Georg Friedrich Kersting

* 31.10.1785 in Güstrow
† 01.07.1847 in Meißen

Georg Friedrich Kersting erblickte am 22.10.1785 im mecklenburgischen Güstrow als Sohn des Glasermachers Georg Kersting und seiner Frau Ilsabe Koeter das Licht der Welt. Zunächst besuchte der Knabe die Güstrower Domschule. Ob er schon durch den Vater ersten Malunterricht erhielt lässt sich nicht sagen, eine Ausbildung bei dem zwischen 1793 und 1822 in Güstrow ansässigen Maler Johan Beutel ist sicher.

Jedoch konnte er dank der Unterstützung begüterter Verwandter ab 1804 oder spätestens 1805 ein dreijähriges Studium an der renommierten Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen aufnehmen. Zu seinen Lehrern an der Kunstakademie gehörten Nicolai Abildgaard und Christian August Lorentzen, von deren Stil er sich jedoch wenig beeinflussen ließ. Vielmehr war er durch die Arbeiten Jens Juels beeinflusst. So prägte der dänische Klassizismus sein zukünftiges Werk. Hierbei waren die Künstler bemüht, durch das intensive Studium der Natur eine natürlich Atmosphäre aufzubauen. Hierzu verwandte er helle und zarte Farben. 1806 gewann er die kleine Silberne Medaille und im folgenden Jahr die Große Silberne Medaille der Akademie geehrt.

In jener Zeit studierten auch Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge an der Kopenhagener Kunstakademie, die einen guten Ruf genoss.

Im Jahre 1808 ging der junge Künstler nach Dresden. In der sächsischen Hauptstadt hatte sich ein künstlerisches Zentrum entwickelt. So fand er schnell Zugang zu den Portraitmaler Gerhard von Kügelen, Caspar David Friedrich und Louise Seidler sowie den Schriftsteller Theodor Körner und seiner Familie. Im Jahre 1809 hielt er sich in Rostock auf und fertigte auch zwei Stadtansichten an. Im folgenden Jahre unternahm Kersting zusammen mit Friedrich eine Wanderung durch das Riesengebirge.

Im Jahre 1811 unterrichtete er zunächst die Kinder des Verlegers Carl Friedrich Ernst Frommann. Viele Jahre später sollte er von seinem Auftraggeber auch noch ein Portrait anfertigen.

Im gleichen Jahr konnte er noch Erfolge durch seine Interieurbilder erzielen. Sein Hauptmotiv waren die Ateliers seiner Künstlerfreunde. Ein Bild seines Freundes Caspar David Friedrich in seinem Atelier erzielte auf der Ausstellung der Dresdener Akademieausstellung erregte das Aufsehen des Publikums.

In den folgenden Jahren, insbesondere ab 1812, wurde Licht zu einem bestimmenden Element im Werke Kerstings. Dies konnte man an seinem Werke »Die Stickerin« deutlich sehen. In diesem Werke portraitierte er seine Freundin Louise Seidler vor einem offenen Fenster stehend. Auch in »Der elegante Leser« war er bemüht, seine Modelle bei einer einfachen aber nützlichen täglichen Verrichtung darzustellen. Auch durch seinen Verkehr im Hause Kügelens und Christian Gottfried Körners wurde der junge Mann politisiert.

Nach der Niederlage Napoléons in Russland schloss sich der Maler den patriotischen Kräften an. So schloss er sich beim Einzug des Lützower Freikorps in die sächsische Hauptstadt dem vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. aus Ausländern aufgestellten Freiwilligenverband an. Die hierfür notwendigen finanziellen Mittel zur Anschaffung einer Montur und Ausrüstung, die Freiwilligen waren verpflichtet sich selbst auszurüsten, stellten ihn Gerhard von Kügelen, Friedrich und Ferdinand Hartmann zur Verfügung.

