Friedrich Wilhelm von Bismarck

* 28.07.1783 in Windheim/Westfalen
† 18.06.1860 in Konstanz

Friedrich Wilhelm Graf von Bismarck wurde am 28.07.1783 im westfälischen Windheim geboren. Die Familie von Bismarck gehörte zu einem der ältesten Geschlechter in der Mark Brandenburg und Friedrich Wilhelm von Bismarck entstammte der rheinischen Linie des Geschlechts. Der Vater Heinrich Christian von Bismarck (1737-1804) kämpfte während des Siebenjährigen Krieges als Offizier bei den Lucknerschen Husaren. Seine Mutter war Klara Margaretha Katharina Louise Spannuth (1746-1787), Tochter des Gutsbesitzers Heinrich Ludwig Spannuth aus Windheim.

Im Alter von zwölf Jahren trat der junge Graf Bismarck, frisch konfirmiert, in die hannöverische Armee ein. Zu Ostern des Jahres 1796 wurde er Kadett im 14. leichten Infanterie-Regiment.

Als im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien erneut ausbrach ließ der französische Konsul Napoléon Bonaparte das Königreich Hannover besetzen. In Folge der Besetzung wurde das hannöverische Militär aufgelöst und der junge Offizier - Bismarck wurde im Jahre 1801 befördert - trat nun in die Dienste des Herzogtums Nassau. Es hielt ihn aber nur wenige Monate im Dienste seines neuen Souveräns ehe er nach England reiste und der Kings German Legion beitrat.

1805 nahm er an der englischen Expedition unter dem Befehl Lord Cathcart nach Norddeutschland teil. Ziel dieser Expedition war es zum einen die Rückeroberung des Königreichs Hannover und zum anderen den britischen Verbündeten auf dem Festland - Österreich, Russland und Neapel - eine Entlastung zu bieten, die sich in diesem Jahr im Kriege mit Frankreich befanden.

Graf Bismarck sah sich nach einem Duell im Jahre 1807 den Dienst in der Legion zu quittieren. Er kehrte nach Süddeutschland zurück. Seinem Wunsche Dienst in der württembergischen Armee zu tun, wurde ihm erfüllt. Der Graf fand mit Wirkung zum 18.08.1807 eine neue Anstellung bei der Reiterei des württembergischen Königs. Im Alter von 24 Jahren erfolgte seine Einstellung im Range eines Oberleutnants bei den Chevaurlegers und schon 6 Monate später erfolgte seine Beförderung zum Rittmeister im selbigen Regiment.

Im Kriege von 1809, die württembergische Armee trat in den Reihen des Rheinbundes, gegen Österreich an, konnte er sich einen Namen als wagermutiger Krieger verdienen. An der Spitze seiner Schwadron stürmte, unter dem Befehl Massénas, er bei Rindau kühn auf ein Jäger Bataillon zu. Sein Pferd, von drei gegnerischen Kugeln getroffen, brach mitten unter den Feinden tödlich getroffen zusammen. Er raffte sich schnell auf und verteidigte sich gegen die auf ihn eindringenden Bajonette. Zusammen mit ihm stürzten Oberleutnant von Blücher schwer verwundet sowie der Unterleutnant von Rüdt tot von ihren Pferden. Die Schwadron wich, ohne die Führung ihrer Offiziere, vor dem Feind zurück. Als Unteroffizier Seifferheld die bedrohliche Lage des Schwadronschefs erkannte stürzte er mit den Ruf »Unser Rittmeister!« diesem zu Hilfe und ries die gesamte Schwadron mit sich. Kurz darauf war Bismarck aus seiner misslichen Lage befreit und das feindliche Jäger Bataillon vernichtet.

Aus den Händen Kaiser Napoléon I. erhielt er, nachdem diese Geschichte dem Kaiser zu Ohren gekommen war, das Ritterkreuz der Ehrenlegion im Schloss Enz. Der König von Württemberg verlieh ihm das Ritterkreuz des Militärverdienst-Ordens und ernannte den kühnen Offizier am 08.11.1810 zum Major.

Im Jahre 1812 marschierten auch württembergische Truppen im Verband der Grandé Armée unter dem Befehle Napoléon I. nach Russland. Bismarck stand in den Reihen des Reiterkorps, dass von Marschall Ney befehligt wurde, und nahm an allen wichtigen Schlachten des Feldzuges teil. Er zeichnete sich voller Mut und Eifer aus. Der französische General Beurmann übertrug ihm besonders bei schwierigen Märschen das Kommando über die Avantgarde. Sein Mut zeigte sich zum Beispiel wieder in der Schlacht an der Moskwa am 07.09.1812 als ihm im Verlaufe der Schlacht drei Pferde unter dem Leibe erschossen wurden. Er wurde auf dem Wege nach Moskau von einem Nervenfieber heimgesucht. Es gelang ihm jedoch die württembergische Heimat sicher zu erreichen.

