Pierre Louis Prieur de la Marne

* 01.08.1756 in Sommesous/Marne
† 31.05.1827 in Brüssel

Pierre Louis Prieur erblickte am 01.08.1756 in Sommesous an der Marne das Licht der Welt. Sein Vater Louis-Joseph Prieur war am örtlichen Gericht als Steueranwalt und Gerichtsschreiber angestellt. Der Vater war seit dem Jahre 1751 mit Marie Reine Hemard verheiratet. Er war das vierte von sechs Kindern des Paares. Er war der einzige der Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Chârlons-en-Champagne studierte er vom Oktober 1772 bis Juli 1775 in Reins Rechtswissenschaften.

In den Jahren 1771 und 1772 sowie 1781 lebte er bei dem Bäcker Fouet, dessen Sohn François-Joseph ebenfalls Jura studierte. Er heiratete dessen Schwester Marie-Reine und hatte mit ihr zusammen einen Sohn. In jenen Jahren wurde er Mitglied der Freimaurerloge »St. Louis der Liebe«.

Pierre Louis Prieur praktizierte bis zum Ausbruch der Französischen Revolution in Châlons-sur-Marne als Advokat. Am 24.03.1789 wurde er als Vertreter des Dritten Standes in die Generalstände nach Versailles gewählt. Am 05.05.1789 wurde diese Versammlung, die erstmals seit dem Jahre 1614 einberufen wurde, feierlich in Versailles eröffnet. Während der Debatten zwischen Mai und August 1789 beteiligte sich der Jurist nur wenig, sondern spezialisierte sich auf fiskalische Fragen.

Später beteiligte er sich sehr aktiv an den Debatten um eine Neuorganisation des Gerichtswesens im revolutionären Frankreich. Am 29.05. und 09.07. hielt er Reden anlässlich der Einwanderungsfrage. Er rief auch zur Zerstörung von Denkmälern auf, welche an das abgelöste Ancién Régime erinnerten.

Die Generalstände wählten ihn zum Sekretär. Durch seine scharfen Attacken gegen das Ancien Régime und seine Vertreter erhielt er schnell den Spitznamen Crieur de la Marne.

Als im Juni des Jahres 1791 die königliche Familie aus Paris in Richtung der französischen Grenze floh, setzte sich Prieur dafür ein, den Eid auf den König aus der Verfassung zu entfernen und forderte zugleich die in der Verfassung von 1791 garantierte Unverletzlichkeit des Königs aufzuheben. Er setzte im folgenden Jahr auch für einen Prozess gegen den Grafen de Provonce ein, der in Zeiten der royalistischen Restauration als Ludwig XVIII. den französischen Thron besteigen sollte.

Prieur gehörte zu den 15 Kommissaren, die an die Grenzen geschickt wurden, um die Einhaltung der republikanischen Gesetze zu garantieren. Sein Einsatzgebiet war die Normandie, wo er mit brutaler und harter Hand die revolutionären Gedanken unters Volk zu bringen versuchte.

Im September des Jahres 1792 wurde er zur Organisation der Armee bei Verdun durch den Nationalkonvent entsandt. Er sollte die schnelle Organisation und Mobilisierung der Armee bei Chârlons vorantreiben. Die Kapitulation der Festung Verdun einige Tage zuvor untersuchte er als Kommissar des Konvents.

Nach seiner Rückkehr nach Paris stimmte Pierre Louis Prieur im Nationalkonvent für die Verurteilung und Hinrichtung des ihm verhassten Monarchen Louis XVI. Die Opfer der Septembermassaker des Jahres 1792 bedauerte er, sprach sich jedoch zugleich gegen eine Ermittlung der für die Bluttat Verantwortlichen aus. In der Diskussion um die Organisation der revolutionären Gerichtshöfe beteiligte sich der ehemalige Jurist wieder aktiv.

Am 18.03.1793 schickte ihn der Ausschuss für nationale Verteidigung in die Bretagne. Dort etablierte er die Terrorherrschaft der Jakobiner. Am 03.07.1793 erhielt er den Befehl, zusammen mit Laurent Lecointre und Prieur de la Côte-d´Or nach Cherbourg zu gehen um die dortige Armee im Kampf gegen die inneren Feinde als Kommissar zu unterstützen.

Am 12.07.1793 wurde der Jurist und Konventskommissar durch das Comitee de Salut public nach Paris zurückbeordert, wo er am 30.07.1793 auch eintraf. Er wurde nun zur Inspektion der Nordarmee sowie der Armee in den Ardennen und der Mosel entsandt. Es begleiten ihn Jeanbon Saint-André und Philippe Le Bas.