Er nahm an zahlreichen Kampfhandlungen des Lützower Freikorps gegen napoléonische Truppenverbände teil. In der Schlacht an der Göhrde im September 1813 zeichnete sich der Künstler durch persönliche Tapferkeit besonders aus und wurde hierfür mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Auf einem Selbstbildnis jener Zeit ist er mit der Auszeichnung zu sehen. Später erhielt er auch noch den russischen St. Georgsorden verliehen. Seinem Sohn Richard erzählte der Maler noch im Alter gerne von seiner Zeit im Lützower Freikorps.

Aber neben dem Kriegshandwerk nutzte er seine freie Zeit um seine künstlerischen Fertigkeiten weiter zu entwickeln. So entstanden in jenen Tagen zahlreiche Skizzen, die heute noch als Zeitdokumente besonders wertvoll sind. Seinen gefallenen Waffengefährten Theodor Körner, Friedrich Friesen und Heinrich Hartmann widmete er nach seiner Rückkehr nach Dresden das Bild »Auf Vorposten«. In »Die Kranzbinderin«. Zeigte er ein junges Mädchen, das aus Eichenzweigen einen Kranz band. Ein solcher Kranz wurde antiken und modernen Helden zur Ehre gereicht. Die Eichenstämme hinter den Mädchen tragen die Namen seiner in den Jahren 1813 und 1814 gefallenen Freunde Körner, Friesen und Hartmann.

Nach seiner Rückkehr ins Zivilleben gelang es Kersting nur sehr schwer, als Künstler seinen Lebensunterhalt in Dresden zu verdienen. So nahm er das Angebot der Fürstin Anna Zofia Saphieha an und ging als Zeichenlehrer der fürstlichen Kinder nach Warschau. Hier entstanden eine zweite Version der »Stickerin« und das »Paar am Fenster«.

Am 23.06.1818 wurde Kersting zum Malervorsteher der »Königlich Sächsischen Porzellanmanufaktur« in Meißen bestellt. In jener Zeit steckte die Manufaktur in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Sowohl die technischen Verfahren, die Gestaltung und das Dekor sowie die Kundennachfrage waren hiervon betroffen. Mit der Bestellung Heinrich Gottlieb Kühns begann man im Jahre 1814 den Produktionsprozess zu verbessern. Kersting wurde die Aufgabe zu teil, die Qualifikation der Malkräfte zu erhöhen. Noch im Jahre 1814 hatte sich Kühn über die 140 Malkräfte geäußert:

[…] ein mit wenigen Ausnahmen von wahren Sinn für Kunst und einer freien, echten künstlerischen Behandlung der Malerei entfremdendes, im besten Falle doch irre geleitetes, an ein mühsames Anpinseln gewöhntes Malerkorps […]

Zunächst konzentrierte er sich darauf, Porzellan für die breite Masse in einer hochwertigen Qualität zu produzieren. Hierbei wurde insbesondere bei den Dekoren großer Wert auf eine einheitliche Form und das Dekor gelegt. Dies war insbesondere am Dekor »Meißner Rose«, die zur Zeit Kerstings entstand, zu erkennen.

In den 1830er Jahren konnte man die von Kühn aufgezeigte Schwäche als überwunden betrachten und im folgenden Jahrzehnt erfreute sich das Meißener Porzellan auch wieder eines guten Rufs.

Auch während seiner Zeit als Malervorsteher der Porzellanfabrik fertigte Kersting noch Bilder. So entstand im Jahre 1822 »Apoll mit den Stunden«. In diesem Portrait verarbeitete er freimaurerische Thematik. Seit dem Jahre 1809 gehörte er – gerade 24 Jahre alt – der Loge »Phoebus Apoll« in Güstrow als Lehrling aufgenommen worden.

Es entstanden auch noch weitere Innenraumbilder wie beispielsweise »Junge Frau beim Schein einer Lampe nähend« oder »Vor dem Spiegel«. Auch widmete er sich der »Spinnerin« erneut und schuf im Jahre 1827 eine dritte Fassung des Bildes. Auch zahlreiche Blumenstilleben bereicherten sein Werk und Portraits seiner Kinder und Umgebung.

Zu Kerstings Spätwerk gehörten auch einige Historienarbeiten. Hier wurde er durch seinen Sohn Hermann Karl Kersting angeregt.

