Franz Anton Nössing

* 10.11.1775 in Bozen
† 22.03.1848 in Bozen

Franz Anton Nössing wurde am 10.11.1775 in Bozen geboren. Seine Eltern waren Johann Michael Nössing und seine Frau Elisabeth, geborene Staber. Franz Anton Nössing betrieb einen Kaffeeausschank und war auch noch als Kanzlist beim Bozener Merkantilmagistrat tätig.

Nössing schloss sich schon sehr früh den Aufstandsbestrebungen gegen die seit 1805 herrschenden Bayern an. Als Merkantilmagistratsschreiber hatte er die Möglichkeit die geheime Korrespondenz zwischen den Aufständischen in Südtirol und Wien zu besorgen. So besorgte er Briefe an Erzherzog Johann unterzeichnete er stets »Maskenfreund« oder »Kaspar Larifari« und datierte sie aus Überall. Dem Erzherzog schilderte er die Verfolgung der Tiroler durch die neuen bayerischen Herren: So schilderte er die Vefolgung der Geistlichen und die Unterdrückung der Gebirgsbauern in den schwärzesten Farben.

Er bewarb sich bei dem Rentbeamten von Kebelsberg unter dem Vorwand einer möglichen Preissteigerung des Kaffes bei einem Kriegsausbruch vorbeugen zu können. Er bat auch zugleich, dass man seinem ständigen Lieferanten, dem Bozener Kaufmann Holzhammer diese Reise verheimliche, damit er keinen Verdruss mit seinem Kunden habe.

Bei seiner Rückreise von Wien aus sandte er Vertraute in verschiedene Gegenden Südtirols. Am 19.02.1809 traf Nössing spät abends in Bozen an und nahm Quartier beim Hirschwirt Schnitzer, er lebte als unverheirateter Mann mit seiner Mutter zusammen. Er erfuhr, dass die bayerischen Regierungsorgane bereits nach ihm fahndeten. Bereits aus Wien hatte der bayerische Gesandte von Rechberg der Bozener Polizei Meldung erstattet und berichtet, dass der Nössinger öffentlich über die bayerische Regierung in Wien schimpfte.

So schaute er am Morgen des folgenden Tages nur kurz bei seiner Mutter vorbei um ihr wichtige Briefe zur Beförderung zu übergeben und versteckte sich auf der Laneralm, etwa 5 Stunden von Bozen entfernt im Gericht Ritten für die nächsten sieben Wochen. Zwei Jäger versorgten ihn in dieser Zeit mit dem Nötigsten und erledigten für ihn auch Botendienste.

Die übernommene Agitationsarbeit ließ er während seines Untertauchens nicht ruhen. Er korrespondierte mit den Vertrauten des ihm zugewiesenen Bozener Bezirks Trotz eines am 31.03.1809 ergangenen Steckbriefes und dem Verrat des Bozener Bankiers Freiherrn Johann Graff von Ehrenfeld konnten die bayerischen Behörden ihm nicht habhaft werden. In jenen Steckbrief hieß es:

Nössings Leidenschaft ist Schießen und Jagen; Geistesgaben hat er nicht besonders, aber er weiß viele Gebirgssteige und hat sich in letzten Kriege bei den Kaiserlichen Truppen aufgehalten; er zählt 34 Jahre und geht vorhängend, das kommt vom vielen Bergsteigen.

Bis zum 14.04.1809, den Tag an dem österreichisches Militär in Tirol einrückte, blieb er versteckt. Am folgenden Tage begegneten sich Nössing und Hormayr. Dieser begrüßte Nössing mit den Worten:

Nicht wahr, lieber Nössing, ich hielt das Wort, das ich dir am Lichtmeßtage [03. Februar] gegeben habe.

Nössing gehörte dem engeren Ausschuss, der auf dem 01.05.1809 nach Brixen einberufen wurde, als Abgesandter des Bürgerstandes an.

Zuvor setzte er sich noch bei seinem Freunde Hormayr für das Leben des bayerischen Polizeikommissärs von Donnersberg ein. Dieser hatte Nössing seit seiner Rückkehr aus Wien verfolgt und war nun in Gefangenschaft der Aufständischen geraten. So wurde er verschont und wurde nach 14tätigen Arrest zur Deportation begnadigt.