Nach seiner Rückkehr am 23.08.1792 wurde Prieur zusammen mit Jeanbon Saint-André im Auftrag des Wohlfahrtsausschusses nach Brest entsandt. Hier wurden beide Männer mit der Aufgabe betraut, die französische Kriegsmarine neu zu organisieren. In Folge dieser Reorganisation wurden zahlreiche ehemalige adelige Seeoffiziere aus dem Dienst entfernt.

Er war an der Zurückdrängung der Aufständischen in der Vendée bei Le Mans beteiligt. Mit Beschluss vom 09.12.1793 - 9. Nivose II - erhielt er den Auftrag die revolutionäre Regierung in Morbihan an der Loire zu organisieren. Im folgenden Monat ersetzte er in Nantes title="Carrier, Jean-Baptiste">Jean-Baptiste Carrier und unterstützte Jeanbon Saint-André im folgenden Monat erneut in Brest.

Nach dem Sturz des Wohlfahrtsausschusses und dessen einflussreichsten Politiker Maximilian de Robespierre am 9. Thermidor, wurde vier Tage später der Wohlfahrtsausschuss aufgelöst. Nach seiner Wiederwahl in das Komitee de Salut Public am 06.10.1794 blieb er bis zum 06.02.1795 in dem Ausschuss Mitglied. Vom 22.10. bis 06.11.1794 wurde der Abgeordnete auch zum Präsidenten des Nationalkonvents gewählt. Im folgte Louis Legrende in diesem Amte nach.

Er beteiligte sich im Frühjahr 1795 an der jakobinischen Gegenrevolution. So forderte er in den Demonstrationen vom 01.04.1795 (12. Germinal III) Brot und in den Protesten vom 01.05.1795 (1. Prairial III) setzte er sich für den Frieden und die Wiedereinführung der Verfassung des Jahres 1793 ein. Prieur wurde in Folge des nicht erfolgreichen Aufstandsversuchs verhaftet. Im Juni 1795 gelang ihm die Flucht, so konnte er sich bis zu einer Generalamnestie im November desselben Jahres in der Nähe von Chateau Thierry verstecken.

Während der Zeit des Direktoriums sowie des Konsulats Napoléon Bonapartes sowie im ersten Empire betätigte sich der gelernte Jurist nicht politisch sondern zog sich ins Privatleben zurück. Am 02.08.1799 übernahm Prieur die Leitung der zivilen Pariser Krankenhäuser, die er bis zur Wiederaufnahme seiner anwaltlichen Tätigkeit im Jahre 1803 innehatte.

Nachdem sich im Jahre 1815 die Bourbonen-Monarchie in Frankreich gefestigt hatte, wurde Pierre-Louis de Prieur als Königsmörder, auf Grund des Gesetzes vom 18.01.1816, verbannt. Er verließ am 06.02.1816 Paris und begab sich nach Brüssel ins Exil. Dort wohnte er zunächst im Joseph-Augustin-Crassous Médeuil, in der Nähe der Loge »Freunde der Philantrophen«. In dieser Loge wurde er ab 1817 aktiv.

Pierre Louis Prieur de la Marne starb am 30.05.1827 in Brüssel, nachdem er kurz zuvor in der Rue de Namur seine neue Kanzlei als Rechtsberater eröffnet hatte. Der im Alter von 70 Jahren verstorbene Revolutionär verschied in völliger Armut, sodass seine ehemaligen Weggefährten die Kosten der Beerdigung trugen.

Werke:

  • Rapport sur l'établissement des sourds-muets, fait à l'Assemblée nationale au nom des comités de l'extinction de la mendicité, 1791
  • Rapport fait a la Convention nationale par Lecointre de Versailles & Prieur de la Marne, représentans du peuple, près l'armée des côtes de Cherbourg, Imprimerie nationale, 1793
  • Compte rendu par Prieur (de la Marne), Lecointre, Prieur (de la Côte-d'Or) et Romme, de ce qu'ils ont reçu et de ce qu'ils ont dépensé pendant leur mission près de l'armée des côtes de Cherbourg pendant les mois de mai, juin, juillet de l'an II de la république, Imprimerie nationale, germinal an III.
  • Observations pour Arnoux Souffrein et compagnie, armateurs à la Guadeloupe, défendeurs, contre Richard S. Hallet, négociant de New-York, se disant propriétaire-armateur du navire américain « la Favorite », et autres prétendus intéressés, demandeurs Imprimerie C.-F. Patris, 1802

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