Maximilian Blumhofer

* 15.03.1759 in München
† 09.04.1834 in Aachen

Geboren wurde Maximilian Blumhofer am 15.03.1759 in München als Sohn des Torzöllners Anton und seiner Ehefrau Katharina Blaimhofer. Später führte er den Namen Blumhofer. Er besuchte das kurfürstliche Schulhaus - vor der Aufhebung 1773 war es das ehemalige Jesuitengymnasium - und zeichnete sich in der Dichtkunst und als Musiker besonders aus.

Während seiner Schulzeit lernte er sowohl Latein - Anspielungen finden sich später in seinen Werken - als auch die klassischen Werke der Antike. Auch Autoren wie Shakespeare, Corneille (1606-1684), Molière (1622-1673), Racine (1639-1699), Lessing (1729-1781) hatte er gelesen. Auch die zeitgenössischen Theaterautoren, wie Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797), dessen melodramatische Singspiele er lobend erwähnte, aber auch den aus Wien stammenden Philipp Hafner (1735-1764), der kostbare Possen schrieb, und Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg (1755-1836) sowie Johann Nepomuk Lengenfelder. Letzteren stand Blumhofer wohl auch persönlich nahe.

Vermutlich dürfte sein Lehrer und Rektor des Gymnasiums München Anton Leonhard Joseph Bucher (1746-1817) den jungen Blaimhofer den Zugang zu diesen Schriftstellern eröffnet haben. Ebenso dürfte dieser, der auch selbst als satirischer Schriftsteller tätig war, ihm den Zugang zur Satire eröffnet.

So fand sich in seinem ersten Stücke »Satyrische Schlittenfahrt«, einem zeit- und sozialkritischen Fastnachspiel nutzte er die Satire als stilistisches Mittel. Ebenso in seinem 1786 im Rheinland erschienenen Stücke »Die Luftschiffer« leugnete er nicht die Derbheit als »baurische Unmanier im Umgange«. Ein anderer Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens sollte das patriotische Drama werden. Mehrere solcher Stücke verfasste er im Laufe seines Lebens.

Nachdem er das Gymnasium verließ, ging er nach St. Petersburg, wo er als Musiker tätig war. Ob er Angehöriger des Orchesters des kaiserlich deutschen Theaters in St. Petersburg war ist anzunehmen. Sicher ist jedoch, dass er in Russland die französische Sprache erlernte. Dies sollte ihn in späteren Jahren innerhalb der französischen Verwaltung sehr hilfreich sein. Durch seine französischen Sprachkenntnisse war es ihm auch möglich sich außerhalb der deutschen Kolonie aufzuhalten, da sowohl der deutsche als auch der russische Adel die französische Sprache pflegten.

Zur gleichen Zeit, zu Beginn der 1780er Jahre, war Blumhofer als Theaterdichter tätig. Einen tieferen Einblick in die Welt des Theaters sammelte er vermutlich während seiner Arbeit als Musiker. Obwohl seine Stücke gedruckt wurden fanden sie bei den Theatermachern seiner Zeit keine Aufmerksamkeit. Der Münchener Theaterintendant Graf Seeau (1713-1799) fühlte sich von einer mündlichen Unterredung des jungen Autoren so überrumpelt, dass dies eine gerichtliche Verwarnung Blumhofers nach sich zog. Der Mannheimer Theaterintendant Dalberg würdigte im anlässlich der Übersendung seines Stückes »Die Luftschiffer« keiner Antwort. In Mannheim wurden in jener Zeit die Werke des jungen Friedrich SchillerSchiller aufgeführt.

Nach seiner Zeit in St. Petersburg, vermutlich zwischen 1784 und 1786, fand er eine Anstellung beim Grafen Maximilian Claudius Maria von Seyssel d'Aix in Düsseldorf als Hofmeister. Er kümmerte sich um die Erziehung des späteren preußischen Beamten Karl Theodor von Seyssel d'Aix (1780-1863).

Als Lehrer für Geschichte und Moral fand man Maximilian Blumhofer ab 1786 im rheinischen Krefeld. Neben diesen Fächern unterrichtete er auch Französisch - mit abendlichen Konservationsübungen - und Musikunterricht.

Im Jahre 1786 erschien auch seine theoretische Abhandlung »Theaterdichter«, in der er die Aufgabe des Theaterschriftstellers folgendermaßen charakterisierte:

Theaterdichter! ergreife die Fackel der Wahrheit, beleuchte sie im Angesicht des ganzen Volkes, beleuchte sie nahe, und sollens ie von dem Feuer deiner Fackel ergriffen, und verzehret werden.

