Friedrich Wilhlem Marpurg

* 21.11.1718 auf dem Seehof in Wendemark/Altmark
† 22.05.1795 in Berlin

Friedrich Wilhelm Marpurg wurde am 21.11.1718 auf dem Seehof bei Wendemark in der brandenburgischen Altmark geboren. Bis zum heutigen Tage ist nur wenig über die Jugend des Musiktheoretikers bekannt. Auf Grund seiner späteren Werke kann man jedoch davon ausgehen, dass er eine umfassende Bildung genoss. So studierte er wohl am Ende der 1730er Jahre an der Universität zu Halle wo er auch mit Lessing und Winckelmann und Georg Ephraim Lessing Freundschaft schloss. Winckelmann berichtete, das Marpurg, nachdem er wohl einen Pasquili gegen einen Magister verfasst hatte, aus Halle flüchtete um der drohenden Verhaftung zu entgehen.

Im Jahre 1746 war Marpurg als Sekretär des Generals Bodenburg in Paris. In Paris verkehrte er in den angesehensten Salons und pflegte Kontakt zu den führenden französischen Aufklärern, wie d'Alembert und Rameau. Er hielt sich bis zum Jahre 1753 in der französischen Hauptstadt auf.

Ab dem Jahre 1753 hielt er sich in Berlin und auch Hamburg auf. Die preußische Metropole wurde ab dem Ende des Siebenjährigen Krieges wurde seine neue Heimat, und er fand eine Anstellung als Direktor der Königlichen Lotteriegesellschaft sowie als Kriegsrat.

Neben einer umfangreichen Universalbildung und sprachlichen Fähigkeiten ist sein Schwerpunkt jedoch in der Veröffentlichung musiktheoretischer Schriften. Dem scharfen Geist Marpurgs war alles Oberflächliche fremd und aus seinem gesamten Werk spricht ein umfassendes Wissen und Belesenheit.

Das Hauptwerk Friedrich Wilhelm Marpurgs entstand in den Jahren zwischen 1750 und 1763. So gehörte das »Fugentraktat« zu seinen ersten undwohl auch einflussreichsten Schriften. In diesem Werk setzte er sich mit der »Kunst der Fuge« von Johann Sebastian Bach auseinander. Es gilt heute noch als älteste Quelle zur Aufführungspraxis des Werkes.

Unter den vielen Schriften sticht insbesondere das »Handbuch beym Generalbasse und der Composition« aus dem Jahren 1757/58 hervor. Dieses Werk bildete eine umfassende theoretisch-praktische Harmonielehre das auf der Lehre des französischen Musikers Rameaus beruhte. Rameau versuchte ein erstes Harmoniesystem aufzustellen, dass eine Beziehung der Töne zueinander und ihre Verbindung zu Intervallen und Akkorden aus einem gemeinsamen Grundsatz ableitete, während Marpurg auf dem Mitklingen der Töne eines gegebenen Grundtons. Hieraus erklärte der Musiktheoretiker auch die Herleitung eines Akkords und dessen Umkehrungen. Zusammen mit einer Übersetzung von d'Alemberts »Elémens demusique« begründete der Verfasser die deutsche Rameau-Rezeption zur Harmonielehre.

Auch durch zahlreiche Zeitschriften- und Zeitungsprojekte etablierte der Autor die deutsche Musikkritik als Nachfolger von Johann Mattheson und Johann Adolph Scheibe. Darüber hinaus bereicherte er die Musikkritik um eine aufklärerische Note. So befinden sich auch kritische Bewertungen zur Theorie des Takts und Oden-Ästhetik unter seinen nachgelassenen Schriften.

Auf Grund seiner zahlreichen Schriften gehörte er zu den einflussreichsten deutschen Musiktheoretikern des späten 18. Jahrhunderts und galt neben Kirnberger (1721-1783), Schulz (1747-1800) und Agricola (1720-1774) zu einem der führenden Vertreter der »Berliner Schule« der Musikkritik und –theorie.

Friedrich Wilhelm Marpurg starb am 22.05.1795 in der preußischen Hauptstadt Berlin an Entkräftung.

Werke:

  • Der critische Musicus an der Spree, 1750
  • Die Kunst das Clavier zu spielen, 1750, erw. Ausg. 1762
  • Abhandlung von der Fuge, 1753
  • Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, 1756–1778
  • Anleitung zum Clavierspielen, 1755
  • Anfangsgründe der theoretischen Musik, 1757/60
  • Handbuch bey dem Generalbasse und der Composition, 1757–1762
  • Anleitung zur Singcomposition, 1758/59
  • Kritische Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik, 1759
  • Kritische Briefe über die Tonkunst, 1759–1763
  • Anleitung zur Musik überhaupt, und zur Singkunst besonders, 1763
  • Die Kunst sein Glück spielend zu machen. Oder ausführliche Nachricht von der italienischen, und nach Art derselben zu Berlin, Paris und Brüssel etc. errichteten Zahlen-Lotterie zwischen 1 und 90 : mit beygefügten Planen, sein Geld bey selbiger mit Vortheil anzulegen, 1765
  • Friedrich Wilhelm Marpurgs Anfangsgründe des Progressionalcalculs überhaupt, und des figürlichen und combinatorischen besonders, wie auch des logarithmischen, trigonometrischen und Decimalcalculs, nebst der Lehre von der Ausziehung der Wurzeln und der Construction der eckigten geometrischen Körper, 1774
  • Versuch über die musikalische Temperatur, 1776
  • Legende einiger Musikheiligen, 1786
  • Neue Methode allerley Arten von Temperaturen dem Claviere aufs bequemste mitzuteilen, 1790
  • Friedrich Wilhelm Marpurgs Fugen-Sammlung. Erster Theil., 1758

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