Isbelle de Charrière

* 20.10.1740 bei Utrecht
† 27.12.1805 in Le Pontet/Colombier

Am 20.10.1740 erblickte Isabella Agneta Elisabeth van Tuyll van Serooskerken auf Schloss Zuylen in der Nähe von Utrecht das Licht der Welt. Der Vater war Diederik Jakob van Tuyll van Serooskerken(1707-1776) und Heleana Jacoba de Vicq (1724-1768) die Mutter. Sie wurde von Gouvernanten in der französischsprechenden Schweiz aufgezogen sodass sie die französische Sprache innerhalb kürzester Zeit fließend beherrschte. Dank der liberalen Erziehung der Eltern genoss sie eine sehr ungewöhnliche Erziehung für jene Zeit.

Nach 1760 wurde David Louis de Constant d’Hermenches (1722-1785), ein Schweizer Offizier in holländischen Diensten, ihr Mentor und schon 1762 veröffentlichte sie ihre erste Erzählung »Le Noble« in französischer Sprache. Im folgenden Jahr traf sie mit englischen Literaturkritiker James Boswell (1740-1795) zusammen. Isabelle de Charrière begegnete während eines weiteren London-Aufenthalts im Jahre 1767 den schottischen Aufklärer und Philosophen David Hume (1711-1776). Zuvor wurde die junge Frau auch schon am englischen Hof empfangen.

Nachdem die charmante Frau zahlreiche Eheaspiranten, wie zum Beispiel Boswell abgewiesen hatte, heiratete sie am 17.02.1771 den aus der Schweiz stammenden Charles-Emmanuel de Charrière. Charière, der der Erzieher der jüngeren Brüder seiner Gattin war.

Nach der Eheschließung zog das junge Paar nach Colombier, wo es das Anwesen Le Pontet bewohnte. Während eines Paris-Aufenthaltes nahm sie Unterricht bei Maurice Quentin Delatour (1707-1788) in Zeichnen. Sie begann gleichzeitig eine Freundschaft mit den örtlichen Pfarrer Henri-David de Chaillet und Pierre-Alexandre du Peyrou. Letzterer verwaltete große Teile des Nachlasses von Jean-Jacques Rousseau und gemeinsam veröffentlichten sie dessen »Bekenntnisse«.

Im Jahre 1784 erschienen ihre Romane »Lettres Neuchâteloises« und »Mistress Henley« sowie zahlreiche weitere Publikationen, die teilweise durch Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804) und seiner Ehefrau Therese ins Deutsche übersetzt wurden. Das Ehepaar Huber wohnte eine Zeitlang in der Nähe von Colombier.

Im Jahre 1786 lernte sie den gerade 20jährigen Benjamin Constant, einen Neffen von Constant d'Hermenches kennen. Beide verband eine innige Liebesbeziehung, die jedoch vorläufig endete als sich Constant der Madame de Staël zuwandte. Jedoch dessen ungeachtet blieben beide in einem engen beruflichen und persönlichen Kontakt.

Isabelle de Charrière besitzt noch heute große Bedeutung für die Rezeption der deutschen Klassik im französischen Sprachraum. So ist ihre Bedeutung als Briefeschreiberin der Spätaufklärung und der Französischen Revolution insbesondere in der englischen und französischen Feministinnen-Forschung beleuchtet. Sie stand mit den bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit im brieflichen Kontakt und verstand sich als Mittlerin zwischen dem deutschen und dem französischen Kulturkreis. Trotz aller persönlichen Differenzen wurde sie von Anne Louise Germaine de Staël dafür bewundert. Charrière konnte jedoch der neu entstehenden deutschen Romantik nichts abgewinnen. Sie veröffentlichte gegen Madame de Staël gerichtete Schrift in der sie die Therèse Levasseur (1721-1801), die Witwe von Rousseau gegen Angriffe verteidigte.

Sie betätigte sich auch als Kunstförderin. So versuchte die Schriftstellerin junge talentierte Menschen aus der Region zu fördern und zugleich zum Schreiben anzuhalten. Dies betraf zum Beispiel die von hier entdeckte Henriette L'Hardy und später auch Isabelle de Gélieu, Tochter des Pfarrers Jonas de Gélieu. Im Jahre 1797 veröffentlichten beide Frauen eine französische Übersetzung des von Elizabeth Inchbald verfassten Romans »Art and Nature«.

Isabelle de Charière starb in der Nacht vom 26. Zum 27.12.1805 auf ihren Anwesen Le Pontet.

Werke:

  • Le Noble, conte, 1762
  • Lettres neuchâteloises, 1784
  • Lettres de Mrs Henley 1784
  • Lettres écrites de Lausanne, 1785
  • Caliste ou continuation de Lettres écrites de Lausanne 1787
  • Bien-né. Nouvelles et anecdotes. Apologie de la flatterie, 1788
  • Lettre à M. Necker sur son administration, 1791
  • L’émigré, comédie en trois actes, 1793
  • Lettres trouvées dans des portefeuilles d’émigrés, 1793
  • Trois femmes, roman, 1795
  • Honorine d’Userche : nouvelle de l’Abbé de La Tour 1795
  • Sainte Anne 1799
  • Sir Walter Finch et son fils William 1806

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