In seinen späteren Stücken, insbesondere in seinen bayerischen Geschichtsschauspielen hielt er nicht mit seinen Einstellungen gegenüber dem Volke zurück. So verklärte er das Volk und zunächst noch die Fürsten. Er verdammte und misstraute schon in diesen Jahren denjenigen, die den Fürstenwillen ausführten und zeichnete sich als erbitterter Kirchengegner aus. So stellte er Mönche als Intriganten dar, die zur Durchsetzung ihrer Ziele nicht vor Mord zurückschreckten.

Auch schrieb er für die von seinem Lehrerkollegen Johannes Lang herausgegebene »Monatsschrift zur sittlichen Bildung und Vervollkommnung des Menschen - Der Familienfreund« zahlreiche Beiträge. Bereits im ersten Quartalsband 1787 verfasste er ein Lustspiel. Im zweiten Quartalsband schrieb er mit einer locker geführten satirischen Feder der Frage nach der Wahrheit auf den Grund. Geschickt kleidete er diese philosophische Frage in einen Streit über die Farbe des Chamäleons und führte in einem weiteren satirischen Dialog subjektive und objektive Ansichten über die Wahrheit eines Charakters vor. Auch in den folgenden Jahren folgten zahlreiche Beiträge für diese Zeitschrift.

Ein weiteres Betätigungsfeld für den ambitionierten Schriftsteller mit dem schwärmerischen Hingabe an die Sache der Menschheit bot die im Jahre 1788 gegründete Freimaurerloge »Von der vollkommenen Gleichheit«. Am 07.03.1789 wurde er in die Loge aufgenommen. Im Jahre 1791 war er Sprecher der Loge und unterstützte die von der Gothaer Loge ausgehende Bestrebung zur Gründung eines deutschen Nationallogenbundes.

Gerade für das Rheinland und die Stadt Krefeld brachten die Umwälzungen durch die Französische Revolution von 1789 einschneidende Folgen mit. Im Oktober 1794 besetzen Truppen des revolutionären Frankreichs die niederrheinische Stadt. Maximilian Blumhofer konnte seine bereits in St. Petersburg erworbenen französischen Sprachkenntnisse nun sehr hilfreich einsetzen. So ist zu vermuten, dass er sehr schnell zu Verwaltungsaufgaben durch die neuen Herren der Stadt herangezogen wurde.

Spätestens im Jahre 1797 hatte der Schriftsteller seinen Platz in der französischen Verwaltung gefunden. So gehörte er ab April 1797 dem Jülicher Land, der Regierung dieser Region, an und bereits wenige Monate später wurde er Präsident der Regierung des Jülicher Landes. Kurz vor seiner Berufung als Präsident wirkte er noch an Beurteilung der Rolle der Kirche im Jülicher Land mit, wo auch seine bereits aus den Theaterstücken bekannte kirchenfeindliche Haltung in politischen Schriften auftauchte:

Der Beichtstuhl, die Kanzel, der Altar, die Schulen, die Kirchenbesuche sind allzuviele Mittel in ihren Händen, um an ihr Ziel zu kommen, dieses ist zu herrschen, das Volk auf der Stufe der Dummheit zu halten und sich seine Arbeitskraft anzueignen. Oft ist durch kriminelle Priester versucht worden die Fackel des Fanatismus anzuzünden und das Volk anzustacheln. Aber das Volk ist weiser als seine Priester: es berechnet mit kaltem Blute seinen Vorteil und bleibt passiv. Man stelle der Taktik der Priester die der Philosophen entgegen: man erleuchte das Volk durch Reden, Gespräche, durch Gesellschaften, die eingerichtete werden sollten, man setze unmerklich und überall die Mittel wieder ein, die die Philosophie liefert, und die Priester werden ihre Macht verlieren.

In der Folge wurde er mit unterschiedlichsten Ämtern innerhalb der französischen Verwaltung im Departement Roer betraut. So wurde er im Februar 1798 als Richter, obwohl er niemals Jura studiert hatte, an das Obertribunal nach Köln berufen. Doch bereits im April 1798 kehrte er nach Krefeld zurück, wo er als Präsident des neu geschaffenen französischen Zuchtgerichtes fungierte. Zugleich stand er auch als Leiter der Anklagekammer einer Geschworenenbank vor. Kurz nach seiner Rückkehr wurde auch in Krefeld eine konstitutionelle Gesellschaft gegründet, ob er durch seine Erfahrungen in Jülich und Krefeld die treibende Kraft war ist ungewiss.

