Marie-Anne Charlotte de Corday d´Armont

* 27.08.1768 in Champeaux/Orne
† 17.07.1793 in Paris

Marie-Anne Charlotte de Corday d´Armont (1768-1793) ermordete Jean-Paul Marat.

Charlotte Corday wurde als 4. Kind des verarmten normannischen Kleinadeligen Jacques-François de Corday d´Armont und seiner Frau Charlotte-Marie, geborene Gautier des Authieux am 27.08.1768 geboren. Als Charlotte 9 Jahre alt war, zogen die Eltern nach Caen und bezogen dort ein Herrenhaus. Bei der Geburt des 5. Kindes stirbt die Mutter Charlotte-Marie, Charlotte Corday war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt.

Zusammen mit ihrer Schwester Éléonore wurde sie in der Abbaye-aux-Dames in Caen erzogen, einer bevorzugten Ausbildungsstätte des lokalen Adels. Sie kam dort in Kontakt mit den Schriften von Jean-Jacques Rousseau und Abbé Raynal. Nachdem die Abtei, wo sie als Privatsekretärin weiterhin arbeitete, durch die revolutionären Ereignisse schließen musste, fand sie bei einer Tante in Caen Unterkunft. Ihre beiden älteren Brüder, die die Militärakademie besuchten, verließen im Jahre 1792 Frankreich um sich dem Emigrantenheer des Prince de Condé (1736 - 1818) anzuschließen.

Im Mai und Juni 1793 wurden die Girondisten, denen sich Charlotte Corday angeschlossen hat, unter Führung von Robespierre und Marat aus dem Nationalkonvent ausgeschlossen. Corday, gewann zunehmend die Überzeugung mit Marat den Hauptverantwortlichen für die zunehmende Radikalisierung und den Bürgerkrieg zu treffen. Doch überschätzte sie den tatsächlichen Einfluss Marats. Sie entschloss sich mit der Postkutsche nach Paris zu fahren und ihn - wie ein moderner Brutus - auf den Stufen des Konvents in aller Öffentlichkeit zu erdolchen. Dieser Plan scheiterte jedoch und sie entschied sich, den »Freund des Volkes« Jean-Paul Marat in seiner Wohnung zu ermorden.

Unter dem Vorwand, sie wolle einige Girondisten aus ihrer Heimatstadt Caen, einer Hochburg der Konterrevolution, verraten wurde sie zunächst von Marats Lebensgefährtin Simone Evrard abgewiesen. So kündigte sie ihren Besuch schriftlich an und fuhr noch am selben Tage - ohne Antwort zu erhalten - wieder zu dessen Wohnung. Diesmal wurde sie vorgelassen. Jean-Paul Marat empfing sie in der Wanne sitzend. Nach einem kurzen Gespräch zog Charlotte Corday ihr Messer und stach auf den wehrlosen Mann ein. Sie verletzte ihn am Hals und an der Brust - etwa in der Nähe des Schlüsselbeins -erheblich. Durch die Wucht ihrer Stöße verletzte sie ihn auch an der Aorta und der Angegriffene sofort tot war.

Noch am Tatort wurde Charlotte Corday durch Nationalgardisten festgenommen. Dies geschah am 13.07.1793.

Sie betonte in allen Verhören, dass sie alleine und ohne Mitverschwörer gehandelt habe. Ihr letzter Wunsch war es, von einem Offizier der Nationalgarde portraitiert zu werden. Sie schrieb noch einige Abschiedsbriefe. In den Brief an ihren Vater bat sie diesen um Verzeihung, das Sie über ihr Leben so eigenmächtig verfügte. Weitere Briefe enthalten keine politischen Anspielungen.

In dem folgenden Prozess in dem ihr Claude François Chauveau-Lagarde als Verteidiger beigegeben wurde, äußerte sich die junge Frau mit den Worten:

»Ich habe einen Mann getötet, um hunderttausend zu retten«

Um den Anschein einer politischen Tat zu vermeiden sollte der Verteidiger, der später auch Marie Antoinette verteidigen sollte, auf Anweisung des Revolutionstribunals auf eine Geisteskrankheit seiner Mandantin plädieren. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde Charlotte Corday zum Tode verurteilt und starb am 17.07.1793 - vier Tage nach der Tat - unter der Guillotine.

Mit ihren Anschlag auf Marat steigerte die junge Frau jedoch zunächst die Popularität des Schriftstellers und Politikers in der Bevölkerung. So wurde er zu einem Märtyrer dessen Werk fortgesetzt werden müsse. Dies kam der revolutionären Regierung gerade recht und ein Marat-Kult ersetzte die unerwünschten Kruzifixe in den Kirchen. Corday erlangte Berühmtheit als Märtyrerin der Konterrevolution.

Schon unmittelbar nach der Tat und der Hinrichtung Charlotte Cordays wurde das Thema auch propagandistisch ausgeschlachtet. So wurden zahlreiche Dramen, Theaterstücke und auch Gedichte veröffentlicht, die den Ermordeten lobpreisten. Nur zwei zeitgenössische Arbeiten wurden der Attentäterin gewidmet. Zum einen das aus der Feder von André Chénier stammende Gedicht »Ode für Charlotte Corday«. Der Girondist Jean-Baptiste Salle widmete ihr ein seinerzeit nicht veröffentlichtes Drama.

Auch der Jakobiner Adam Lux aus Mainz, der sich zu jener Zeit in Paris aufhielt, veröffentlichte unter den Titel »Charlotte Corday« eine Broschüre, wo er die Tat guthieß. Sein Leben endete später, ebenso wie das von Chénier und Salle unter der Guillotine.

Alphonse de Lamartine (1790-1869) nannte sie in seinem Werk »Histoire de Girondins« einen »l’ange de l’assassinat« (»Mordengel«).


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