Johann Franz Haniel

* 20.11.1779 in Ruhrort
† 24.04.1868 in Ruhrort

Johannes Franz Haniel erblickte am 20.11.1779 als jüngstes Kind des Kaufmanns Jacob Wilhelm Haniel und Aletta, geborene Noot, das Licht der Welt. Insgesamt hatte Franz 11 Geschwister von denen jedoch nur die Brüder Gerhard Wilhelm (1764-1819) und Gerhard Wilhelm Heinrich (1774-1834) sowie die Schwester Johanna Sophia Haniel (1773-1843), die am 19.06.1800 den Unternehmer Gottlob Julius Jacobi ehelichte..

Als der junge Franz Haniel noch nicht einmal 3 Jahre alt war verstarb am 28.05.1782 im Ruhrorter Packhaus der Vater Jacob Wilhelm Haniel. Die Mutter kümmerte sich weiterhin um eine gute Erziehung der Kinder, so schrieb Franz Haniel später, dass ihm »in dem Knabenalter von 5–10 Jahren […] in Ruhrort im Lesen, Schreiben, Orthografie, Geografie, französisch, Tanz, Flöte, Geige unterrichtet« wurde.

Zugleich übernahm Aletta Haniel auch die Führung des Geschäftes ihres verstorbenen Ehemanns unter den Namen J. F. Haniel seel. Wittib führte sie sowohl das Speditionswesen als auch das Handels- und Kommissionsgeschäft 27 Jahre lang erfolgreich weiter.

Während der Französischen Revolution profitierte das Handelshaus Haniel unter zunehmenden Aufträgen von Emigranten. So musste auch der junge Franz Haniel bereits im Alter von 15 Jahren im elterlichen Betrieb mithelfen. Bruder Gerhard Wilhelm wurde bereits im Jahre 1790 im elterlichen Betrieb angestellt während Gerhard und Franz erst im Jahre 1796 angestellt wurden.

Im Januar 1798 trat Franz Haniel in das Mainzer Handelshaus J. Hr. Weingärtner Sohn um seine kaufmännischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Doch schon im März des folgenden Jahres musste er die Ausbildung auf Wunsch der Mutter abbrechen um in der elterlichen Firma mitarbeiten zu können.

Bereits im Jahre 1800 gründete Johann Franz Haniel seine erste Kohlenhandlung in Duisburg. Zwei Jahre später nahm die Mutter Aletta ihn und seine Brüder als Gesellschafter in die Firma J. W. Haniel seel. Wittib auf. In dieser Zeit gründete der junge Unternehmer auch eine Reederei. Sein Hauptabsatzgebiet für Kohlen war Holland.

Franz Haniel, Gerhard Haniel und ihr Schwager Gottlob Jacobi erwarben von der ehemaligen Essener Fürstäbtissin Maria Kunigunde die St. Antony Hütte sowie Neu-Essen. Drei Jahre später beabsichtigten die drei Gesellschafter auch noch die dritte in der unmittelbaren Nähe befindliche Eisenhütte, die Hütte Gute Hoffnung, zu erwerben. Seit dem Jahre 1800 gehörte dieses Werk der Essener Witwe Krupp. Man beauftragte Heinrich Arnold Huyssen, ein weiterer Schwager, mit der Helene Amalia Krupp die Vertragsverhandlungen zu führen. Dabei entschloss sich der junge Huyssen jedoch nicht nur als Vermittler aufzutreten sondern kaufte die Hütte auf eigene Rechnung. Seinen Schwägern bot er an, die Hütte in das gemeinsame Unternehmen zu überführen, wenn er zu gleichen Teilen beteiligt werde. So entstand letztlich die Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel und Huyssen (JHH), die die Eisenhütten Gute Hoffnung, Neu-Essen und St. Antony vereinigten. Das Verhältnis zwischen Huyssen und Franz Haniel war stets angespannt.

Im Jahre 1809 erweiterten sich erneut die Geschäftsfelder der Fimra JHH. Aletta Haniel gab ihr Geschäft auf und übergab sie an ihre Söhne Gerhard und Franz. Seit dieser Zeit handelte er auch mit Kolonialwaren und betrieb ein allgemeines Kommissions- und Speditionsunternehmen.

Im Jahre 1806 verkündete Kaiser Napoléon I. in Berlin die Kontinentalsperre. Durch diese Maßnahme, die ein komplettes Handelsverbot mit England und englischen Waren vorsah, wollte man England auf wirtschaftlichen Bereich schwächen. Doch Franz Haniel beteiligte sich in jener Zeit sehr erfolgreich mit seiner Reederei an illegalen Getreidelieferungen nach England.

