Jacques Necker

* 30.09.1732 in Genf
† 09.04.1804 in Coppet bei Genf

Jacques Necker wurde am 30.09.1732 in Genf geboren. Sein Vater war der aus Küstrin in Brandenburg stammender Rechtsprofessor Charles Fréderic Necker. Er unterrichtete an der Akademie in Genf öffentliches Recht und seine Mutter war Jeanne-Marie Gautier.

Im Anschluss an seine Schulzeit wurde er zunächst bei einer Genfer Bank beschäftigt, ehe er 1750 auf Empfehlung seiner Eltern in die Dienste des Pariser Bankiers Isaac Vernet (1700-1773) trat.

Vernet schied im Jahre 1762 aus dem Geschäftsleben aus und überließ den jungen Necker eine beachtliche Summe , die es ihm zusammen mit Thellusson erlaubt, eine eigene Bank – Thellusson & Necker - zu gründen. Thellusson führte die Geschäfte der Londoner Filiale während Jacques Necker weiterhin in Paris blieb. Die Bankiers machten Ihr Geld indem Sie Darlehen an den französischen Staat gaben oder mit Getreide spekulierten.

In Paris verliebte sich Necker 1763 in Madame de Verménou, die Witwe eines französischen Offiziers. Während eines Besuchs in Genf begegnete sie Suzanne Curchod (1737-1794), einer Pastorentochter aus der Nähe von Lausanne und brachte sie 1764 mit nach Paris. Curchod war zuvor mit dem Historiker Edward Gibbon verlobt. Noch im selben Jahr heiratete Jacques Necker Suzanne. Sein Haus entwickelte sich unter der Führung seiner Frau in der Folgezeit zu einem Zentrum von Philosophen und Schriftstellern.

Er pflegte auch Freundschaften mit Claude Antoine Gabriel de Choiseul (1760-1838) und war Gläubiger Terrays (1715-1778), dem Finanzminister Louis XV., wodurch er ein Beobachter der Regierungsgeschäfte wurde.

Als Turgot (1721-1781) als Nachfolger Terrays französischer Finanzminister wurde, setzte er als eine seiner ersten Amtshandlungen die Freiheit des Saatguthandels durch. Dies bedrohte die bisher erfolgreichen Spekulationen des Bankhauses Thellusson & Necker. In seiner »Schrift »Essais ur la législation et le commerce des grains« griff der Bankier Necker die Freihandelspolitik der Regierung scharf an.

Zu dieser Zeit war Necker auch Direktor der Ostindien-Handelsgesellschaft, wo er sein finanzielles Geschick unter Beweis stellen konnte. Er verteidigte diese 1769 in einer geschickten Abhandlung gegen André Morellet (1727-1819). 1775 erhielt er für eine Lobrede auf Colbert (1619-1683), den Begründer des Merkantilismus, einen Preis der Academie Françiase.

Nachdem die innenpolitischen Reformen Turgots scheiterten wurde dieser am 12.05.1776 durch Louis XVI. entlassen.

Da Necker zum einen Ausländer und zum andern auch noch Protestant ist, scheitert seine Ernennung als Nachfolger Turgots. Den offiziellen Titel des Generalinspekteurs der Finanzen wird offiziell dem Staatsrat Taboureau des Réaux (1718-1782) übertragen. Ab dem 22.10.1776 wurde Jacques Necker, nachdem er zuvor seine Bankanteile an seinen Bruder Louis verkauft hatte, von Louis XVI. zum Direktor der Schatzkammer ernannt und am 29.06.1777 erfolgte seine Ernennung zum Generaldirektor der Finanzen.

Necker war bemüht, die desolaten Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen. Dazu versuchte er die Kopfsteuern gleichmäßiger zu verteilen. Zusätzlich schaffte er die »vingtième d’industrie« ab und führte die »monts de piété« ein.