Nössing begab sich am 21.05. erneut auf die Flucht. Zunächst ging er nach Meran und dann in die Schweiz nach Münster und später nach Kärnten. Er schloss sich dem kaiserlichen Hoflager in Waradin an, wo Erzherzog Johann im Auftrage des Kaisers 50.000 Gulden Bankozettel und 1.000 Dukaten als Geldspende für Tirol übergab. Mit diesem Geld trat er am 01.10.1809 die Rückreise nach Tirol an und traf schon am 09.10. in Bozen ein. Das Geld versteckte er zunächst im Hause des Josef von Giovnelli. Er hatte im österreichischen Feldlager vom Znaimer Waffenstillstand (12.07.1809) und dem bevorstehenden Friedensschluss erfahren. Er beeilte sich, dies möglichst rasch dem ungläubigen Andreas Hofer mitzuteilen.

Diese Meldung erschien auch am 12.10.1810 in der »Innsbrucker Zeitung«. Nössing kehrte am 16.10.1810 nach Bozen zurück und mahnte seine Landsleute stets zur Unterwerfung unter den Waffenstillstand von Znaim und dem folgenden Friedensschluss von Schönbrunn. Doch fanden seine Worte bei den Kampfgefährten um Andreas Hofer und Joachim Haspinger wenig Aufmerksamkeit. Selbst war Nössing militärisch unbegabt und trat auch nach dem Einmarsch der Österreicher in Bozen nicht mehr aktiv hervor.

Hofer schätzte Nössing jedoch, wie aus einem Schreiben des Sandwirts an Erzherzog Johann hervorging. Nössing übergab dem Intendanten Röschmann einen Teil der Wiener Gelder. Er war auch mit dem Merkantilkanzler Dr. Franz von Plattner und Major  Josef Eisenstecken befreundet.

Nach dem Ende des Tiroler Aufstandes im November 1809 verließ Franz Anton Nössing endgültig Tirol und flüchtete über Wien nach Ungarn. Er hielt sich für einige Zeit im ungarischen Kanisza auf und gelangte zu Beginn des Jahres 1810 nach Wien.

Er interessierte sich für englische Subsidien und nahm schließlich im Wien seinen Wohnsitz. Er fuhr unter dem Namen Milius zusammen mit Josef Marberger nach London, um über englische Subsidien für einen Tiroler Aufstand gegen Bayern und Napoléon zu wirken.

Im März 1811 kehrten sie nach Wien zurück und siedelte am 18.08.1811 nach Graz über. In Graz gewann er die Freundschaft zum dortigen Polizeidirektor Franz Carneri zu Eben und Bergfelden. Später zog er nach Wolfsberg wo er bei seinem Freund, dem Förster von Leys, der Jagd huldigte und später nach Voitsberg bei Graz zurück. Dort blieb er bis zum Mai 1812. Inzwischen wurde er durch seine London-Reise zum Gegenstand einer langwierigen und komplizierten Untersuchung. Die Franzosen warfen ihm vor, dass er einen Aufstandsplan des Voralberger Majors Konrad von Juvalta den Engländern mit der Bitte zur Zustimmung vorlegte.

Bereits am 27.08.1810 erhielt Nössing eine Pension von 500 Gulden monatlich zugesprochen sowie eine einmalige Aushilfe in Höhe von 1.900 Gulden. Eine angebotene Stelle als Tabakverleger lehnte er zugunsten einer Stellung als Salzverleger ab. Er hoffte, diese nach dem Heimfall Tirols an Österreich in Hall antreten zu können. Er klagte, dass er als »Proskribierter« und »pensionierter Insurgenten-Chef« nicht in seine Heimat zurückkehren durfte, obwohl er für seine inzwischen 70jährige Mutter sorgen hätte. Auf Josef Freiherrn Hormayr war er schlecht zu sprechen, da dieser ihn Anfang August 1809 in Lienz überreden wollte, mit ihm in die Schweiz zu flüchten.

Am 23.04.1827 vermählte sich Nössing in Bozen mit Marie Anna Kaufmann. Erst im Jahre 1839 erhielt er auf Vermittlung Erzherzog Johanns für seine Reiseauslagen des Jahres 1809 eine Entschädigung von 100 Gulden. Er starb am 22.03.1848 in Bozen.


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