Unter der Krefelder Reunionsadresse vom 09.05.1798 stand sein Name an der Spitze, gefolgt von 90 Krefeldern, von denen die meisten zur gesellschaftlichen Spitze der Stadt zu zählen waren.

Schon nach einem halben Jahr, die Präsidenten eines Zuchtgerichtes wurden nur auf ein halbes Jahr gewählt, fand er eine Anstellung als Richter in Köln. Von April bis Oktober 1799 übernahm er als Präsident die Leitung des Tribunals in Kleve und war danach für ein weiteres halbes Jahr Richter am Kriminalgericht in Kleve. Bereits am 04.05.1802 wurde er zum Richter am Tribunal 2. Sektion in Köln berufen. Neben der Arbeit als Richter gehörte die organisatorische Einrichtung der neugeschaffenen Tribunale zu seinen Aufgaben. So mussten die notwendigen Räume für das Gericht und das Arrest- und Korrektionshaus gesucht und eingerichtet werden. So fand Maximilian Blumhofer für beide Häuser im Nonnenkloster einen Platz.

Aus seinen Briefen geht hervor, dass ihm der ständige Ortswechsel als Richter sowie die aufgeschobene Reorganisation des Gerichtswesens ihm nicht behagten. So versuchte er im Jahre 1798 eine Anstellung an der zu gründenden Kölner Zentralschule zu erhalten. Diese Bewerbung wurde auch von Ferdinand Franz Wallraf unterstützt, der ihn für einen geeigneten Kandidaten für den Geschichtslehrstuhl hielt. Doch bereits am 16.02.1799 verzichtete er mit der Begründung, das dass die Professur mit seinem Amt als Richter in Köln nicht vereinbar sei.

Maximilian Blumenhofers Eigenschaften als umfassend in Geschichts-, Philosophie- und Literaturwissenschaften gebildeten charismatischen Redners sowie seine Überzeugungsgabe setzte er in jenen unruhigen Jahren als cisrhenanisch-deutscher Patriot und später als leidenschaftlicher rheinischer Republikaner ein. So war Blumhofer am 07.01.1798 Redner in der Dürener konstitutionellen Gesellschaft als Redner zu Gast. Er pries den Staatsstreich vom 04.09.1797, in dem sich die Republikaner die Herrschaft im Direktorium sicherten, als Grundstein für eine Vereinigung des Rheinlandes mit der Französischen Republik und den Vertretern einer cisrhenanischen Republik ihre Aufgaben zuwiesen:

[…] zieht die Menschen aus ihrer Schlaffheit, öffnet das Buch der Natur, zeigt dass unsere Leiden darin nicht verzeichnet stehen; erklärt, dass der Aberglaube uns über den Ursprung unserer Unglücke trügt und dass die Erde die Abstammung der sie drückenden Übel nur dem Despotismus und der Sklaverei zuschreiben muss. Nehmt keinen Abstand, in allen Stücken den Eingebungen, den Ratschlägen der Freiheitsmutter Philosophie zu folgen.

Ebenso wie seine am 12.01.1798 gehaltene Rede über das Glück erschien diese in gedruckter Form. In der zweiten Rede zeigte er auf, wie man durch Überwindung rachsüchtiger Priesterwut zu einer Nation gelangen könnte:

Nicht Selbstliebe, sondern Menschenliebe, nicht Genuß, sondern Entbehrungen und Aufopferung für die Erreichung großer nützlicher Zwecke müssen unsere Handlungen bestimmen. […] Sollen wir die Feinde der Republik, die Feinde der Menschheit mit unserm Verstande, mit der Feder bekämpfen? Wir wollen sie bis auf den letzten Tropfen Tinte befehden. […] Sollen wir, um Englands nichtswürdige Regierung zu strafen, zu vernichten uns den Stürmen und Klippen aussetzen. Wir trotzen den Gefahren. Kann unser Blut, unser Leben den Sieg der Freiheit befestigen Wir geben es hin. So sind wir cisrhenaner gesinnt, diese Moral ist unser würdig. […] Mögen immerhin gewisse Leute im affektirten Kostüm erstaunt ausrufen C'est incroyable, ce sont des terroristes! Sie haben recht, es muss ihnen unglaublich scheinen, dass man eine so erhabene Moral in Ausübung bringen kann; denn sie sind wie die Eulen, die das Sonnenlicht nicht ertragen können. Sie heißen uns Schreckensmänner, und die sind wir auch, aber nur für Menschen ihres Gelichters und für Feinde der Republik. Und wohl uns allen und der Menschheit, wenn alle unsere Mitbrüder solche Schreckensmänner sind.

