Johann Friedrich Ernst Albrecht

* 11.05.1752 in Stade
† 19.03.1814 in Altona bei Hamburg

Johann Friedrich Ernst Albrecht erblickte am 11.05.1752 in Stade das Licht der Welt. Seine Eltern waren der Arzt und Hofrat Günther Anton Heinrich Albrecht und dessen Ehefrau Katharina Dorothea, geborene Kolbe.

Nachdem er zunächst in seiner Heimatstadt die Schule besuchte wechselte der junge Albrecht an die Klosterschule nach Ifeld, wo er auf sein Studium vorbereitet wurde.

1769 schrieb er sich an der Universität zu Erfurt ein und begann sein Medizinstudium bei Prof. Johann Paul Baumer (1725-1771). Zu jener Zeit war es üblich, dass die Studenten auch bei ihrem Professor Aufnahme finden konnten und so lebte Albrecht im Hause seines Lehrers. Er lernte die Tochter Sophie kennen und beide verliebten sich in einander. Als im Jahre 1771 Professor Baumer überraschend starb, heirateten Johann Friedrich Ernst Albrecht und Sophie nach Ablauf des Trauerjahres. Noch im gleichen Jahr schloss er seine Studien erfolgreich ab.

Zwischen 1772 bis 1776 war Albrecht als Privatdozent an der Medizinischen Fakultät in Erfurt tätig. Er hielt vorwiegend Vorlesungen über Geburtshilfe, Geschlechtskrankheiten und Medizingeschichte. In dieser Zeit veröffentlichte er nur eine wissenschaftliche Arbeit unter dem Titel »Zootonische und physikalische Entdeckungen von der inneren Einrichtung der Bienen besonders der Art ihrer Begattung«.

Im Jahre 1776 veröffentlichte Albrecht sein erstes Theaterstück »Der unnatürliche Vater«. Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung als Leibarzt des Grafen Manteuffel (1726-1779) in Reval. Zusammen mit seiner Ehefrau zog der Mediziner nach Estland und das Paar unternahm einige Reisen durch das Land. Nach vier Jahren – Graf Manteuffel war 1779 verstorben – ging man nach Deutschland zurück und nahm in Erfurt seinen Wohnsitz.

Langsam etablierte er sich nun als Schriftsteller, während seine Ehefrau Sophie Albrecht sich der Theatergruppe von Pasquale Bondinis anschloss. Er begleitete seine Frau ab 1782 zu Auftritten nach Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main und Prag. Während des Aufenthaltes in Frankfurt freundete sich das Paar mit dem Dichter Friedrich Schiller an. So kam es, dass Schiller sein Stück »Don Carlos« im Hause der Albrechts vollendete. In derselben Zeit übersetzte Johann Friedrich Ernst Albrecht das Werk Jean-Jacques Rousseaus vom Französischen ins Deutsche.

Albrecht, der von Anfang an ein begeisterter Anhänger der Ideen und Ideale der Französischen Revolution war, wurde mit der Zeit eine der führenden Persönlichkeiten der Demokraten in Norddeutschland. Diese wollten die Errungenschaften der Französischen Revolution auch in Deutschland verbreiten.

In seinen politischen Schriften setzte er sich für die Abschaffung der Sklaverei ein, zeigte aber auch starke Sympathie für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg oder den Kampf der Holsteiner gegen die Schweden im 17.Jahrhundert.

Auf Grund der damals sehr strengen Zensur ließ er seine Romane anonym und mit fingiertem Druckorten erscheinen. Oft nutzte er auch die Form eines Schlüsselromans. In dieser Zeit entstand sein erotischer Roman »Lauretta Pisana«, der als einer der ersten erotischen Romane im modernen Deutschland anzusehen ist.

Anno 1795 ließ sich das Ehepaar Albrecht in der Nähe von Hamburg nieder, doch schon nach kurzer Zeit zogen sie nach Altona, das damals noch im Königreich Dänemark lag. Dort war die politische Verfassung deutlich liberaler als in Deutschland. Am 01.09.1796 gründete er das »Nationaltheater von Altona« und begann noch im gleichen Jahr mit der Veröffentlichung seiner politischen Zeitschrift »Der Totenrichter«.