Die persönliche als auch künstlerische Freundschaft zu Friedrich hatte sich in den 1820er Jahren auf Grund unterschiedlicher Auffassungen. So vertrat Kersting bereits in seinen früheren Werken eine dem vordergründig Sichtbaren verhaftete Malerei, die bereits vor den Befreiungskriegen Züge biedermeierscher Stilprägung aufwies. Seine Kunst wurde zu einem Vorbild Adrian Ludwig Richters, der seit 1828 ebenfalls in der Porzellanmanufaktur tätig war, der durch Produktivität und Sinn für Populismus von Kersting nicht erreicht wurde. So geriet er schon bald nach seinem Tode in Vergessenheit.

Im Jahre 1818 heiratete Kersting Agnes Sergel. Sie war die Tochter des Dresdener Hofpostmeisters. Das Paar hatte vier Kinder. Neben den Söhnen Ernst, Richard und Hermann gab es noch die Tochter Anna. Hermann trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Historienmaler, während sein Bruder Richard als Chemiker nach Riga gin. Dessen Sohn Hermann Kersting (1863-1937) erlangte als Afrikaforscher Berühmtheit.

Georg Friedrich Kersting starb am 01.07.1847 in Meißen im Alter von 61 Jahren. Zuvor wurde sein Schaffen bereits durch mehrere Schlaganfälle beeinträchtigt.

Werke:

  • Ansicht der Stadt Güstrow, 1809
  • Blick von Rostock vom Westen [Öl auf Leinwand] 1809
  • Caspar David Friedrich in seinem Atelier [Öl auf Leinwand 54 x 42 cm], 1811
  • Selbstbildnis in der Stube, 1811
  • Mann am Sekretär [Öl auf Leinwand 46,5 x 36,8 cm], 1811
  • Reinhardts Studierstube [Öl auf Leinwand 47 x 37 cm], 1811
  • Die Stickerin [Öl auf Leinwand 47,2 x 37,5 cm], 1812
  • Der elegante Leser [Öl auf Leinwand 47,5 x 37,5 cm], 1812
  • Lesender Mann beim Lampenlicht [Öl auf Leinwand 47,5 x 37 cm], 1814
  • Auf Vorposten [Öl auf Holz 18 x 24 cm], 1815
  • Die Kranzwinderin [Öl auf Leinwand 40 x 32 cm], 1815
  • Paar am Fenster [Öl auf Leinwand 47 x 36,5 cm], 1815
  • Die Stickerin [Öl auf Holz 47,1 x 36,8 cm], 1817
  • Caspar David Friedrich in seinem Atelier [Öl auf Leinwand 51 x 40 cm], 1819
  • Apoll mit den Stunden [Öl auf Leinwand 96 x 69 cm], 1822
  • Bildnis des Buchhändlers Carl Friedrich Frommann [Öl auf Holz 33,5 x 27,5 cm], 1824
  • Junge Frau beim Schein einer Lampe nähend [Öl auf Leinwand 40,3 x 34,2 cm], 1825
  • Am Stickrahmen [Öl auf Leinwand 47,5 x 36,5 cm], 1827
  • Vor dem Spiegel [Öl auf Holz 46 x 35 cm], 1827
  • Auf Vorposten [Öl auf Leinwand 18 x 24 cm], 1827
  • Frau am Spinnrad und Trommelbube mit Säbel [Öl auf Leinwand], 1828
  • Faust im Studierzimmer [Öl auf Leinwand 68 x 53 cm], 1829
  • Blumenstilleben [Öl auf Leinwand 32 x 39 cm], um 1830
  • Büßende Maria Magdalena [Öl auf Leinwand 81 x 63,5 cm], um 1830
  • Der Geiger Niccolò Paganini [Öl auf Leinwand 24 x 18,5 cm], um 1830/31
  • Zwei Kinder vor einen Papageienbauer [Öl auf Leinwand 63,5 x 76 cm], um 1835
  • Kinder am offenen Fenster [Öl auf Leinwand], 1843
  • Kinder am Fenster [Öl auf Leinwand 19 x 15 cm], 1848

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