Als politischer Redner war Maximilian Blumhofer mehr Erfolg beschieden. Seine Schriften wurden bis an die führenden Persönlichkeiten des Direktoriums weitergereicht. Dies führte dazu, dass Richter Blumhofer zahlreiche wichtige Redneraufgaben übertragen wurden. So folgte eine weitere Rede am 29.02.1798 im Kölner Konstitionellen Zirkel. Er habe, wie eine zeitgenössische Zeitung schrieb, im populärsten und zugleich erhabenen Ton alles was zur Widerlegung und Beschämung der Feinde der Gleichheit gesagt werden könnte, ausgeführt.

Im Frühjahr 1798 verteidigte er in seiner Schrift »Rede über die Rede des Bürgers Shée« die rheinische Bevölkerung. Der ehemalige Präsident der Nationalregie Henri Shée hatte in seiner Rede vom 19.02.1798 die rheinischen Republikaner angegriffen. So warf er ihnen vor, dass die Hälfte immer noch dem aristokratischen Ancien Régime anhingen und die cisrhenanischen Schriftsteller nicht in der Lage wären, für die Sache der Menschheit überzeugend zu schreiben. In seiner Schrift wandte sich Blumhofer in heftiger Form gegen die Vorwürfe des Franzosen Shée und verteidigte die Haltung der Rheinländer aus ihren Erfahrungen mit der jüngsten politischen Entwicklung. Auch würden die Patrioten aus Folge einer langanhaltenden geistigen Unterdrückung fehlen.

In einer 47seitigen Broschüre griff Blumhofer unter den Titel die »Mönche und ihren Einfluß auf die Volksbildung« heftig an. Diese Satire verteilte er am Palmsonntag des Jahres 1798 unter das Kölner Volk und führte im Stile einer Predigt vor, in welche Sackgasse die katholische Kirche geführt hatte. Anlässlich einer Trauerfeier für die ermordeten Gesandten Bonnier und Roberjot, die auf dem Rückweg vom Rastatter Friedenskongress ermordet wurden, berichtete die »Politische und literarische Iris vom Niederrhein« wie folgt:

Darauf hielt der Bürger Blumhofer, Direceur vom Jury und Präsident des Zuchtgerichtets vom Bezirke von Kleve eine den Umständen angemessene Rede. Eine der Stellen, welche auf die Einbildungskraft des Publikums den meisten Eindruck machte, war diejenige, wo der Redner die Schatten Roberjots und Bonniers zu sehen vorgiebt, wie sie blaß, bluttriefend, in zitternder Haltung […] aus ihrem Grabe steigen, und mit Feuerzügen an das Trauergerüst dieses Worte schrhreiben: Rastadt - Meuchelmord - Wien Rache und darauf in einem Blitze verscwhinden, worauf ein Donnerschlag erfolgt, der den Zorn des Himmels und die Rache der Franken verkündiget.

In dem Artikel, der vermutlich aus der Feder von Blumhofer stammte, wurde nicht versäumt auf die Wirkung auf das Klever Publikum einzugehen. Die Kirche konnte die Menschen kaum fassen, die dieser politisch theatralischen Rede lauschten.

Im April 1803 wurde Maximilian Blumhoferan das neu eingerichtete Kriminalgericht in Aachen berufen. Zunächst übernahm er als Stellvertreter des Kommissars Wilhelm Vossen bei den Gerichten des Roerdepartements. Noch bis zum Jahre 1812 ist er Richter in der Stadt.

Nachdem im Jahre 1813 die französische Herrschaft im Rheinland endete und im Frühjahr 1815 das Rheinland durch den preußischen König in Besitz genommen wurde, begann man auch mit dem Umbau der Gerichtsverwaltung. Im Jahre 1820 wurde das Aachener Tribunal schließlich in ein preußisches Landgericht umgewandelt und Maximilian Blumhofer wurde auch weiterhin als Landgerichtsrat beschäftigt.

Maximilian Blumhofer starb am 09.04.1834 in Aachen.

Werke:

  • • Die Schweden in Baiern oder die Bürgertreue., 1783
  • Die Luftschiffer oder der Strafplanet der Erde., 1787
  • So handelt ein guter Fürst, so handeln rechtschaffene Bürger: ein Schauspiel in 5 Aufzügen / für das Kaiserliche Deutsche Hoftheater in St. Petersburg bearbeitet von Max. Blumhofer., 1786
  • Ueber den Theaterdichter, 1786.
  • Rede über die Rede des Bürgers Shée, 1798
  • Mönche und ihren Einfluß auf die Volksbildung, 1798

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