Major von Bismarck blieb jedoch nur eine kurze Ruhephase. Noch nicht wiederhergestellt und fieberkrank zog er im Frühjahr 1813 nach Sachsen. Er führte nun, nicht einmal 30 Jahre alt, das 1. Cheveaurlegers Regiment. Obwohl er sein Regiment auf dem Marsche nicht schonte, erreichte die württembergische Division das Schlachtfeld von Lützen zu spät. In der Schlacht von Bautzen erlitten die Württemberger jedoch große Verluste. Im Treffen von Seiffersdorff zeichnete sich der Reiteroffizier erneut durch persönlichen Mut aus und er wurde zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Am 25.05.1813 wurde Graf Bismarck in einem Vorpostengefecht in Schlesien schwer oberhalb des Knies durch eine feindliche Kugel verwundet. Ruhig stieg er vom Pferde, ließ sich die Kugel entfernen und als er wieder aufs Pferd steigen wollte, überwältigte ihn der Schmerz. Man brachte den Verletzten nach Görlitz, wo er seine Verletzung ausheilte. Nach seiner Genesung ging er wieder zurück an die Spitze seines Regiments.

Am 28.08.1813 wurde er erneut in ein Gefecht bei Jüterburg verwickelt. Sein Regiment stand auf einem vorgeschobenen Posten und war von 3.000 feindlichen Soldaten umgeben. Das Regiment schlug sich mehr als zwei Stunden mit dem Gegner herum ehe man den Gegner schlagen konnte. Der Herbstfeldzug endete für die württembergischen Truppen im Oktober 1813 bei der Leipziger Schlacht. Die meisten Verbände waren vernichtet oder aufgelöst.

Bismarck gelangte mit 30 weiteren Offizieren in alliierte Gefangenschaft. Die Gefangenschaft dauerte nur kurz, ehe er die Erlaubnis bekam in seine Heimat zurückzukehren. Anfang November traf er in Württemberg ein, wo der König Friedrich I. mit der Neuaufstellung der Armee begann. Es gelang ein zweites Mal im Schicksalsjahre 1813 1 Prozent der Bevölkerung zu uniformieren und auszurüsten. Prinz Adam von Württemberg erhielt das Kommando über die Reiterdivision. Bismarck, inzwischen Oberst geworden, wurde dem Prinzen als Generalstabschef beigegeben.

Ende Dezember verließ die Division Württemberg und ging bei Lörrach am 01.01.1814 über den Rhein. Bismarck konnte nun sein Talent, größere Reiterverbände zu führen, entwickeln. Die Soldaten liebten ihn, da er bemüht war nach einer Schlacht der Truppe Ruhe und Erholung zu verschaffen aber auch in den richtigen Momenten entsprechende Taten zu motivieren. Er verstand es auch, die Regimenter nicht unnütz in aussichtslose Gefechte zu führen. Er zog am 31.03.1814 in Paris ein und erlebte die Abdankung des Kaisers der Franzosen.

Als im Jahre 1815 Napoléon I. von Elba nach Frankreich zurückkehrte und in Paris einmarschierte, rüstete sich Europa für einen neuen Waffengang. Graf Bismarck ging erneut als Generalstabschef der württembergischen Reiterdivision mit dem Prinzen Adam ins Feld. Das Armeekorps des Prinzen bestand aus 21.000 Württembergern, 8.000 Hessen-Darmstädtern und 16.000 Österreichern. Es wurde längs des Rheins von Mannheim bis Kehl in Stellung gebracht. Die Schlacht von Waterloo besiegelte das Ende Napoléons.

Am 23.06.1815 überschritt Prinz Adam von Württemberg bei Germersheim den Rhein und drängte General Rapp bis Straßburg zurück, wo es am 28.06.1815 zu einem Gefecht kam. Die Württemberger bewiesen ihren Mut und Oberst von Bismarck bewies erneut sein Talent größere Reitereiverbände erfolgreich zu führen. Die Reiterdivision stand zwischen den hessisch-darmstädtischen und württembergischen Infanterie Divisionen um den Raum zwischen ihnen, der 3/4 Stunden betrug, auszufüllen. Als beide Divisionen bei ihrem Angriff auf die Dörfer Lampertsheim und Mundolsheim auf der rechten Seite und Suffelweiersheim auf der linken Seite befindlich waren, nutzte die Kavallerie den Augenblick und versuchte die französische Mitte zu durchbrechen. Unter dem Feuer einer Positionsbatterie, die den Übergang über die Süffel deckte, stürmte die Reiterdivision im Galopp über die steinerne Brücke und nahm diese Batterie. Sie warf auch die feindliche Kavallerie, die hier in Stärke von 5 Regimentern versammelt war, über den Haufen. Mit glücklichem Erfolg versprengte es die gegnerische Infanterie in mehrere Vierecke. Die Schlacht war nun gewonnen, der Gegner floh in den Schutz der Festung.

