genfer Akademie an und zwischen 1756 und 1786 hatte er für 30 Jahre auch die Professur für Theologie inne. Er vertrat die Ideen seines Lehrers und Freundes Jean-Alphonse Turrettini und distanzierte sich von der calvinistischen Orthodoxie und vertrat eine von der Aufklärung stark beeinflusste protestantische Theologie. Seit dem Jahre 1737 war er auch Rektor der theologischen Fakultät.

Der aufklärerische Theologe Vernet las auch die Schriften Descartes (1596-1650) und war von dessen Ideen der »English Moderation« und des »Arminianismus« beeinflusst worden. So suchte er einen Mittelweg und bezeichnete diesen als wahre Religion. Hier folgte er auch Turrettinis Weg des vernünftigen Glaubens und empfand, dass kein Aspekt der Theologie für einen Deisten oder Atheisten verwerflich sein könne. Er weigerte sich über Mysterien zu spekulieren.

Im Jahre 1747 übersandte Montesquieu ihm die Handschrift »Esprit des loix« und beauftragte Vernet diese in Genf publizieren zu lassen. Jedoch entstand durch diese Schrift ein unüberbrückbares Zerwürfnis zwischen beiden Männern da Montesquieu auch noch während des Druckes an diesem Werke feilte während Vernet der Meinung war, dass ein solches Werk kein poetisches Meisterstück sein müsse. So hoffte Vernet ein Kapitel über die Cachet de Lettres der Nachwelt überliefern zu können, während der Verfasser der Schrift das Publikum noch nicht für so reif hielt, dieses zu verstehen. Vernet vermied es auch eine Abschrift des Kapitels zu behalten sodass dieses heute nicht mehr überliefert ist.

Mit Voltaire, den er im Jahre 1733 in Paris kennenlernte, trat er in einen ausführlichen über 20 Jahre anhaltenden Briefwechsel ein. Als Voltaire im Jahre 1754 zur Veröffentlichung seiner Werke nach Genf reiste zerstritten sich beide Männer und als diese in die Öffentlichkeit drang wurde d'Alembert zum Streitschlichter. Auch mit Rousseau zerstritt sich der Pfarrer und Professor Vernet weil er ihm gegenüber die Kirche als Institution verteidigte.

Der Theologe und Aufklärer Jacob Vernet starb am 23.03.1789 in seiner Vaterstadt Genf im Alter von 90 Jahren.

Werke:

  • Défense des deux lettres adressées à Mr. *** chanoine de Notre Dame ... sur le mandement de Monseigr. le cardinal de Noailles, au sujet de la guérison de la dame de la Fosse: contre la Réponse d'un docteur de Sorbone du diocèse d'Annecy., 1827
  • Pièces fugitives sur l'Eucharistie. [mit Nicolas Malebranche & Pierre Varignon], 1730
  • Anecdotes Ecclesiastiques: La Police and La Discipline de L'Eglise Chretienne. [mit Pietro Giannone], 1738
  • Traité de la vérité de la religion chrétienne, Part 4 [mit Jean-Alphonse Turrettini], 1740
  • De humaniorum literarum amoenitate et usu oratio inaug., 1740
  • De l'esprit des loix: ou du rapport que les loix doivent avoir avec la constitution de chaque gouvernement, les moeurs, le climat, la religion, le commerce, etc. chez Barrillot et fils., [mit Montesquieu], 1748
  • Lettres sur la coutume moderne d'employer le "vous" au lieu du "tu": et sur cette question: doit-on bannir le "tutoyement" de nos versions, particulièrement de celles de la Bible?, 1752
  • Instruction chrétienne, 1754
  • Dialogues socratiques ou entretiens sur divers sujets de morale, 1756
  • Dialogues on some important subjects: drawn up after the manner of Socrates, for the use of His Serene Highness the prince of Saxegotha, 1759
  • Lettres critiques d'un voyageur anglois sur l'article Genève du Dictionnaire encyclopédique, et sur la lettre de Mr d'Alembert à Mr Rousseau touchant les spectacles, 1766
  • The theory of agreeable sensations: In which, after the laws observed by nature in the distribution of pleasure are discovered, he principles of natural theology, and moral philosophy are established. To which is subjoined, relative to the same subject, a dissertation upon harmony of style, [mit Louis Jean, Lévesque de Pouilly], 1766
  • Mémoire présenté à Mr le premier sindic par Jacob Vernet sur un libelle qui le concerne: avec la lettre curieuse de Robert Covelle ... à la louange de M. V. ... à laquelle le mémoire sert de réponse, [mit Voltaire], 1767
  • Réflexions sur les moeurs, la religion et le culte, 1769
  • 7 theses seu Commentationes theologicae, 1770
  • Commentatio ... in totum caput Paulinum 1 Corinth. XV. Maxime autem circa introitum mortis in mundum., [mit N. Cheveniere], 1784
  • Jacobi Verneti, Theologiae In Academia Genevensi Professoris Selecta Opuscula., 1784

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