Charles Henri Sanson

* 15.02.1739 in Paris
† 04.07.1806 in Paris

Charles Henri Sanson wurde am 15.02.1739 als ältester Sohn von Charles-Jean-Baptist Sanson (1719-1778) und dessen erster Ehefrau Madeleine Tronson geboren. Seit dem Jahre 1688 befand sich das Amt des Scharfrichters von Paris und Versailles im Besitz der Familie Sanson, die ursprünglich aus Schottland einwanderte. Seine sechs jüngeren Brüder übten später auch das Amt des Henkers in der französischen Provinz aus.

Seine schulische Ausbildung erlebte Charles-Henri Sanson in der Klosterschule von Rouen. Diese musste er im Jahre 1753 unter großem Bedauern des Direktors verlassen, weil der Vater eines Schulfreundes bei einem Besuch Charles-Jean-Baptist Sanson den Henker von Paris erkannte. Der Beruf eines Scharfrichters war zu jener Zeit in der Gesellschaft wenig geachtet. Seitdem erhielt der Junge seine weitere Bildung durch Privatunterricht. Er studierte in Leiden um Arzt zu werden, da auch ihm der Beruf des Scharfrichters nicht zusagte.

Nachdem sein Vater an einer Lähmung erkrankte überzeugte seine Großmutter Anne Marthe Sanson den jungen Mann, das Amt des Scharfrichters zu übernehmen. Er brach sein Medizinstudium in Leiden ab und trat im Jahre 1754 zur Sicherung der Familienexistenz die ungeliebte Stellung an. Er wurde als »Monsieur de Paris« in ganz Frankreich bekannt.

Am 20.01.1765 heiratete Henri Charles Sanson die um sechs Jahre ältere Marie-Anne Jugier. Dieser zweiten Ehe entstammten die Söhne Henri (1767-1830) und Gabriel (1769-1792). Henri Sanson wurde der offizielle Nachfolger seines Vaters und Gabriel unterstützte ebenfalls die Hinrichtungen des Vaters.

Entgegen der alten Tradition blieb die junge Familie nicht im Haus am Schandpfahl, dem üblichen Wohnsitz des Scharfrichters wohnen sondern zog in ein stattliches Anwesen in die Rue Saint-Jean um.

Im Jahre 1757 unterstützte Sanson seinen Onkel Nicolas-Charles-Gabriel Sanson bei der Hinrichtung Robert Francios Damiens. Damiens verübte am 05.01.1757 ein Attentat auf Louis XV. und wurde nach schweren Verhören unter der Folter zu einem grausamen Tod verurteilt. Nach Verstümmelungen wurde er gevierteilt und dabei verkürzte Charles Henri Sanson durch gekonnte Durchtrennung der Sehnen an den Gliedmaßen die Leiden des Delinquenten.

Es dauerte noch bis zum Jahre 1778 als Charles Henri Sanson den scharlachroten Mantel des Pariser Scharfrichters von seinem Vater erhielt. Insgesamt hatte er das Amt 38 Jahre lang inne ehe sein Sohn Henri den von Krankheit gezeichneten Vater im Jahre 1795 im Amt beerbte.

Im Zuge der Französischen Revolution forderte schon im Jahre 1789 der Arzt Joseph-Ignace Guillotin eine Hinrichtungsmaschine, auf der Verbrecher, gleich welchen Geschlechtes oder Ranges sie seien, auf eine humanere Art den Tod finden sollten. Der Mediziner argumentierte dass bei einer bisherigen Hinrichtung durch das Richtschwert der Henker nach mehreren Hinrichtungen ermüde aber auch das Richtschwert abgenutzt und die damit verbundenen Wiederbeschaffungskosten zu hoch wären.

Auch der Scharfrichter Sanson nahm an den Beratungen zur Hinrichtungsmaschine teil. So forderte er, dass der Delinquent waggerecht an einer Vorrichtung auszurichten seien, damit sie wehrlos seien. Nachdem Antoine Louis, Leibarzt des Königs, und König Louis XVI. selbst Verbesserungen an der Hinrichtungsmaschine vornahmen, baute der Deutsche Tobias Schmidt, ein Cembalo-Hersteller, die Tötungsmaschine, die am 25.04.1792 erstmals zum Einsatz kam.

Insgesamt führte der Pariser Henker Charles Henri Sanson in seiner Amtszeit 2.918 Enthauptungen mit der Guillontine durch. Sein prominentestes Opfer war wohl Louis Capet, der als französischer König selbst noch Hand zur Verbesserung der Tötungsmaschine anlegt hatte. Der Hinrichtung von Marie Antoinette, der ehemaligen Königin, wohnte er nur als Zuschauer bei. Die Hinrichtung leitete, wie alle weiteren seit dem Jahre 1793 vorgenommenen Hinrichtungen führte sein Sohn Henri Sanson durch, während er selbst diese nur noch überwachte. So starben unter seiner Aufsicht noch zahlreiche prominente Köpfe der Köpfe der Französischen Revolution, wie beispielsweise Georges Danton, Camile Desmoulins, die Brüder Auguste und Maximilian de Robespierre.

Nach der Hinrichtung sezierte Charles Henri Sanson die Leichname der Hingerichteten. Auch die Herstellung von Medikamenten aus Heilkräutern und Gewürzen seines Gartens waren für »Monsieur de Paris« ein Ausgleich zu seinem blutigem Handwerk. Er war auch musisch begabt und spielte in seiner Freizeit gerne Cello und Violine. Er hörte die Werke von Christoph Willibald Gluck und zusammen mit Tobias Schmidt, der die erste »Guillotine« erbaute, musizierte er öfters.

Nach einer überlieferten Anekdote, wurde Sanson von Napoléon gefragt, ob er noch ruhig schlafen könne, nachdem er fast 3.000 Menschen hingerichtet habe. Sanson antwortete darauf lakonisch: »Wenn die Kaiser, Könige und Diktatoren ruhig schlafen können, warum soll´s nicht auch der Henker können?«

Charles Henri Sanson starb am 04.07.1806 in seiner Vaterstadt Paris. Er wurde 67 Jahre alt. Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab auf dem Friedhof Montmatre.


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