Das Württembergische Armeekorps wurde als Besatzungstruppe an die Loire entsandt. Im Oktober 1815 trat es den Rückmarsch nach Württemberg an. Der württembergische König Friedrich I. bezeugte durch die Verleihung des Grafentitels am 16.04.1816 einen weiteren Gunstbeweis. Der württembergische König machte den Grafen zu seinem Flügeladjutanten.

Nach dem Tode König Friedrich I. am 30.10.1816 begann sein Sohn Wilhelm I. eine Reorganisation des württembergischen Militärs. Die Reorganisation wurde durch eine Kommission aus Generalen und Obersten der Armee gebildet. Bismarck gehörte diesem Gremium an, ihm wurde insbesondere die Organisation der Reiterei übertragen. So entwickelte er mehrere Dienst-Vorschriften sowohl für den Inneren als auch den Felddienst. Er verfasste auch ein neues Exerzierreglement für die Reiterei. Alle diese Vorschriften wurden durch König Wilhelm I. bestätigt.

Durch das neue Exerzierreglement erhielt die württembergische Kavallerie eine hohe Beweglichkeit und Manövrierfähigkeit. Die württembergische Reiterei wurde in eine Division bestehend aus vier Regimentern und zwei Brigaden neu eingeteilt. Insgesamt erfuhr die neue Struktur und Taktik der württembergischen Reiterei im In- und Ausland große Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Im Jahre 1819 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor und im folgenden Jahre wurde er lebenslanges Mitglied in der Kammer der Standesherren des Württembergischen Landtages. Graf Bismarck wurde als Sondergesandter zunächst an den Karlsruher Hof entsandt und 1825 schickte man ihn in gleicher Mission an die Höfe in Berlin, Dresden und Hannover.

1830 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant. Im Jahre 1848 trat Bismarck in den Ruhestand und nahm auch nicht mehr an den Sitzungen des Landtages teil, Im Jahre 1853 legte er sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen nieder.

Seine Überlegungen und Erfahrungen mit dem neuen taktischen System formulierte er im Jahre 1818 in der Schrift »Vorlesungen über die Taktik der Reiterei«. Schon im folgenden Jahr erfolgte eine Neuauflage des durch die Kritik positiv aufgenommenen Werks. Im Jahre 1821 erschien auch eine französische Übersetzung des Werkes. Es folgten in den nächsten Jahren weitere Veröffentlichungen zur Taktik der Reiterei. Es folgten weitere Schriften unter anderem auch »Der Feldherr nach Vorbildern der Alten« worin er militärische Maximen der Kriegsführung entwickelte. Dieses Werk fand ebenfalls die Anerkennung und den Zuspruch der öffentlichen Kritik.

Im Jahre 1822 sammelte er alle seine Ideen, Ansichten und Grundsätze über die Reiterei und gab diese unter dem Titel »System der Reiterei« heraus. Er widmete das Werk dem Reitergeneral von Seydlitz. Es erschien in Berlin und gliederte sich in die Abschnitte »Materie oder Stoff der Reiterei« sowie »Form der Reiterei« und »Wesen der Reiterei«. Dies war eine revolutionäre und neue Einteilung. In seinen Schriften ist eine glühende Verehrung für den französischen Kaiser Napoléon I. zu erkennen.

Graf Bismarck heiratete am 07.09.1807 Augusta Amalia von Nassau-Usingen (1778-1846), der Tochter des Herzogs von Nassau-Usingen und geschiedene Landgräfin von Hessen-Homburg in Frankfurt am Main. Diese Ehe blieb kinderlos.

In zweiter Ehe heiratete er am 05.04.1848 Amalie Julie Thibaut (1824-1918). Dieser Ehe entstammten August Wilhelm Julius Graf von Bismarck (1849-1920) und Carla Gräfin von Bismarck (1851-1946), die im Jahre 1872 den Schweizer General Ulrich Wille heiratete.

Der Schriftsteller Joseph Stöckle (1844-1893) war während seiner Schulzeit in Konstanzer Großherzoglichen Lyzeum mit dem jungen Grafen Bismarck befreundet. So verkehrte er oft im Hause des Grafen und war diesem bis zu seinem Tode eng verbunden. Aufzeichnungen zu einer Biographie des Reitergenerals von Bismarck sowie ein Manuskript sind bis zum heutigen Tage verschwunden.

Der hochdekorierte Friedrich Wilhelm Graf von Bismarck verstarb am 18.06.1860, dem Jahrestag des Sieges über Napoléon bei Waterloo in seiner Wahlheimat Konstanz.

Werke:

  • Vorlesungen über die Taktik der Reiterei, 1819
  • Die Elemente der Bewegungskunst eines Reiter-Regiments, 1819
  • Der Felddienst der Reiterei, 1820
  • Felddienst-Instruktion für Schützen und Reiter
  • Der Feldherr nach Vorbildern der Alten
  • System der Reiterei, 1822

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