Seine Versuche die Staatsverwaltung zu reformieren und neu zu organisieren scheitern. Entsprechend des Planes von Turgot versuchte Necker durch die Einrichtung von Provinzversammlungen eine Reorganisation des Staates zu erreichen.

Im Jahre 1781 veröffentlichte er mit dem »Compte-rendu au roi« den ersten Staatshaushalt in der französischen Geschichte. Obwohl dieser Bericht hinsichtlich der Militärausgaben, die nicht erwähnt werden durften, und die Staatseinnahmen nach oben korrigiert waren, belief sich das Staatsdefizit auf sechs Millionen Pfund. Dabei sorgten insbesondere die hohen Ausgaben für den Hof für nachhaltige Empörung in den Reihen des Bürgertums und des niederen Adels.

Marie-Antoinette (1753-1793) setzte daraufhin die Entlassung Jacques Neckers bei Louis XVI. durch. Er hatte sich den Zorn der Königin zugezogen, weil er zuvor ihre Pläne zugunsten des Herzogs von Guînes vereitelte.

Nun zog sich Necker für 7 Jahre aus der Politik zurück. In dieser Zeit widmete er sich der Literatur und seiner einzigen Tochter Anne Germaine, die 1786 den schwedischen Botschafter in Paris, de Staël heiratete. Auch als Privatperson mischte er sich immer wieder in die französische Politik ein. Als er im Jahre 1787 seinen Nachfolger Calonne attackierte, stellte Louis XVI. einen »Lettre de cachet« aus und verwies ihn aus Paris.

In dieser Zeit setzte sich im literarisch-philosophischen Zirkel seiner Frau Suzanne der Gedanke durch, dass Necker der einzige Mann sei, der Frankreich in dieser Situation noch retten könnte. Nachdem am 25.08.1788 der Entschluss zur Einberufung der Generalstände gefasst wurde, übertrug der König Necker erneut das Amt des Finanzministers. In den letzten sieben Jahren haben seine Vorgänger Joly de Fleury, d’Ormesson, Calonne und Loménie de Brienne deutlich zur Verschlechterung der Staatsfinanzen beigetragen. Mit Neckers erneuter Ernennung kann der drohende Staatsbankrott nicht abgewendet werden, vielmehr sorgt seine Ernennung für einen Vertrauensvorschuss in der Finanzwelt sodass dem bankrotten Staat eine Summe von 65 Millionen Pfund vorgestreckt wird.

In den folgenden Monaten wurde Necker zum Teil der Geschichte der Französischen Revolution. Er beendete die Revolte von Dauphiné indem er die dortige Versammlung legalisierte. In den folgenden Monaten, zu Beginn des Jahres 1789, sah man in ihm den Retter Frankreichs.

Sein Verhalten beim Zusammentritt der Nationalversammlung zeigte jedoch, das die einberufenen Generalstände keine Reformen begründen sollten, sondern das ihr einziger Zweck die Bewilligung neuer Gelder sei.

Nachdem die Generalstände sich am 09.07.1789 zur »Assemblée nationale constituante« - der Verfassungsgebenden Versammlung - erklärten vollführten sie die politische Revolution in Frankreich.

Die Entlassung und Verbannung Neckers am 11.07.1789 war ein letzter Versuch Louis XVI. seine Macht zu erhalten. Die konservativen Kräfte machten Necker dafür verantwortlich, das der Dritte Stand in den Generalständen die doppelte Stimmzahl hatten und er eine gemeinsame Beratung und Abstimmung der drei Ständen auf diese Weise verhinderte.

Die Entlassung Neckers führte in den folgenden Tagen zu starken Unruhen in Paris, in deren Folge am 14.07.1789 die Bastille, das Pariser Stadtgefängnis, gestürmt wurde. Am 25.07.1789 erklärte sich Louis XVI. bereit, den gerade entlassenen Minister erneut zu berufen.