Nach Ende der napoleonischen Kriege verschiffte er zunächst Ruhrkohle in die Niederlande. Als nach der Gründung des Vereinigten Königreichs der Niederlande jedoch vermehrt die Kohle aus den belgischen Kohlebecken verwendet wurde und preußische Kohle - Ruhrort gehörte inzwischen zum Königreich Preußen - mit hohen Abgaben versehen wurde, entschloss er sich neue Absatzmärkte zu erschließen. Ähnliches widerfuhr ihm auch beim Handel mit anderen Gütern. So entschloss er sich neue Absatzmärkte zu erschließen und fand diese bald nach der Schaffung des Zollvertrages zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt im Jahre 1828 sowie dem Abschluss der Rheinakte von 1831 indem er seine Kohlen den Oberrhein bis nach Basel hinauf verschiffte. Nach der Sezession Hollands im Jahre 1830 konnte Haniel auch wieder diesen Markt beliefern, der nun dankbar preußische Kohlenlieferungen aufnahm.

Ebenfalls betrieb er eine eigene Ölmühle und Holzhandel mit Großbritannien. Auch beteiligte sich Haniel bereits seit dem Jahre 1803 immer wieder an zahlreichen Bergwerksunternehmen an der Ruhr. Sein Ziel war die Erschließung einer Kohlenqualität die zur Erzeugung von Hochofenkoks geeignet war. Bisher waren alle Versuche oberflächennahe Steinkohle in Koks umzuwandeln gescheitert und der eisenverarbeitenden Industrie stand nur Holzkohle als Brennmittel zur Verfügung. Die sogenannte Fettkohle, als Ausgangsmaterial für Hochofenkoks war nur in großer Tiefe erwarten. Die dort zu findende Kohle sollte auf Grund des Drucks des darüber liegenden Deckgebirges nur wenige flüchtige Bestandteile wie zum Beispiel Schwefel aufweisen. Als problematisch stellten sich jedoch die im Deckgebirge eingelagerten Grundwasservorkommen dar, welches in die Stollen lief. Es musste unter Einsatz von Dampfmaschinen abgepumpt werden.

So kam es im Jahre 1833 zu einem Prozess Haniels mit den preußischen Bergbehörden. Der Unternehmer wehrte sich gegen das durch die Bergbehörde ausgeübte Direktionsrecht. Das preußische Direktionsrecht stellte die Leitung der Zechen in die Verantwortung von staatlichen Beamten. Zugleich schrieb es den Zechenbetreibern zahlreiche Dinge, wie den Kohleabsatzpreis oder den niedrigen Lohn für die Bergleute vor. Aber auch verordnete es die Erschließung von Kohlenvorkommen im Stollenverfahren. Die Bergwerksunternehmer selbst waren als Gesellschafter wenig mitspracheberechtigt. Im Prozess wurde dem Unternehmer jedoch das Privileg eingeräumt die Kohlenvorkommen im teureren Tiefbau zu gewinnen. Einen ähnlichen Prozess führte er zur gleichen Zeit bei der Zeche Hagenbeck, der ältesten seit 1575 in Betrieb befindlichen Ruhr-Zeche, wodurch ihm wichtige Kohlenflöze zugesprochen wurden.

Auch dem technischen Fortschritt war er nicht abgeneigt. So führte er als erster den an der Saar betriebenen geschlossenen Koksofen ein, der die alten Holzkohlemeiler verdrängte. Und im Jahre 1841 ließ er den ersten Doppelkoksofen bauen. Dieser war größer als die bisher verwendeten Koksöfen an der Ruhr. Im Jahre 1842 galt er mit 184 Mitarbeitern in der Kokserzeugung an der Spitze der Ruhrunternehmer.

Zwei Stollen, die er in Mülheim an der Ruhr in den Boden treiben ließ, erwiesen sich jedoch als kostspielige Fehlspekulation. Der erste Stollen musste eine Mergelschicht durchstoßen, jedoch war die erreichte Tiefe im Jahre 1830 nicht mehr lohnend für einen Kohlenabbau.Ein zweiter Schacht der abgeteuft wurde, lieferte jedoch nur Kohle in minderer Qualität. Die von Haniel neu entwickelte und verwendete Tiefbautechnik sollte zukünftig weiterverwendet werden. Im Jahre 1847 begründete Haniel eine Gesellschaft mit dem Ziel die Zeche Zollverein in Essen-Karnap zu erschließen. Am Jahresende 1849 stieß man in 114 Meter Tiefe auf Kohle und im folgenden Jahr wurde der zweite Schacht auf Zollverein abgeteuft. Die dort geförderte Kohle konnte erstmals für den Betrieb von Hochöfen benutzt werden, damit war Haniel nach mehr als 20 Jahren intensiver Erschließungsarbeiten und hoher Investitionen an sein Ziel gelangt. Der Förderbetrieb konnte im Jahre 1851 aufgenommen werden und im Jahre 1853 förderte die neue Zeche bereits 100.000t Kohle. Nach der Erschließung von Osterfeld bemühte sich der Unternehmer um die Erschließung der Hüttenzeche Oberhausen, die im Jahre 1858 trotz der wirtschaftlichen Krisensituation ihren Betrieb aufnahm. Im gleichen Jahr übertrug er seinen gesamten Bergwerksbesitz an die Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen.