Im Jahre 1798 ließ sich das Ehepaar Albrecht scheiden, damit Sophie den Schauspieler Ferdinand von Hahn (1779-1805) heirateten konnte. Nachdem diese Ehe durch den Tod von Hahns nur kurze Zeit andauerte, heiratete Albrecht seine geschiedene Ehefrau ein zweites Mal.

Ab etwa 1804 widmete er sich wieder seinen medizinischen Beruf und praktizierte in Hamburg als Arzt. Neben seiner medizinischen Tätigkeit konnte er mit seinen Schriften zur Sexualhygiene große Erfolge erzielen. Ab 1813 nahm er eine Stelle als Oberarzt in einem Militärhospital an. Während der Typhus-Epidemie infizierte er sich und verstarb am 19.03.1814 in Altona.

Werke:

  • Der unnatürliche Vater, 1776
  • Die Engländer in Amerika.Ein Schauspiel in vier Aufzügen.
  • Die Befreyung
  • Altona vor hundert Jahren
  • Lauretta Pisana - Leben einer italienischen Buhlerin, 1789
  • Dreyerley Wirkungen, eine Geschichte aus der Planetenwelt, 1789
  • Miranda, Geliebte Pansalviens, 1789
  • Uranie.Königin von Sardapanalien im Planeten Sirius, 1790
  • Die Kolonie, 1792
  • Pansalvin, Fürst der Finsternis und seine Geliebte, 1794
  • Saul der Zweyte, genannt der Dicke, König von Kanonenland, 1798
  • Kakodaemon der Schreckliche, 1800
  • Dolko der Bandit , 1801
  • Vernünftige Gesundheitspflege (1808)
  • Der Kinderarzt (1808)
  • Chirurgischer Rathgeber (1808)
  • Der Augenarzt (1809)
  • Die Heimlichkeiten der Frauenzimmer (1809)
  • Hülfe für alle, die an hypochondrischen oder hysterischen Übeln leiden (1809)
  • Allgemeines Hülfsbuch für das weibliche Geschlecht (1809)
  • Die Kopfschmerzen (1809)
  • Die Krankheiten des Gehörs (1809)
  • Die Kuhpocken oder Vaccination (1809)
  • Sichere Mittel gegen das Zahnweh oder der kleine Zahnarzt (1809)
  • Von der Krankheit und Heilart der Pollutionen beider Geschlechter (1809)
  • Die fünf Totenköpfe, 1810
  • weibliche Busen, nebst Mitteln, seine Schönheit zu erhöhen und ihn gesund zu erhalten, 1810
  • Der Beischlaf nebst einer vernünftigen Anweisung, wie man sich dabei zu verhalten habe,1810
  • Vollständiges Fieberbuch für alle Fieberkranken, 1810
  • Häusliches Handbuch der Wundarzneykunst, 1810
  • Diätetisches Handbuch für Kaufleute, 1810
  • Sichere Hülfe für alle, die an der güldenen Ader oder Hämorrhoiden leiden, 1810
  • Sichere Hülfe für Schwindsüchtige, 1810
  • Hülfsbuch für alle, die an Schwäche der Geschlechtstheile leiden, 1810
  • Allgemeines Hülfsbuch für das männliche Geschlecht, 1810
  • Husten, Katarrh und Schnupfen, 1810
  • Die Krankheiten der Haut, Ausschläge genannt, 1810
  • Allgemeines und vollständiges Lehrbuch zur Heilung aller venerischen Krankheiten, Kunst sie zu erkennen, zu behandeln, und im Nothfall, wenn man ohne Arzt ist, sich selbst davon zu befreyen, 1810
  • Rathgeber bei rheumatischen Schmerzen oder sogenannten Flüssen, 1810
  • Rathgeber für Schwangere, Gebährende und Wöchnerinnen, 1810
  • Die Wurmkrankheiten, 1810
  • Der Rathgeber in Krämpfen, besonders im Magenkrampfe, 1811
  • Praktischer Rathgeber gegen die Gicht, 1811
  • Die Ruhr, ihre Erkenntniß und sichere Heilmittel, 1811
  • Die Schleimkrankheiten, 1811
  • Die monatliche Reinigung des zweiten Geschlechts, 1812
  • Populärer Unterricht in Geburtshülfe, 1812

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