Von der Bevölkerung wurde die Rückkehr Neckers mit großer Freude aufgenommen. Als er im revolutionären Paris eintraf, lehnte er jedoch eine Zusammenarbeit mit Mirabeau und La Fayette ab. Im September veranlasste er den Monarchen Louis XVI. das aufschiebende Veto zu akzeptieren, wodurch er sein Hauptvorrecht verlor und zerstörte zugleich jede Chance auf eine starke Exekutive, wonach er den Erlass von 07.11.1789 entwickelte, wonach Minister nicht durch die Versammlung gewählt werden durften.

Finanzpolitisch konnte er die Herausgabe von Assignaten nicht verstehen, da diese das Land zur Ruhe bringen sollten. Seine Popularität verschwand, als ihm keine anderen Möglichkeiten mehr einfielen, als die Versammlung um neue Gelder zu bitten. Am 04.09.1790 trat er von seinem Amt als Finanzminister zurück, ohne das man dieses in Frankreich noch bedauerte bedauerte.

Er erreichte Coppet in der Nähe von Genf, das er bereits im Jahre 1784 gekauft hatte, um sich nun mit Literatur zu beschäftigen. Madame Necker sehnte sich bis zu ihrem Tode 1794 nach ihrem Pariser Salon. Nach ihrem Tod blieb er weiterhin in Coppet, wo er unter der Obhut von Madame de Staël und seiner Nichte Madame Necker de Saussure (1766-1841) neue Schriften verfasste.

Seine politischen Schriften hatten jedoch keinen weiteren Einfluss mehr auf die politischen Verhältnisse und Ereignisse in Frankreich. Beim Vorrücken der französischen Revolutionsarmee im Jahre 1798 in die Schweiz verbrannte er einen großen Teil seiner politischen Aufzeichnungen.

Jacques Necker, einer der führenden Köpfe der Französischen Revolution, starb am 09.04.1804 auf seinem Landsitz Coppet.

Werke:

  • Réponse au mémoire de M. l'abbé Morellet sur la Compagnie des Indes, 1769
  • Éloge de Jean-Baptiste Colbert, 1773
  • Sur la Législation et le commerce des grains, 1775
  • Mémoire au roi sur l'établissement des administrations provinciales, 1776
  • Lettre au roi, 1777
  • Compte rendu au roi, 1781
  • De l'Administration des finances de la France, 1784, 3 vol. in-8°
  • Correspondance de M. Necker avec M. de Calonne. (29 janvier-28 février 1787), 1787
  • De l'importance des opinions religieuses, 1788
  • De la Morale naturelle, suivie du Bonheur des sots, 1788
  • Supplément nécessaire à l'importance des opinions religieuses, 1788
  • Sur le compte rendu au roi en 1781 : nouveaux éclaircissements, 1788
  • Rapport fait au roi dans son conseil par le ministre des finances, 1789
  • Derniers conseils au roi, 1789
  • Hommage de M. Necker à la nation française, 1789
  • Observations sur l'avant-propos du « Livre rouge », v. 1790
  • Opinion relativement au décret de l'Assemblée nationale, concernant les titres, les noms et les armoiries, v. 1790
  • Sur l'administration de M. Necker, 1791
  • Réflexions présentées à la nation française sur le procès intenté à Louis XVI, 1792
  • Du pouvoir exécutif dans les grands États, 1792
  • De la Révolution française, 1796
  • Cours de morale religieuse, 1800
  • Dernières vues de politique et de finance, offertes à la Nation française, 1802
  • Histoire de la Révolution française, depuis l'Assemblée des notables jusques et y compris la journée du 13 vendémiaire an IV (18 octobre 1795), 1821
  • Mémoire au roi sur l'établissement des administrations provinciales, 1776 Lettre au roi, 1777 Compte rendu au roi, 1781 De l'Administration des finances de la France, 1784, 3 vol. in-8° Correspondance de M. Necker avec M. de Calonne. (29 janvier-28 février 1787), 1787 Sur le compte rendu au roi en 1781 : nouveaux éclaircissements, 1788

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