Im Jahre 1851 beantragte Haniel bei der preußischen Regierung in Berlin die Erschließung eines neuen Grubenfeldes am linken Niederrhein. Im Grubenfeld bei Homberg sollte, erst 8 Jahre nach dem Tode Haniels, die erste linksrheinische Zeche entstehen. Die Erschließungsarbeiten begannen bereits im Jahre 1857.Als jedoch im Jahre 1861 drohte eindringender Schwimmsand fast das gesamte Unternehmen zu gefährden. Erst im Jahre 1877 stieß man wieder auf feste Gesteinsschichten. Ein zweiter Schacht, der 1867 begonnen wurde, stieß bereits im Jahre 1872 auf Kohle und das Bergwerk Rheinpreußen wurde im Jahre 1876 - 8 Jahre nach dem Tode Franz Haniels- in Betrieb genommen.

In Ruhrort betrieb die JHH seit 1829 eine Werft die im Jahre 1830 das erste Dampfschiff mit einem Rumpf aus Eisen schuf. Die Werft produzierte überwiegend Personendampfschiffe für die Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Köln. In den Folgejahren betrieb die JHH auch einen Dampfschifffahrtsbetrieb zwischen der niederländischen Grenze und Köln. Im Jahre 1840 gehörte Haniel auch zu den Mitbegründern der Ruhrorter Dampfschleppschifffahrts-Gesellschaft, die in den 1840er Jahren Dampfschleppschifffahrt auf dem Rhein betrieb.

Haniel erkannte auch früh die Bedeutung der Eisenbahn als Transportmittel für den Transport von Kohlen aus den Gruben in die Hüttenwerke und den Transport von Produktionsgütern in die Abnahmegebiete.

Seine Bedeutung als führender Unternehmer an der Ruhr wurde auch dadurch deutlich, dass seine Stimme bei den Diskussionen über die Reformen der preußischen Berggesetzgebung gehört wurde. Im Jahre 1848 erfolgte seine Berufung in die Kommission die ein neues Berggesetz entwerfen sollte.

Insgesamt baute Franz Haniel ein sehr umfangreiches Unternehmen auf. So deckte er alle Glieder der Wertschöpfungskette ab, beginnend bei der Rohstoffgewinnung über die Güterproduktion, den Transport und den Verkauf der Produkte. eEr gehörte aber auch zu den sozial verpflichteten Unternehmern, gründete er doch für die Mitarbeiter der JHH in den 1830er Jahren Unterstützungskassen die später auf alle Unternehmungen Hanielsausgeweitet werden sollten. Aber auch in seiner Heimatstadt Ruhrort war der »rheinische Kapitalist« Franz Haniel als Wohltäter tätig. Gründete er doch die Ruhrorter Krankenstiftung und das Realgymnasium.

Für seine wirtschaftlichen Erfolge wurde der Unternehmer Franz Haniel im Laufe seines Lebens vielfach geehrt. So ernannte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1845 zum Kommerzienrat und im Jahre 1856 wurde er Geheimer Kommerzienrat. Bereits 1842 verlieh man ihm den Roten Adlerorden IV. Klasse und 1864 denselben Orden in der III. Klasse.

Franz Haniel war seit dem Jahre 1806 mit Friederike Christine Huyssen (1785-1867), Tochter des Essener Ratsherren und Kaufmanns Karl Isaac Arnold Huyssen (1751-1834). Das Paar hatte insgesamt 11 Kinder von denen nur 5 Söhne und die einzige Tochter ihre Eltern überlebten. Sein Sohn Hugo trat seine Nachfolge an der Spitze des Unternehmens an.

Johann Franz Haniel verstarb am 24.04.1868 wenige Monate nach dem Tod seiner Ehefrau im Ruhrorter Packhaus im Alter von 88 Jahren. Zuvor war dem Ehepaar noch das seltene Fest der diamantenen Hochzeit vergönnt gewesen.

Noch heute erinnern zahlreiche Orte in Duisburg und dem Ruhrgebiet an den Ruhrorter Unternehmer. So trägt noch ein Gymnasium in Duisburg-Homberg seinen Namen. Auch wurden in Duisburg-Ruhrort ein Platz und eine Straße in Moers nach den Unternehmer benannt. In Bottrop trägt die Zeche Haniel sowie die dazugehörige Halde Haniel noch seinen Namen.


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